Rund um die Erziehung

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Geschrieben von cube am 27.01.2019, 14:02 Uhr

was ich mir erhoffte

In dem, was Perspektiven hier mit "emotionale Ebene" meint, sehe ich einen Mischmasch aus verschiedenen Dingen, die so nichts miteinander zu tun haben.

Ich denke, er bezieht sich zT auf das Sender-Empfänger-Modell, dass davon in seiner weiterentwickelten Form zB von Watzlawick davon ausgeht, dass es eine Sachebene und eine Beziehungsebene gibt. Watzlawick hat den Satz geprägt "Man kann nicht nicht kommunizieren" = auch wenn ich nichts sage, kommuniziere ich über meine Mimik, Gestik, Tonlage, Körperhaltung. Und ja, ich kann diese bewusst zur Verstärkung einsetzen - oder eben auch zu manipulativen Zwecken.

Bspl.: Sender (Chef) begrüßt MA mit den Worten "Ich freue mich, dass Sie so kurzfristig Zeit hatten" - verschränkt dabei aber hinter dem Schreibtisch sitzend die Arme. Auf der Beziehungsebene kommuniziert er damit etwas anders, als die Sachebene wörtlich sagt.
Der Empfänger ist nun verwirrt. Kennt er den Chef und weiß, dass dieser ein unsicherer Mensch ist, interpretiert er dies als Unsicherheit und reagiert bestenfalls mit einer offenen Körperhaltung = "ich tue dir nicht/bin offen für dich". Üblicherweise würde aber der Empfänger eher seinerseits mit verschränkten Armen und zurückgelehntem Oberkörper reagieren, da er sich auf der Beziehungsebene abgelehnt fühlt und sich gegen diese negative Empfindung schützen will.

Innerhalb einer Diskussion gibt es aber eben auch noch eine andere Form der Sach- und Beziehung- bzw. eher emotionalen Ebene. ZB Frau ärgert sich über Unpünktlichkeit des Partners. "Immer kommst DU zu spät. DU respektierst mich nicht. DU verdirbst mir meine Planung" etc. Der Sachpunkt ist die Unpünktlichkeit - aber sie kommuniziert nur auf der emotionalen Ebene mit Schuldzuweisungen. Hier sollte man eben die Ebenen voneinander trennen zB durch Ich-Botschaften "Ich ärgere mich über deine Unpünktlichkeit. Ich fühle mich und meine Pläne dadurch nicht respektiert". Jetzt hat sie einen sachlichen Grund genannt für ihren Ärger, gleichzeitig ihre Emotionen geschildert, ohne ihm als Person die Schuld zu geben. "Schuld" ist ja die Handlung Unpünktlichkeit = Sache.
Und auch hier kann ich natürlich bewusst manipulativ meine Emotionen einsetzen, um jemanden zur gewünschten Handlung zu drängen.

Als Mutter darfst du also durchaus auch sagen, dass du dich ärgerst wenn zum x-ten Male nicht gehört wird, solltest aber eben den Ärger als Emotion nicht als Grund für dein Verbot nennen, sondern die Gefahr durch den heißen Herd = Sachgrund/-ebene. Genau das tust du ja wohl auch.

Alle Modelle sind natürlich sehr theoretisch und können/sollen gar nicht 1:1 umgesetzt werden! Es geht dabei darum, sich dieser Dinge bewusst zu sein (auch sich selbst mal zu reflektieren in seiner Kommunikation) und sie dann in einem adäquaten Mix einsetzen zu können. Ganz wichtig ist nämlich auch Authenzität. Jemand der nur in Modellen spricht, ist nicht authentisch. Er wirkt emotionslos, formelhaft. Ja, als Mutter darf man auch mal sagen "verdammte Axt, lass das jetzt, ich bin kurz vorm ausrasten" - DAS ist authentisch und menschlich :-)

So, ich hoffe, ich habe jetzt nicht zu verquacksalbert geschrieben. Wenn ja, bitte ruhig sagen.
Ich gebe zu, es ist mir inzwischen ein Anliegen (wg. Perspektiven), diese Missinterpretationen und falschen Beispiele von Kommunikations-Theorien halbwegs zu korrigieren und hole vielleicht zu weit und theoretisch aus.

 
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