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Geschrieben von cube am 23.10.2018, 10:44 Uhr

Schreiben nach Gehör

Nur mal so am Rande - weil es immer mal wieder erwähnt wird im Zusammenhang mit Schreiben/Diktat etc.
Die Methode heißt nicht "Schreiben nach Gehör" - alleine das verfälscht schon den eigentlichen Ansatz. Sie heißt "Lesen durch Schreiben".
Und sie bedeutet nicht, dass Kinder einfach wild drauf los schreiben sollen und nichts korrigiert wird. Das passiert eher dadurch, dass Lehrer die Methode nicht richtig umsetzen oder umsetzen können aus Zeitmangel oder was auch immer.
Die Kinder lernen ein Wort in seine Laute zu zerlegen. Also der Baum wird in B-au-m zerlegt. Mit Hilfe des Anlaut-Lineals oder -Tabelle können die Kinder nun das Wort selbst schreiben - oder vielmehr die gehörten Laute suchen und abschreiben. So entsteht dann das gewünschte Wort. Selbstverständlich soll der Lehrer die so geschriebenen Wörter besprechen - also durchaus darauf hinweisen, wenn nochmal genau hingehört werden soll. Indem er zB mit den Kindern zusammen das Wort ins eine Laute zerlegt.
Gleichzeitig werden natürlich eigentlich auch ganz "normal" die einzelnen Buchstaben gelernt.
Und selbstverständlich gibt es auch bei dieser Methode später (und zwar nicht erst in Klasse 3) Lernwörter.
Und selbstverständlich werden auch Regeln gelernt.
Natürlich weist der Lehrer eigentlich auch früh darauf hin, dass wenn ich den Plural von "Pfert" bilde, ich sehr deutlich höre, das es ein "d" ist und kein "t".
So sollte es sein. Offenbar tun dies die meisten Lehrer aber eben nicht und dann ist natürlich der Rechtschreibsalat groß.
Dazu kommt, die meisten Eltern buchstabieren - es müsste aber lautiert werden.
Beispiel "Hasen": buchstabiert "Ha-a-es-e-en" - prompt schreiben die Kinder es "Hasn" (oder "Haasn") - weil im "en" das e doch schon drin ist ;-)
Lautiert wären es eben die "H-a-s-e-n".

"Lesen durch Schreiben" deshalb, weil über das selbst die Laute heraushören lernen, diese suchen und ab/aufschreiben das Lesen gleichzeitig geübt wird.

Unser Kind lernt nach dieser Methode (allerdings Montessori-Schule) und ich war auch erst gar nicht angetan - tatsächlich hat es bisher alle kurzen Wörter die es selbst geschrieben hat, richtig geschrieben.

Ich bin jetzt deswegen kein Verfechter geworden - habe aber festgestellt, dass je nachdem, wie der Lehrer sich bei dieser - eben deutlich aufwändigeren Methode für ihn - einsetzt, bisher noch nicht mein schlimmster Albtraum wahr wurde ;-) Und tatsächlich die Motivation, auch zu Hause zu schreiben, ziemlich groß ist.
Leider sucht er sich gerade gerne englische Wörter - und da steht dann natürlich "starwors" oder "batterflei" :-) Mein Favorit: "spässchattel"

 
25 Antworten:

Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von stjerne am 23.10.2018, 11:00 Uhr

Wenn ein Lehrer beim Elternabend sagt: "Wir unterrichten hier Schreiben nach Gehör", dann nutzt es herzlich wenig, dass die Methode mal anders gedacht war. Dann heißt das im schlimmsten Fall, dass ein Kind die gesamte Grundschulzeit hindurch völligen Blödsinn schreiben darf.
Habe beides erlebt: Schreiben nach Gehör bis zum Ende der 4. Klasse (mit Alibi-Diktaten, natürlich nur geübte Texte) und sinnvolles Einführen von Rechtschreibung, sobald die Kinder einigermaßen lesen konnten. Es hängt komplett am Lehrer und daher wäre ich dringend für die Abschaffung dieser Methode, die offensichtlich zu leicht falsch verwendet werden kann.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von Maxikid am 23.10.2018, 11:05 Uhr

Meine Große musste sehr, sehr mühselig nach der 2. Klasse auf richtig Schreiben umstellen. Ab der 5. Klasse, hatte sie dann eine sehr gute Rechtschreibung. Aber, hätte sie es gleich nach der alten Methode gelernt, wäre ihr einiges erspart geblieben. Und auch erst ab Klasse 5 mochte sie sehr gerne schreiben.

Die Kleine, 4. Klasse: Sie bekommt die Umstellung so gar nicht hin. Mal kann sie richtig schreiben und dann wieder nicht....für sie wäre die alte Methode auch besser gewesen. Die Kinder durften sehr lange so schreiben wie sie wollten.

Fazit: Für meine Kinder war das nichts. Die Schulen bei uns rudern auch wieder zurück zur alten Methode.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von Maxikid am 23.10.2018, 11:07 Uhr

PS: Meine Lütte kann sehr gut lesen, hatte sich das auch vor der Einschulung selber beigebracht. Hat immer die Buchstaben zusammengezogen....da war sie motiviert

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von cube am 23.10.2018, 11:12 Uhr

Ja, das sehe ich auch so - die Umsetzung ist wohl zum größten Teil schlecht.
Deswegen eine Methode an sich jedoch so zu verteufeln, ist aber meiner Meinung nach nicht richtig. Denn nicht die Methode ist dann schuld - sondern die mangelhafte Umsetzung.
Keine Frage: wenn wir es nicht schaffen, die Voraussetzungen für solche Methoden zu schaffen, muss auf andere, besser umsetzbare umgeschwenkt werden (in dem Fall eben Fibel-Methode).

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von imwesten am 23.10.2018, 11:19 Uhr

Die Methode funktioniert vielleicht in einer Kleingruppe mit individueller Betreuung.... Und in einer Gegend ohne Dialektfärbung der Sprache.

Ich achte wirklich darauf, dass meine Kinder sauberes Hochdeutsch sprechen - aber hier in Hessen wird nunmal vieles "weich" ausgesprochen. Eine Endung auf "er" klingt ziemlich nach "a".

Und vieles kann man einfach nicht hören, sondern nur lernen.... ein stummes "h" z.B.

Bei 20 Kindern in der Klasse - dazu noch 1. und 2. Klasse gemischt, klappt die Umsetzung auf jeden Fall nicht.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von memory am 23.10.2018, 11:39 Uhr

Hier unterschreib ich! Klasse mit 28 Kindern und dann noch sächsisch....."Ältern anstatt Eltern" war ja (erst)noch lustig.... vieles aber dann nicht mehr Diktate wurden abgeschafft , auf Beschwerden kam als Antwort , heute hat doch jeder Computer ein Rechtschreibprogramm.....! In Klasse 5 dann oh Wunder das große Erwachen.....Deutscharbeiten sehen bei uns in der Regel immer gleich aus :
Ausdruck:1
Form/ Umsetzung :1
Inhalt:1
Rechtschreibung/Grammatik 5-

Das Problem ist nicht , dass er es theoretisch nicht weiß , das Problem ist das mein Kind BIS HEUTE (Klasse 8.) beim Schreiben über viele Wörter NACHDENKEN muss. Es ist FAST NICHTS bei der Rechtschreibung in Fleisch und Blut übergegangen..(außer nat. die falsche Schreibweise)......schnelle Notitzen von ihm, sind immer noch gespickt mit zig Fehlern...oft eben wie man es spricht...und das dann mit Dialekt.

Bei uns wurde es Gott sei Dank wieder abgeschafft ! Ich hätte sonst für Kind klein eine andere Schule gesucht!
Ich bin auch nicht sauer auf die Methode...ich bin sauer , das man Grundschulkinder als Versuchskarnickel benutzt , mit völlig unausgegorenen , zum Teil nicht bis zum Ende durchdachten Sachen und völlig ahnungslosen Lehrern .

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von Shanalou am 23.10.2018, 12:07 Uhr

Ob das in der 8. Klasse noch an der Grundschule liegt, wage ich zu bezweifeln. Mein Sohn ist auch grauenhaft in punkto Rechtschreibung. Andere, die nach der gleichen Methode in der Grundschule unterrichtet wurden, sind hervorragend in Rechtschreibung. Es gab schon immer Kinder, die es einfach nicht konnten. Bei meinem Sohn wird es von Jahr zu Jahr besser. Wir sprechen übrigens auch Dialekt und Dialekt ist nun mal wie zweisprachig aufwachsen. Die einen können es gut, die anderen eben nicht. Es gibt wirklich wichtigeres.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von memory am 23.10.2018, 12:17 Uhr

Klar , allerdings sind die Grundlagen aus der Grundschule bescheiden und man will das als Kind nicht selbst ändern oder wird halt von Mutti in die Nachhilfe geschleppt......bleiben sie halt bescheiden! Ich würde sagen Schuldfrage 50-50

IHN stört es ja nicht......er meint. , er weiß ja was da steht!

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von stjerne am 23.10.2018, 12:52 Uhr

Das liegt daran, dass Kinder sich auf unterschiedliche Weise die Schreibweise von Wörtern einprägen. Einige erfassen und merken sich beim Lesen auch die Buchstabenfolge, andere prägen sich diese nur ein, wenn sie es selbst immer wieder richtig schreiben. Meine Große hat lange "di" statt "die" geschrieben, obwohl sie dieses Wort täglich hundertmal gelesen hat. Meine Kleine wäre gar nicht auf die Idee gekommen.

Wenn Kinder, die sich die Schreibweise durch korrektes Schreiben erarbeiten müssen, jahrelang Kraut und Rüben schreiben dürfen, tut man ihnen keinen Gefallen. Und wenn man ihnen dann noch vorwurfsvoll Kinder eines anderen Lerntypus' präsentiert ("bei dem hat es doch geklappt"), ist das schon unfair.

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Hessen

Antwort von Morla72 am 23.10.2018, 13:48 Uhr

Was du schreibst, ist aber eher Ruhrgebiet: Da wird aus Wetter Wetta und aus Gitter Gitta! (mit hartem doppel-T)

In Hessen wäre das eher (je nach Region auch wieder unterschiedlich) Weddä und Giddä oder Weddr (weiches r) und Giddr

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@Mola72

Antwort von imwesten am 23.10.2018, 13:59 Uhr

Nein, hier bei uns am Ort wird es tatsächlich mit "a" - gesprochen. Ein "r" wird fast ganz verschluckt (z.B. Gaden statt Garten). Und "Sch", "ch" und "k" werden quasi identisch ausgesprochen ... Versuch hier mal das Kirchenwäldchen vom Kirschenwäldchen zu unterscheiden .... Ist alles das Kärschewäldsche... Und das sollen die Kinder, die es täglich so hören, dann nach dem Gehör richtig schreiben können.

Von so tollen Sachen wie "isch mach dann mal ins Ort" (Ich gehe in den Ort) oder "Isch geh uff de Brugge nüber die Bach" (Ich gehe auf der Brücke über den Bach).. spreche ich dann besser mal gar nicht....

Es gibt nicht nur "ein Hessisch", sondern ganz viele Unterarten. Nicht jeder redet wie "Badesalz"

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"Lesen durch Schreiben" nach Reichen

Antwort von Tai am 23.10.2018, 14:03 Uhr

Vor etwa 25 Jahren war ich auf einem Vortrag des Schweizer Reformpädagogen Jürgen Reichen, der die Methode Lesen durch Schreiben entwickelt hat.
Es war absolut überzeugend und glaubwürdig, dass dieser Schriftspracherwerb der einzig Richtige sein muss.
Denn Reichens Grundgedanke war ja, dass die Kinder mit der klassischen Fibelmethode viel zu sehr korrigiert werden müssen und dadurch gar keine Lust am freien Schreiben entwickeln. Durch seine Methode würden die Kinder früh und ergolreich angeregt, eigene Texte zu schreiben, und das Bewusstsein für Rechtschreibung wäre zum Ende der Grundschulzeit trotzdem erreicht.

Leider sieht es in der Realität eben doch anders aus.
Nicht umsonst ist diese Methode in einigen Bundesländern inzwischen verboten.
Was bei einer homogenen Lerngruppe mit Kindern, die eine Rechtschreibsicherheit irgendwie im Blut haben, gut klappen mag, klappt nicht bei der immer größer werdenden Gruppe von Kindern mit Migrationshintergrund, Kindern aus bildungsferneren Schichten (und da denke ich, in der Montessori-Schule dürfte man Schüler aus diesen beiden Gruppen weniger antreffen...) und Legasthenikern.

Anlauttabellen findet man in den meisten Klassenzimmern der Erstklässler, um den Kindern den Buchstaben mit einem Bild zu verdeutlichen.
Heutzutage wird das Lesen und Schreiben doch vielfältig vermittelt, mti dem besten aus mehreren Methoden. Und die meisten Lehrer werden sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten doch auch größte Mühe geben!

Da doch bei jedem Elternabend darauf hingewiesen wird, dass die Eltern nicht buchstabieren, sondern lautieren sollen, kann ich mir nicht vorstellen, dass viele Eltern den von dir geschilderten Fehler machen, wenn sie mit ihren Kindern üben.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von SkyWalker81 am 23.10.2018, 14:47 Uhr

Gehörte Laute suchen und abschreiben...
gut und schön. Vieles in der deutschen Rechtschreibung ist aber nicht immer nachvollziehbar, noch weniger selbsterklärend. Warum z.B. schreibt man verstehen mit v und nicht mit f, sprich: Warum gibt es für einen gleichklingenden Buchstaben zwei Möglichkeiten ? Warum sagt man : Teater und schreibt:Theater ? Es gibt im Deutschen so viele Regeln wie es Ausnahmen gibt. Das ist und war schon immer den einen in die Wiege gelegt, den andern bleibt es ewig ein Rätsel.
Die Methode mag da gar nicht mal so das Problem sein.

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Re: "Lesen durch Schreiben" nach Reichen

Antwort von Carmar am 23.10.2018, 21:34 Uhr

Zitat: "Da doch bei jedem Elternabend darauf hingewiesen wird, dass die Eltern nicht buchstabieren, sondern lautieren sollen, kann ich mir nicht vorstellen, dass viele Eltern den von dir geschilderten Fehler machen, wenn sie mit ihren Kindern üben."

Der Hinweis sollte schon im Kindergarten gegeben werden.
In der Schule ist es viel zu spät.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von As am 23.10.2018, 22:25 Uhr

Weil das Deutsche keine phonetische Sprache ist, kann die Methode nicht gut funktionieren. Es gibt ja zu gleichen Lauten unterschiedliche Buchstabenzuordnungen. SPIELPLATZ schreibe ich, höre aber schbilplats, und da muss ich schon deutlich sprechen, es gibt vielleicht noch mehr Varianten.

Im Osten wurde die Schreiben durch Lesen-Methode vor der Wiedervereinigung nicht angewendet. Da gab es auch Rechtschreibversager, aber bei weitem nicht in diesem Ausmaß. Die meisten ostdeutschen Lehrer haben von Anfang an an der Methode gezweifelt, auch weil sie sofort deutliche Rückschtritte festgestellt haben. Viele schütteln jetzt verständnislos den Kopf und fragen sich, ob und warum es eine Expertenkommission brauchte, um diesen Mist als solchen zu erkennen. Viele Lehrer müssten gegen besseres Wissen mit der Methode lehren, war halt modern, kam aus dem Westen.

Von Vorteil mag ja sein, dass die Kinder tatsächlich eher und freier schreiben.
Nützt aber nichts, wenn es kein Mensch lesen kann oder will(weil es viel zu anstrengend ist, sich was zusammenzuraten)

Es war halt ne echte Luftnummer. Vielleicht werden in Zukunft noch n paar andere Nonsenslernmethoden enttarnt, die viel Zeit verschwenden und wenig Ergebnis bringen.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von kuestenkind68 am 24.10.2018, 0:38 Uhr

Ich habe zwei Kinder. Bei einem hat die Methode wunderbar funktioniert, beim zweiten war es die Vollkatastrophe. Warum? Weil mein Kind (wie wir dann leider erst am Gymnasium in der 5. Klasse herausfanden, als die Kinder einen Test machten, welcher Lerntyp sie sind) ein visueller Lerner ist. Er hätte sehr davon profitiert von Anfang an die richtige Schreibweise in einer Fibel bildlich vor Augen zu haben. Stattdessen hatte er kaum lesbare selbstgeschriebene Texte (die wir ja nicht korrigieren durften laut Lehrerin) und eine Sammlung an kopierten Zetteln. Kein Arbeitsheft, keine Fibel gar nichts. Bis heute kämpft er mit der Rechtschreibung. Und er ist bei weitem nicht der schlechteste in der Klasse. Wenn man mal die Deutschlehrer an den weiterführenden Schulen fragen würde, die schlagen alle die Händer über dem Kopf zusammen. Interessanterweise kann mein Kind nämlich im Englischen tatsächlich korrekt schreiben. Warum? Weil wir beim Vokabellernen von Anfang an die korrekte Schreibweise gleich mitgelernt haben.

Das Lesen durch Schreiben mag für manche Kinder toll sein. Aber die würden auch mit der klassischen Fibel Methode oder Silbenmethode gut und schnell schreiben lernen. Weshalb ich die Lesen durch Schreiben Methode aber für unakzeptabel halte, ist, dass die schwachen Kinder damit noch schwächer abschneiden. Das alleine disqualifiziert diese Methode doch schon. Man kann doch als Pädagoge nicht ernsthalft an einer Methode festhalten, die schwache Kinder noch schwächer macht. Kann ich wirklich nicht nachvollziehen.
Im übrigen empfehle ich mal eine Unterhaltung mit einer Lerntherapeutin. Die bestätigen dann nämlich, dass die Zahl der Kinder mit Rechtschreibproblemem massiv zugenommen hat seit dieser Blödsinn unterrichtet wird.

Mein Fazit: nicht auf die Lehrer hören, den Kindern zuhause die korrekte Schreibweise erklären, notfalls selbst ne Fibel zum Selbst- Nachlernen zuhause kaufen. Dann klappt das auch mit der Rechtschreibung.
Ich bin nämlich mittlerweile überzeugt, dass die hohe Erfolgsquote dieser Methode nur darauf basiert, dass die Eltern zuhause mit den Kindern die Rechtschreibung trainiert haben. Hat diesen Effekt eigentlich mal jemand untersucht? Wie erfolgreich wäre die Methode, wenn der Faktor Elternmitarbeit da rausgerechnet wird ;) ?

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von IngeA am 24.10.2018, 6:33 Uhr

Nein, die Methode an sich ist nicht schlecht. Es ist auch keine Methode um Schreiben zu lernen, sondern um lesen zu lernen.
Sobald ein Kind erfasst hat wie man liest, muss mit Rechtschreibung begonnen werden.
Und genau das ist der Knackpunkt. Das funktioniert an der Montessorischule, weil da ohnehin jedes Kind nach seinem Tempo lernen darf. Das funktioniert meist nicht in der Regelschule, wo alle im gleichen Tempo im Gleichschritt marschieren müssen. Das eine Kind kommt schon lesend in der Schule, das andere Kind kann erst nach Ostern wirklich lesen. Und alle anderen 22 Kinder liegen irgendwo dazwischen.

Nur hilft es wenig, dass die Methode an sich gut ist und das nur an der Umsetzung liegt. Wenn die Kinder mit der schlechten Umsetzung lernen müssen ist das trotzdem schlecht.

Meine beiden Jüngeren haben nicht mehr mit "Lesen durch Schreiben" gelernt (was nicht heißt, dass da auch oft Übungen zum heraushören der Laute dabei waren). Beide hatten am Schreiben nicht weniger Freude als die Große, die nach dieser Methode unterrichtet wurde. Dafür aber eine wesentlich bessere Rechtschreibung.
Und in der Klasse meiner Großen war die Freude in der 2. Klasse dann schnell vorbei, als alles was sie lautgerecht hingeschrieben haben dann rot angestrichen wurde.

In der 1. Klasse Applaus geklatscht für jede kreative Umsetzung in Schrift, in der 2. dafür ständig dran "rumgekrittelt". Nein, das war keine nörgelige Lehrerin, die Kinder hatten das so einfach noch nicht erfahren. Meine beiden Jüngeren kannten Korrekturen von Anfang an und waren dadurch nie demotiviert.


LG Inge

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wäre in Ö. sehr lustig...

Antwort von nils am 24.10.2018, 8:39 Uhr

In Österreich ist Schreiben nach Gehör Gott sei Dank nicht wirklich im Lehrplan verankert (ev. noch in der 1. Klasse).
Da kämen sonst wegen des Dialekts lustige Wörter raus wie z.B.

Goadnhittn = Gartenhütte
husig = tüchtig
Kochi = Computer
ufadaungs = versehentlich



Klar müssen die Kinder lernen, dass es viele Wörter gibt, die zwar in der Alltagssprache ständig gebraucht werden, aber sie beim Schreiben eben ein ganz anderes Wort verwenden müssen.

Das ist oft eine Herausforderung bei unseren Grundschülern

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von FCB2011 am 24.10.2018, 8:44 Uhr

Ich kann dir da nur zustimmen. Eine Freundin meiner Tochter tut sich wahnsinnig schwer mit dieser Methode richtig oder auch nur lautgetreu zu schreiben weil sie die Laute einfach im Wort nicht richtig wahrnimmt. Sie geht deswegen auch schon seit Beginn der ersten Klasse zum Logopäden, aber es fällt ihr immer noch sehr schwer. Ich bin überzeugt, wenn sie das Lesen/Schreiben nach einer anderen Methode gelernt hätten, würde des ihr viel leichter fallen und es waere auch für die Familie weniger Stress, wenn sie sich diese zusätzlichen Termine sparen könnten. Ich selbst finde es auch furchtbar,xwenn man z.b. Einträge im Freundebuch liest und erstmal überlegen muss was das Kind eigentlich meint. Da hab ich z.b. gelesen Hare kem, damit sollte wohl Haare kämmen gemeint sein

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Eben, WIE der Lehrer es einsetzt.

Antwort von Marianna81 am 26.10.2018, 15:31 Uhr

In der ersten Grundschule des Sohnes hat die Lehrerin die ersten zwei Jahre erlaubt einfach zu schreiben. Hunt, Toa, Bine?Egal, super gemacht und nen fetten Smiley drunter.
Dann kam die dritte Klasse und die Noten.
Für manche Eltern und Kinder gab es ein böses Erwachen.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von Schniesenase am 28.10.2018, 14:18 Uhr

Wie immer ist wohl auch hier die goldene Mitte die Zielgerade. "Lesen durch Schreiben" konservativ zu unterrichten, so, wie es ursprünglich ausgedacht war, ist nicht zielführend. Eine aufgeklärte "Lesen durch Schreiben"-Vorgehensweise ist es durchaus, und auch bei der Wahl der Methode kommt es immer wieder auf die einzelnen Kinder und Lehrenden an. Welchen Zugang eine Lehrkraft zu einer Methode hat und wie kompetent sie sie unterrichten kann, finde ich schon einmal sehr entscheidend. Aber auch Kinder haben verschieden stark ausgeprägte Aufnahmekanäle.

Beispiel: Ein Kind hat Probleme, Laute richtig zu herauszuhören. Ganz sicher sollte dieses Kind auch außerhalb der Schule Anregung und Unterstützung für eine gute Ausbildung des Sprach-/musikalischen Gehörs bekommen. Diesem Kind aber in Klasse 1 mit Lesen durch Schreiben zu kommen, würde bedeuten, von vornherein auf die schwächste Säule des Lerngebäudes zu bauen. Warum sollte man das tun? Weil man sich in den meisten allgemeinbildenden Schulen auf eine Methode einigt und diese dann entsprechend durchzieht, schon allein wegen der Anschaffung der Schülerbücher.

Ein anderes Kind, das evtl. Schwierigkeiten mit dem Sehen hat, hat es eh schon schwer, lesen und schreiben zu lernen, aber die Silbenmethode könnte es dann überfordern, weil noch verschiedene Farben zu unterscheiden wären.

Anders herum gibt es Kinder, die kognitiv und vom Hörvermögen so fit sind, dass man ihnen auch beim Lesen durch Schreiben von Anfang an erklären kann, dass es Laute im Wort gibt, die anders geschrieben werden als man das vom Klag erwarten würde. Beispiel: weiter = weita (oder im Bremer Raum "weitor" oder in Richtung SL-H/Mecklenburg eher "weitä" oder "weiteh"). Das sind aber Regelmäßigkeiten, die ein kognitiv für Regelverständnis empfängliches Kind schnell verinnerlicht. Ein anderes würde damit komplett überfordert und verunsichert.

Das zeigt einfach mal wieder, dass Lehrende, wenn sie es aufgrund der Klassengrößen und allgemeinen Rahmenbedingungen können, individuell schauen müssen, was die jeweiligen Kinder am besten brauchen. Eine allgemeine Aussage wie die, dass die Kinder ALLE BIS KLASSE ODER DATUM XYZ nicht korrigiert werden sollen, ist absolut nicht zielführend.

Also wie bei allen Dingen geht die Tendenz immer wieder zur Individualisierung, und das verlangt im Übrigen auch der Lehrplan in mittlerweile fast allen Bundesländern. Was die Realität zulässt, steht auf einem anderen Blatt. Eine Grundschullehrerin mit 26-30 Kindern in der ersten Klasse hat dazu kaum eine Chance.Sie ist froh, wenn einigermaßen gelernt wird, (egal wie). Sehr begabte Lehrkräfte schaffen es, ungefähr 20 Schülerinnen individuell im Blick zu haben, ohne dass jemand hinten runterfällt. Mehr übersteigt die Möglichkeiten. Aber auch im Lehrerberuf gibt es normal begabte, sehr begabte, weniger begabte und gar nicht so begabte, was die Fähigkeit angeht, die Schüler wahrzunehmen. Da kann man also schauen, wie man das Lesen- und Schreibenlernen am besten umsetzt.

Fatal finde ich die Forderung, eine Methode ganz zu verbieten. Denn dann können die Begabten, die solche Schülerinnen haben, die vom Gehör und Verständnis her das Lesen und Schreiben weitgehend selbst erlernen können, mit minimaler Begleitung durch die Lehrkraft, diese Schüler nicht mehr entsprechend ihrer Möglichkeiten fördern. Wie schade, dass so eine Möglichkeit für bestimmte Lerntypen kategorisch ausgeschieden würde. Und warum auch?

Wie immer ist Dogmatismus nicht der richtige Weg zum Ziel. ;-)

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von stjerne am 29.10.2018, 21:18 Uhr

Ich stoße mich etwas daran, dass Du Rechtschreibung und Intelligenz verknüpfst. Meines Erachtens ist das kein Zeichen mangelnder kognitiver Fähigkeiten, wenn ein Kind mit "Schreiben nach Gehör" (denn das war es hier nun einmal, es ging ums schreiben lernen, fürs Lesen hatten sie ja eine Fibel) nicht klar kommt.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von Schniesenase am 30.10.2018, 21:46 Uhr

Aber das habe ich doch unterschieden, dachte ich: "Kognitiv UND vom Hörvermögen her". Abgesehen davon sind kognitive Fähigkeiten ja verschiedene. Hier ging es ums Regelverständnis. Ich wollte damit sagen, dass die kognitiven Fähigkeiten (das meint nicht die Intelligenz) das Kind in die Lage versetzen, Regeln umzusetzen. Es gibt auch intelligente Kinder, die eben nicht gut über Regeln lernen können. Bei ihnen sind die kognitiven Fähigkeiten in diesem Bereich nicht gut ausgebildet bzw. untergeordnet. Das hat ja auch was mit der Priorisierung im Gehirn und den individuellen Hauptlernkanälen zu tun.

Ich glaube, das ist ein Missverständnis. Das Kind muss nicht weniger intelligent sein, weil es nicht gut übers Gehör schreiben lernen kann.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von stjerne am 30.10.2018, 23:08 Uhr

Sorry, für mich ist das Thema halt echt ein rotes Tuch, weil die Rechtschreibung meiner Tochter durch vier Jahre (!) Schreiben nach Gehör konsequent an die Wand gefahren wurde.
Klar hat sie die Regeln verstanden, aber da sie sich nicht automatisieren konnten, hatte sie jahrelang größte Probleme. Erst jetzt (Oberstufe) bessert es sich. Dabei gehört sie zu den Jahrgangsbesten, ohne Schwierigkeiten in irgendeinem anderen Bereich.

Ich bin da wohl etwas empfindlich, tut mir leid.

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Re: Schreiben nach Gehör

Antwort von Schniesenase am 31.10.2018, 13:30 Uhr

Das kann ich gut verstehen. Würde mir vielleicht auch so gehen.

Aber dann ist das eine besonders tolle Leistung, dennoch so weit gekommen zu sein! Kompliment an sie und Euch als Team!

Es bestätigt nur die Notwendigkeit, in der Schule von dogmatischen Lernvorstellungen wegzukommen und die Möglichkeiten der Einzelnen anzuschauen und zur Lernbasis zu nehmen. Eine große Herausforderung, die nur wirklich gelingt, wenn das System weiter angepasst wird.

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