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Geschrieben von Schniesenase am 28.10.2018, 14:18 Uhr

Schreiben nach Gehör

Wie immer ist wohl auch hier die goldene Mitte die Zielgerade. "Lesen durch Schreiben" konservativ zu unterrichten, so, wie es ursprünglich ausgedacht war, ist nicht zielführend. Eine aufgeklärte "Lesen durch Schreiben"-Vorgehensweise ist es durchaus, und auch bei der Wahl der Methode kommt es immer wieder auf die einzelnen Kinder und Lehrenden an. Welchen Zugang eine Lehrkraft zu einer Methode hat und wie kompetent sie sie unterrichten kann, finde ich schon einmal sehr entscheidend. Aber auch Kinder haben verschieden stark ausgeprägte Aufnahmekanäle.

Beispiel: Ein Kind hat Probleme, Laute richtig zu herauszuhören. Ganz sicher sollte dieses Kind auch außerhalb der Schule Anregung und Unterstützung für eine gute Ausbildung des Sprach-/musikalischen Gehörs bekommen. Diesem Kind aber in Klasse 1 mit Lesen durch Schreiben zu kommen, würde bedeuten, von vornherein auf die schwächste Säule des Lerngebäudes zu bauen. Warum sollte man das tun? Weil man sich in den meisten allgemeinbildenden Schulen auf eine Methode einigt und diese dann entsprechend durchzieht, schon allein wegen der Anschaffung der Schülerbücher.

Ein anderes Kind, das evtl. Schwierigkeiten mit dem Sehen hat, hat es eh schon schwer, lesen und schreiben zu lernen, aber die Silbenmethode könnte es dann überfordern, weil noch verschiedene Farben zu unterscheiden wären.

Anders herum gibt es Kinder, die kognitiv und vom Hörvermögen so fit sind, dass man ihnen auch beim Lesen durch Schreiben von Anfang an erklären kann, dass es Laute im Wort gibt, die anders geschrieben werden als man das vom Klag erwarten würde. Beispiel: weiter = weita (oder im Bremer Raum "weitor" oder in Richtung SL-H/Mecklenburg eher "weitä" oder "weiteh"). Das sind aber Regelmäßigkeiten, die ein kognitiv für Regelverständnis empfängliches Kind schnell verinnerlicht. Ein anderes würde damit komplett überfordert und verunsichert.

Das zeigt einfach mal wieder, dass Lehrende, wenn sie es aufgrund der Klassengrößen und allgemeinen Rahmenbedingungen können, individuell schauen müssen, was die jeweiligen Kinder am besten brauchen. Eine allgemeine Aussage wie die, dass die Kinder ALLE BIS KLASSE ODER DATUM XYZ nicht korrigiert werden sollen, ist absolut nicht zielführend.

Also wie bei allen Dingen geht die Tendenz immer wieder zur Individualisierung, und das verlangt im Übrigen auch der Lehrplan in mittlerweile fast allen Bundesländern. Was die Realität zulässt, steht auf einem anderen Blatt. Eine Grundschullehrerin mit 26-30 Kindern in der ersten Klasse hat dazu kaum eine Chance.Sie ist froh, wenn einigermaßen gelernt wird, (egal wie). Sehr begabte Lehrkräfte schaffen es, ungefähr 20 Schülerinnen individuell im Blick zu haben, ohne dass jemand hinten runterfällt. Mehr übersteigt die Möglichkeiten. Aber auch im Lehrerberuf gibt es normal begabte, sehr begabte, weniger begabte und gar nicht so begabte, was die Fähigkeit angeht, die Schüler wahrzunehmen. Da kann man also schauen, wie man das Lesen- und Schreibenlernen am besten umsetzt.

Fatal finde ich die Forderung, eine Methode ganz zu verbieten. Denn dann können die Begabten, die solche Schülerinnen haben, die vom Gehör und Verständnis her das Lesen und Schreiben weitgehend selbst erlernen können, mit minimaler Begleitung durch die Lehrkraft, diese Schüler nicht mehr entsprechend ihrer Möglichkeiten fördern. Wie schade, dass so eine Möglichkeit für bestimmte Lerntypen kategorisch ausgeschieden würde. Und warum auch?

Wie immer ist Dogmatismus nicht der richtige Weg zum Ziel. ;-)

 
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