Coronavirus

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Geschrieben von FrauStorch am 01.04.2020, 22:21 Uhr

Auf Abstand bestehen

Das Problem ist doch, dass die PERSÖNLICHE Gefahr des Virus im Vergleich zu anderen Erkrankungen und deren Wahrscheinlichkeiten (oder gar Unfällen) völlig überschätzt wird. Du könntest mit Vorerkrankungen genauso Probleme durch eine andere Erkrankung bekommen, durch ein Grippevirus oder sonstwas. Du könnest dich auch an die Straße stellen und jeden Autofahrer anscheißen der zu schnell fährt weil der auch statistisch relevant andere Menschen gefährdet. Tust du das? Die gefährden übrigens auch Kinder, mehr als dieses Virus.

Die besondere Gefahr dieses Virus liegt für den großen Teil der Bevölkerung nicht in der Erkankung sondern in der Tatsache, dass es keinerlei Herdenimmunität gibt und es damit zu einer massiven Verbreitung bekommt. Eine Verbreitung die so massiv ist, dass das Gesundheitssystem überlastet ist und DESWEGEN viel mehr Menschen sterben. Menschen die sonst nicht sterben müssten.
Wer so vorerkrankt ist hat auch hohe Risiken für andere Infekte. Nicht nur für dieses Virus. Deswegen jetzt jeden anderen Menschen als PERSÖNLICHEN FEIND zu sehen ist doch völlig daneben. Wir alle sollten uns an die Regeln halten, das gilt aber für die statistisch relavante Gesamtheit und dafür dass das System nicht überlastet wird. Ein großer Teil der Menschen wird sich doch so oder so anstecken. Auch mit dieser Methode. Und das ist kein großes Problem (statistisch, im Einzelfall natürlich immer, aber das gilt im Zweifel auch für Influenza, Krebs und Co) wenn es nur langsamer passiert als explosionsartig.

Und ja ich nehme mir raus das zu sage weil ich gehöre zu den systemrelevanten. Ich arbeite mit Patienten in einem Krankenhaus. Nicht in der Somatik sondern in der Akutpsychiatrie. Ich hab den ganzen Tag mit Menschen zu tun die mit Hygieneregeln nichts anfangen könne, die teils zu krank sind um all diese Regeln 1:1 zu befolgen. Die z.B. völlig psychotisch und verwahrlost auf der Straße aufgegriffen werden. Die Drogenabhängigen die damit kämpfen müssen dass die Grenzen zu sind, die Drogen rar und teuer werden und die in Versorgungsnot kommen und schwer entzügig werden. Die Obdachlosen die keiner mehr versorgt. Wir drehen deswegen auch nicht durch. Und wir keifen nicht rum. Wir kümmern uns weil diese Menschen Hilfe brauchen und gerade vom ambulanten System hängen gelassen werden. Das sind die Menschen, die übrigens in der Somatik nicht führbar sind wenn sie infiziert sind weil sie nicht einfach in einem Bett liegen bleiben und sich nicht isolieren lassen.Die teils gewaltätig übergriffig werden (ob infiziert oder nicht). Mit denen müssen wir dann klar kommen.
Erzähl mir also nix von der Arbeit am Menschen. Wir haben die, die die Gesellschaft nicht mehr will. Und wir arbeiten auch in einem Hochrisikobereich. Doch keiner von uns geht seine Mitmenschen so an und glaub mir, wir erleben da viel mehr Distanzlosigkeit als sonstwo. Einfach weil viele dieser Menschen krankheitsbedingt ein anderes Nähe-Distanz-Verhalten haben. Und auch wir haben ausreichend Kollegen mit Vorerkrankungen und Risiken. Auch mit kranken Kindern zu Hause. Auch das gibt es alles bei uns. Aber wir verlieren nicht unsere Menschlichkeit. Und nicht unser Blick fürs ganze. Das gilt übrigens auch für all die Kollegen in den Heimbereichen, die z.B. mit Menschen mit Behinderungen arbeiten.

NATÜRLICH könnten diese Leute auch auf der anderen Straßenseite laufen. Aber das was du darauf machst und wie du das als Gefahr aufbauschst und (und das finde ich viel schlimmer) diese "Verpetz"-"Anzeig"-"ich-klage-dich-an" Haltung entsteht, das macht mich sehr sehr traurig. Hier geht menschlichkeit in massiver Art und Weise verloren und man fühlt sich dabei noch im Recht... Ohne das mehr mit anderen Dingen abzuwägen.

 
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