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Geschrieben von Hase67 am 17.09.2021, 8:55 Uhr

Quelle bitte? Ich finde nix. mittext

Ich habe es immer noch nicht gesehen, inzwischen aber so viel darüber gelesen, dass ich mir sicher bin, dass die einen "Redaktions-Knopf" im Ohr hatten - so wie alle Moderatoren von Sendungen. Die Kinder haben die Sendung vorbereitet, und sie hatten dabei redaktionelle Unterstützung.
Das Format (was ich vorher auch nicht wusste) läuft im Rahmen von Late Night Berlin, und das ist ja an sich schon ein satirisch angehauchter Latenight-Talk (nie gesehen, nur vor Anlaufen davon gehört), was zu Heufer-Umlauf passt. Diese Kinderreporter-Interviews sind ein Teil dieses Formats, Pauline und Romeo sind sozusagen "Medienprofis", die haben das schon mehrfach gemacht.

Interessant finde ich die Beobachtung: Je konservativer die Ausrichtung der beurteilenden Erwachsenden, umso eher wurde von einer "Instrumentalisierung" der Kinder gesprochen, weil Kinder sich natürlicherweise nicht so verhielten. Wenn man so etwas sagt oder schreibt, vergleicht man die beiden natürlich mit Kindern, die man selbst kennt - zum Beispiel aus der Familie. Es gab aber auch Kommentatoren, die - wie hier - schrieben: Yep, solche Kinder kenne ich auch. Die sind nicht gebrieft, solche Fragen zu stellen, sondern die stellen sie in so einem Format, weil sie wissen, das ist gerade im Gespräch und interessiert Erwachsene in Zusammenhang mit der aktuellen Politik.

Auf diese Beobachtung hin habe ich mir überlegt, wie "Kinder an sich" sich eigentlich verhalten. Kinder lernen hauptsächlich durch Nachahmung, und das, was die Erwachsenen in ihrer Umgebung machen, bedeutet für Kinder "erwachsen sein". Und Kinder wollen - zumindest, bis sie in die Pubertät kommen und anfangen, alles besser zu wissen und Erwachsene für die langweiligeren, schlechteren Versionen ihrer selbst halten - so werden wie die Erwachsenen, die sie kennen und gut finden. Das fängt ja schon damit an, dass Kinderspielsachen dann am tollsten sind, wenn sie möglichst "echt" wie Erwachsenenzeug aussehen. Darum gibt's Babyborns und Miele-Staubsauger im Kleinformat, darum gibt's Miniaturmodelle von Eisenbahnen, Autos und Flugzeugen. Kinder wollen so sein wie ihr Umfeld, und wenn das Umfeld politisch diskutiert, auf Demos geht und vielleicht sogar selbst journalistisch arbeitet (oder es im Umfeld oder in oft gesehenen Fernsehsendungen eine Person gibt, die das Kind bewundert oder ihr nacheifert), dann interessieren sich Kinder früh für so etwas und wachsen da rein. Wieso ist das mehr Manipulation/Instrumentalisierung von Kindern, als wenn man mit Kindern Casting-Shows oder Promi-TV guckt und mit den Kindern gemeinsam davon schwärmt, wie toll jemand aussieht oder singen kann? Oder wenn man mit Kindern Fußball guckt und neben Spielkommentaren auch noch einfließen lässt, welche Fußballer man "hot" findet? Sodass das Kind das übernimmt und als Mädchen vielleicht auch davon träumt, "Spielerfrau" zu werden? Wieso ist das eine "bäh" und unkindlich und das andere "normal"?

Das dürfte auch das Grundproblem sein, weshalb Leute die Fridays-for-Future-Kids und -Jugendlichen nicht für voll nehmen: Weil sie denken, dass Kinder und Jugendliche sich nicht eingehend genug mit den Themen befassen, für die sie da demonstrieren, sondern eigentlich nur schulfrei haben wollen. Dass es tatsächlich Kinder und Jugendliche gibt, die Klima- und Umweltschutz umtreibt und ihnen Sorgen macht, wird dabei unter den Tisch fallen gelassen. Weil sie ja angeblich sowieso nicht beurteilen können, was Klima- und Umweltschutz für Folgen hätte. Weil sie die Kosten nicht abschätzen können. Aber, mal ehrlich: Welcher Erwachsene, der politische Entscheidungen trifft (in dem er zum Beispiel an einer Wahl teilnimmt) ist denn so umfassend informiert, dass er "das große Ganze" beurteilen könnte? Erwachsene haben mehr Lebenserfahrung im Sinne von "Alltagsleben" und "Kosten des täglichen Lebens" oder was es heißt, im Berufsleben zu stehen. Aber haben sie damit automatisch mehr Ahnung von Politik, von globalen Zusammenhängen? Das ist doch ein Detailwissen, das man sich selbständig erarbeiten muss. Und so etwas können Kinder und Jugendliche bei entsprechendem Interesse und Begabung. Die Zusammenhänge mit dem Alltag (zum Beispiel, dass eine höhere CO2-Besteuerung höhere Benzin- und Heizölpreise und somit eine generelle Verteuerung bedeuten) müssen Eltern dann evtl. erklären, aber das kann man ja tun. Was ist daran "unkindlich"? Es bereitet Kinder doch auf ihr späteres Leben vor.

Es geht mir übrigens nicht darum, das Format zu verteidigen, das ich nicht kenne. Ich habe die Bilder gesehen, ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, einen Politiker auf ein Kinderstühlchen in ein bunt beleuchtetes Kinder-Zirkuszelt zu setzen und zu "grillen". Aber nur, weil Laschet sich da erneut von keiner guten Seite gezeigt hat - weil er patzig antwortet oder ausweicht, wie er das in anderen Interviews und Kandidatenrunden auch tut - muss man das nicht damit relativieren, dass er ja bewusst von redaktionell manipulierten Kindern "vorgeführt" wurde. Denn das ist Quatsch, Laschet schafft es ganz alleine, sich unmöglich zu machen.

 
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