Schlafen, einschlafen, durchschlafen

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Geschrieben von felizitas am 21.12.2006, 10:12 Uhr

schleiche mich auch mal in dieses Forum

hallo liebe sandmännchen mamis,

ich habe jetzt eine ganze weile hier still mitgelesen und jetzt doch mal den mut gefasst, etwas zur ferber disskusion beizutragen.

vorab muss ich gestehen, dass ich vor einigen Jahren auch eine große anhängerin des Buches JKKSL war und die dort propagierte schlaflernmethode überall auf schärfste verteidigt hätte.

Der hauptgrund war der, dass ich nur stumpfes schreienlassen aus meiner familie kannte und es selber besser machen wollte.

mir erschien daher das regelmäßige checking up als sanfter und liebevoller und ich empfand dies als großen fortschritt gegenüber dem reinen schreienlassen.

die anderen gründe, die mich das buch so genial finden ließen, sind die selbigen die die ferber befürworter hier angeben, wie z.b. keinem ist geholfen, wenn die mutter auf dem zahnfleisch geht, ein kind muss doch auch schlafen lernen, sonst tut man ihm keinen gefallen.

von müttern die wie hier das ferbern ablehnen, hielt ich damals nicht viel, ich dachte, sie wären einfach nur zu feige, ihrem kind auch mal was zuzutrauen und würden sich und den kindern letztendlich nur schaden, weil sie ihren kindern eine unnötig ungünstige schlafhygiene anerziehen.

das die theorien dieses buches bei mir auf so fruchtbaren boden fielen, hatte letztendlich den tieferen grund, dass ich selber, in meiner tiefsten inneren haltung, es nicht hätte ertragen können, dass mein kind mich kontrolliert, davor hatte ich unheimliche angst, rein unbewusst natürlich.
hätte man mir das damals so gesagt, hätte ich warscheinlich pampig reagiert...

irgendjemand hatte es hier auch schon mehrfach geschrieben, dreh und angelpunkt ist die innere haltung zum eigenen kind, die eben durch eigene kindheitserlebnisse beeinflusst wird.
wenn wir es schaffen, die eigene negativen erlebnisse für uns zu bearbeiten, dann - wunderbar.
was sehr ungünstig ist, wenn junge mütter von heute ihre eigenen traurigen (früh-) kindlichen erlebnissen bagatellisieren und diese "hat mir nicht geschadet" haltung einnehmen.
das ist letztendlich eine verdrängungsstrategie unserer psyche.

ich selber bin habe im rahmen meines studiums seminare in Entwicklungspsychologie belegt und bin dadurch so schritt für schritt dahinter gekommen, was ferbern eigentlich bedeutet, voher unsere eigene haltung zum kind herrührt und konnte dann an mir selber eine echte innere wandlung feststellen.

bei meinem dritten Kind (jetzt 2,5 J) konnte ich mich endlich frei von diesen ängsten, dass kind kontrolliert mich mit seinem weinen, ganz auf sie und ihre GRUND-(!!!) bedürfnisse einlassen und es hat uns allen mehr als gut getan.

für die, die es interressiert die "harten fakten" hier nur mal so kurz wie ich kann:

ferbern ist nichts anderes als eine form der psychotherapie - nämlich die klassische verhaltenstherapie, etwas was eigentlich nur an menschen mit echten psychischen problemen von einem spezialisten angewendet werden sollte.

hier aber werden völlig normale babys, die lediglich dem (zugegebenermaßen für die Mütter schwer zu bewältigenden) "schwierigem Temperament" zuzuordnen sind, von ihren eltern sozusagen therapiert...

nun ist es aber so, dass verhaltenstherapien erwiesener maßen (nachzulesen bei martin dornes, die emotionale welt ds kindes) auch innere repräsentanzen verändern. im normalfall von therapie sollen da ja ungünstige innere repräsentanzen in günstigere umgewandelt werden, was ja auch funktioniert.
wie ist es aber bei der ferber-methode? was verändern die unwissenden eltern im unterbewusstsein ihrer kinder?
wer möchte dafür die verantwortung übernehmen?

das die methode meist funktioniert, ist klar, was aber sind die unerwünschten nebenwirkungen? schließlich werden - das kann man nicht oft genug sagen - völlig gesunde babys einer THERAPIE, noch dazu ausgeführt von laien, ausgesetzt!!!

ein weiteres indiz gegen die ferber methode ist die bindungstheorie, bei interesse bitte mal googeln.
nur soviel dazu:

mütter, die dem jeweiligen temperament ihres säuglings feinfühlig begegnen und seine signale angemessen beantworten, erhalten höchstwarscheinlich ein sicher gebundendenes kleinkind, was unendlich viele vorteile für das kind mit sich bringt.

mütter, die bewusst die bindungssignale (schreien, anklammern, nähe suchen) ablehnen und oft unbeantwortet lassen, erhalten oftmal die unsicher - vermeidend gebundenen kinder.
diese kinder wirken auf Laien oft übrigens besonders pflegeleicht, weil sie es gelernt haben, bindungsbedürfnisse zu unterdrücken.

dies bezahlen sie jedoch mit einem hohen preis, denn es handelt sich hierbei um eine reine überlebensstrategie, die für das kind mit einem hohen stresspegel einhergeht.

so, sicher war das lange nicht vollständig, was ich hier niedergeschrieben habe und einige von euch werden jetzt sicher einzelne sätze auseinanderpflücken und ganz ägerlich mit mir sein...

ich kann den ferberbefürworterinnen nur den tipp geben, horcht in euch hinein und beschäftigt euch ernsthaft mit entwicklungspsychologie BEVOR ihr an euren kindern eine laienhafte verhaltenstherapie ausübt...

liebe grüße an alle und frohe weihnachten von felizitas

 
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