Hat nicht immer seelische Gründe

Sicher kann es sein, dass man wegen seelischer Probleme übergewichtig wird. Genauso oft passiert das aus anderen Gründen. Ich habe zwei Freundinnen, die beide übergewichtig sind. Und die ich beide seit Teenager-Zeiten kenne, samt ihren Eltern: glückliche Kindheit, liebe Ehemänner, tolle Kinder, Teilzeitarbeit im Traumjob, während die Omas die Kids hüten und den Haushalt schmeißen. Manchmal müde ja, aber sichtlich glücklich und gut gelaunt. Und offen: Wenn sie mal was haben, sagen sie‘s auch.

Die eine ist eine begeisterte Köchin, und leider liebt sie ausgesprochen Deftiges (das sie auch köstlich zubereiten kann). Sie macht Sport, aber weil sie gern reichhaltig genießt, nimmt sie nicht ab. Die andere kocht ebenso gern, hasst aber Sport (auch schon als sie schlanker war) und auch Spazieren oder Wandern. Da ist nichts zu wollen, das sagt sie auch selbst.

Klar stört beide ihr Übergewicht. Aber sie fänden es mehr als befremdlich, wenn ich jetzt mit Mitleids-Miene zu ihnen sagen würde: „Du, wenn du Probleme hast, mir kannst du‘s ruhig sagen. Ich seh‘s dir doch an deiner Figur an: dir ist bestimmt alles zuviel, oder...?“ Sie würden mir einen Vogel zeigen.

Trotzdem würde ich Deine Freundin ansprechen. Aber ohne schon vorher zu wissen glauben, was dahintersteckt. Das können Sorgen, Ängste, Überlastung sein - müssen‘s aber nicht. Ich wäre da offen und würde auch erstmal glauben, was sie sagt.
So ein Anstoß durch eine Freundin tut ein bisschen weh, wenn man übergewichtig ist. Aber ich finde, er darf sein, denn er kann manchmal wirklich helfen.

Als ich selbst vor Jahren 20 Kilo zuviel wog, hat eine Freundin (die wusste, dass ich Kinderwunsch hatte) freudestrahlend gerufen: „Ah, es hat geklappt, du bist schwanger!“ Das hat mich so schockiert, dass ich endlich die Kurve gekriegt habe. Das war im Rückblick genau der Ar...tritt, den ich gebraucht hatte. Ich hab dann tatsächlich langfristig die Ernährung umgestellt und mit Sport angefangen.

LG