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Geschrieben von Terkey235 am 16.05.2019, 11:36 Uhr

Was sagt Ihr zum EuGh-Urteil zur Arbeitszeiterfassung?

Hier einfach mal einige Beispiele für die Arbeitszeiterfassung aus meinem Umfeld:

Mein Mann arbeitet bis auf wenige punktuelle Geschäftsreisen seit einigen Jahren komplett von zuhause aus. Wenn seine Kollegen und er gerade für einen Kunden tätigt sind, loggen sie sich in ihr eigenes Erfassungsprogramm ein. Sobald er mehr als zwei Sätze mit uns wechselt, loggt er sich sofort aus. Das geht jeweils mit einem Klick. Jeder Kaffee, jede Unterbrechung wird geloggt. Die Kunden haben auf Wunsch Einblick in die Logs.

Es ging dem Team um Gerechtigkeit, Transparenz, bessere Abrechnungsmöglichkeit und auch den Überblick, wie viele Stunden man so kloppt.
Wobei sich mir die Frage stellt, wie man die generelle Arbeitsgeschwindigkeit erfasst. Jemand erledigt einer Aufgabe vielleicht viel schneller als ein anderer und hat in der gleichen Zeit mehr gerissen.

Bei mir selbst ist es eine Mischung aus außerhäusigen Terminen und Homeoffice und wird innerhalb verschiedener Projekte völlig unterschiedlich geregelt. In einem der größeren Projekte dokumentiert meine dort festangestellte Kollegin akribisch jeden Handschlag, minutengenau, teilweise sekundengenau. Die Zeit hätte ich gar nicht. Von mir als Freie wurde das auch verlangt, sodass ich mit der Arbeit und den Rechnungen gar nicht mehr hinterherkam: "Email an Marion, 45 Sekunden. Lesen einer Kalendererinnerung, 20 Sekunden. Telefonat Andrea, 3:15 Minuten". Die Protokolle waren seitenlang und völlig albern. Das hatte was von Kontrolle, die es vorher nicht gab. Gerade in das Projekt habe ich viel Herzblut gesteckt und eher zu wenig als zu viel an Zeit notiert, wurde aber behandelt, als betrüge ich die Auftraggeber.

Inzwischen mache ich dort Dienst nach Vorschrift, habe sämtliches Entgegenkommen zur Mehrarbeit oder zu besonderem Engagement eingestellt und stelle eine pauschale Rechnung. Schade für die, aber mir war es zu blöd.

Von mir selbst behaupte ich, dass ich häufig Dinge schneller und effizienter erledige als andere Leute. Das liegt an meinem Zeitmangel und der Menge an Arbeit, für die ich nur einen gewissen Stundenumfang in meinem Alltag zur Verfügung habe, wenn nicht das Privatleben leiden soll. Wenn ich mir hingehen Freunde anschaue, die mit Zeiterfassung in einem Büro sitzen, parallel aber in der Kaffeeküche stehen, alle 20 Minuten auf Facebook surfen oder im Dreierbüro Privatgespräche führen, weiß ich nicht, ob die Zeiterfassung wirklich sinnvoll ist.

In der gleichen Institution arbeiten aber auch Leute, die da mehr oder weniger wohnen, kaum Urlaub nehmen und Überstunden machen wir nichts Gutes. Durch die Arbeitszeiterfassung ist klar geregelt, dass nur eine bestimmte Zahl an Überstunden in einem festgelegten Zeitraum gemacht werden darf. Danach ist Überstundensperre und die gesammelte Zeit muss abgebummelt werden. Was zur Folge hat, dass die Leute ausstempeln und dann wieder ins Büro gehen, ohne Überstunden zu zählen.

Ich erinnere mich noch an meinen ersten Arbeitsvertrag nach dem Studium. Darin stand, der Arbeitgeber dürfe so viele Überstunden verlangen wie er will, ohne diese zu erfassen, zu vergüten oder auszugleichen. So war es dann auch und wie ich den Laden kenne, hat sich daran nichts geändert. In solchen Fällen ist das Gesetz ein Seegen.

LG terkey

 
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