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Geschrieben von Hase67 am 01.10.2021, 20:14 Uhr

Nicht gewusst - 2. WK

Ich hatte den Begriff "Erbschuld" deshalb bewusst in Anführungszeichen gesetzt, weil es von der rechten Szene als Kampfbegriff genutzt wird.

Mit meinem ersten Absatz bezog ich mich auf das allererste Posting in diesem Strang, das meinem Verständnis nach aussagt, die Behauptung, "man" habe von nichts gewusst, sei ein feiges Herausreden, gegen das man sich massiv wehren müsse. Als junge Frau habe ich das genauso gesehen, heute mache ich Unterschiede.

Ich will nicht verklären, was mein Urgroßvater und mein Großvater mit ihrer Mitgliedschaft in der NSDAP und als ranghoher Offizier getan haben, zumal ich von meinem Großvater keine sonderlich hohe Meinung als Mensch habe - er war sowieso ein Opportunist durch und durch, karrieregeil und machtbesessen, da passte die Parteimitgliedschaft wie die Faust aufs Auge. Sein Hemd war ihm immer näher als die Hose, andere Menschen haben ihn bestenfalls oberflächlich interessiert.

Die Situation der Frauen in meiner Familie mütterlicherseits dagegen sehe ich differenzierter. Da wurde auf Nachfragen auch abgewiegelt und Vieles verdrängt, aber ich renne heute nicht mehr emotional dagegen Sturm. Klar, sie haben Vieles stillschweigend mit angesehen und dazu geschwiegen, Mitläuferinnen waren sie in jedem Fall. Helden hatte ich in meiner Familie keine, was auch unmittelbar damit zu tun hatte, dass sie gesellschaftlich und wirtschaftlich einiges zu verlieren hatte. Darüberhinaus waren aber sowohl meine Großtante als auch meine Oma einfach extrem unbedarfte und sowohl gedanklich als auch wirtschaftlich unselbständige junge Frauen, deren Schuld vor allem darin bestand, einen Nazi-Vater und einen Nazi-Ehemann zu haben, denen sie sich in jeder Hinsicht unterordneten. Deshalb erlaube ich mir, aus heutiger Perspektive zu sagen, dass sie weniger Schuld auf sich geladen haben als die Männer, weil ihr einziger aktiver Beitrag darin bestand, in der Praxis meines Urgroßvaters mitzuarbeiten, der diese nicht verloren hatte, weil er Parteimitglied war und als erfahrener Arzt vermutlich "wichtig für den deutschen Volkskörper" war.

 
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