Baby und Job

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Geschrieben von tinai am 10.07.2005, 22:08 Uhr

Da könnte man Romane schreiben...... .und fast wäre es einer geworden

...so viele Fragen hast du verpackt.

Vorab: Mein erstes Kind ist ein Junge, der ab seiner 5. Lebenswoche mit einem Au pair zusammen war, ab der 9. Woche bin ich voll arbeiten gegangen.

Es wird sicherlich schwer für Dich, Dich von ihm zu trennen. Ich habe entsetzliche gelitten, obwohl es ihm offensichtlich gut ging. Er war in meiner Nähe und wurde mir stets zum Stillen gebracht. Ich habe ihn nachts bei mir im Bett gehabt und viel im Tragetuch getragen, auch heute ist er noch ein Kind mit einem enormen Bedürfnis nach Körperkontakt.

Grundsätzlich sehe ich es schon als kritisch, dass Kinder vorwiegend von Frauen umgeben sind. Ihnen fehlen auch in Familien die männlichen Bezugspersonen (die halten sich nämlich oft ganz hübsch raus oder krakeelen wie Suppenkasper weiter unten was von "werden nach meinen Wünschen von der Mutter betreut"). Deshalb war ich froh, dass im Kindergarten ein Erzieher ist und wir haben den Schritt gewagt, einen jungen Mann als Au Pair aufzunehmen. Mein Sohn wünscht sich auch wieder einen Mann - ich weiß noch nicht, was wir genau machen.

Ich kann Deine Sorgen sehr gut nachvollziehen und diese Sorgen bleiben immer. Aber glaube nicht, dass Mütter, die zu Hause bleiben, sich diese Sorgen nicht machen. Schön, dass Du Bücher liest, aber glaube nicht jedes Wort. Es gibt nicht "die Jungen" und "die Mädchen". Es ist alles richtig was Du schreibst und trotzdem wird Dein Junge ganz individuell sein. Und es nützt da auch nichts irgendwelche Fehlentwicklungen zu erwarten. Versuche einfach auf Dein Gefühl zu vertrauen. Ich lese längst nicht mehr so viel, bin aber immer offen für andere Meinungen. Gerade hier im Forum habe ich viele Impulse bekommen, unsere individuelle familiäre Situation inklusive Betreuungsorganisation aus einem anderen Licht zu sehen. Man muss einfach immer wachsam sein und gegenlenken, wenn etwas nicht gut läuft. Aber das kannst Du bestimmt und Du wirst wie alle Mütter (berufstätig oder in Berufspause) Fehler machen. Aber so Kinder sind erstaunlich robust!

Mein Sohn ist jetzt 5. Er fällt durch sein überdurchschnittliches Sozialverhalten stets sehr positiv auf. Er ist kein Draufgänger und würde sich schon einmal unterbuttern lassen, aber er ist ein "glückliches" Kind, das Liebe verlangt und Liebe gibt. Ich habe aufgehört, mich zu fragen, wie alles wäre, wenn ich nicht gearbeitet hätte. Die Frage stellt sich nicht und keiner kann sagen, dann wäre das oder jenes besser. Ich sehe Kinder von "Vollzeit"-Müttern (wir sind doch eigentlich alle Vollzeitmütter), die mit 5 noch klammern und nirgends alleine bleiben können und genauso Kinder von voll berufstätigen Müttern, die rumpöbeln und andere Kinder prügeln.

Die Frage, ob ein Kind "wohlgerät" oder nicht, hängt meiner Meinung nach (und leider kann ichs nur platt oder pathetisch ausdrücken) davon ab, dass es bedingungslose Liebe erfährt und respektiert wird in all seiner wunderbaren Unvollkommenheit. Und das ist nicht eine Frage von "Quantität", sondern von "Qualität". Auch die Angst, ein ganztags betreutes Kind kenne seine richtige Mutter nicht mehr ist völlig hanebüchen! Ich kenne keinen einzigen Fall.

Wichtig ist, dass Ihr Euch frühzeitig Gedanken über die Form der Fremdbetreuung macht. Nehmt Euch Zeit zum Eingewöhnen (das ist allerdings mit 10 Wochen nicht so schwierig). Stimmt Euch vorher ab. Überlege, ob Du stillen willst (was einen kein bisschen weniger unabhängig macht - für mich war das auch immer Ausgleich für meine Abwesenheit, ich habe lange gestillt) und wenn ja, welche Vorkehrungen Du treffen solltest (kann das Kind gebracht werden, brauchst Du eine Pumpe - leg Dir einen Vorrat an etc.).

Wenn Dein Sohn da ist, ist es noch viel schwieriger, weil es einfach schwer ist, sich vorzustellen, nicht rund um die Uhr mit ihm zusammen zu sein, deswegen kümmert Euch früh, das gibt Sicherheit. Schaff Dir ein dickes dickes Fell an. Du wirst auf enorm viel Unverständnis stoßen, bis hin zu so unverschämten und grunddummen Sprüchen wie "warum kriegst Du denn ein Kind, wenn Du Dich nicht darum kümmern willst" - so was habe ich von Bekannten (vorwiegend Frauen) gehört.

Mir hat auch geholfen, als ich kapiert habe, dass ich neben Beruf und Kind nicht noch einen perfekten Haushalt und Gäste haben muss. Die Priorität müssen ganz klar anders sein. Der Haushalt komtm irgendwann auch wieder ins Lot.

Du schreibst, dass Dein partner auch sehr eingespannt ist, dennoch überlegt Euch, wie er sich beteiligt. Wie Ihr Aufgaben verteilen könnt. Evtl. könnt Ihr Geld für eine Putzfrau einmal in der Woche abzweigen, dann scheut Euch nicht, Euch eine zu suchen und wenn es nur alle 14 Tage 4 Stunden sind.

Mach Dir keinen Kopf darüber, was Du alles falsch machen kannst und in welcher Hinsicht Dein Sohn von der (immer enger werdenden) Norm abweichen könnte. Überlege lieber, wie Ihr aus Eurer Situation das beste für Euch alle drei machen könnt und das erhalten könnt.

Von Herzen viel Glück und eine Portion Selbstbewusstsein und Gelassenheit.

Tina

 
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