Ich hab' das Punktesystem probiert und fand es null überzeugend!

Hallo,

ich habe bei meiner Tochter in dem Alter auch ein Belohnungssystem eingeführt. Sie wollte abends immer noch nicht allein einschlafen, sondern es sollte jemand danebensitzen. Für jeden Abend, den sie allein schaffte und ohne 100 Mal nach uns zu rufen, gab's einen Punkt. Bei 10 Punkten ein Geschenk.

Ich muss sagen, dass die Idee in der Theorie gut klingt. In der Praxis war sie sehr wenig erfolgreich, sondern hat meine Tochter nur stark unter Druck gesetzt. Es ist einfach so, dass Kinder im Kiga-Alter nur sehr wenig Selbstkontrolle besitzen, die kommt erst im Schulalter, und auch da nur langsam. Das Punktesystem verlangt aber Selbstkontrolle vom Kind. Meine Tochter war immer sehr traurig und enttäuscht, wenn es keinen Punkt gab. Sie fühlte sich dann bestraft, obwohl sie ja nicht wirklich etwas verbrochen hatte. Zwar erreichte sie mit ach und krach denn doch öfters die 10 Punkte (mit allabendlichem, ständigem guten Zureden, was auch stressig war). Unter'm Strich fand ich das Ganze aber nicht überzeugend im Ergebnis. Auch nach Wochen war keine echte, von ihr selbst kommende Besserung da. Das Problem Einschlafen verwuchs sich irgendwann später ganz von selbst.

Bei ihrem kleinen Bruder (jetzt dreieinhalb) verzichte ich ganz auf so ein Punktesystem. Ich finde, es hat auch sehr viel mit Dressur zu tun, ein wenig wie bei einem Hund: Schau, wenn Du brav bist, gibt's einen kleinen Hundekuchen! Die Erziehung eines Menschenkindes ist aber doch sehr komplex und alles andere als Dressur.

Ich finde das Verhalten Deiner Kinder völlig normal und altersgemäß, auch wenn es natürlich sehr anstrengend ist. Ich würde Ausflüge und Besuche, auf die die Kleinen sich schon lange freuen, niemals streichen. Das brächte ich nicht übers Herz. Auch hat so eine Strafe ja nichts mit der "Untat" zu tun, sondern ist ein rein willkürlicher, elterlicher Racheakt, hu? Ich fände es aber in Ordnung, die beiden dann nicht im selben Zimmer zu lassen, denn das ist keine Strafe, sondern eine logische Folge aus ihrem Verhalten.

Grüßle,

B.