Schwaches Selbstwertgefühl

Hallo,

ich arbeite beruflich mit Kindern, daher kurz meine Einschätzung. Nach dem, was Du jetzt schreibst, wird deutlich dass das Problem bei diesem Mädchen deutlich tiefer sitzt. Sie hat offensichtlich zu Hause gelernt, dass man nur gemocht wird, wenn man dafür etwas „bezahlt“. Dass man also immer etwas geben muss und nie grundlos und einfach so gemocht wird. Auch ihre Mutter scheint ja so zu ticken, so wie Du sie schilderst - sie ist also diejenige, die das eigentliche psychologische Problem hat und eine falsche Lösung vorlebt.

Das Mädchen hat dadurch ebenfalls ein schwaches Selbstwertgefühl. Es möchte die Freundschaft zementieren und fixieren mit solchen Geschenken. So will es (natürlich absolut unbewusst) moralischen Druck ausüben und es unmöglich machen, dass ein Kind sich jemals von ihr abwenden könnte.

Die Kleine kann für diese Muster nichts, sie bemerkt sie auch nicht. Aber es ist gut, ihr zu helfen, sie abzulegen - auch wenn sie dann (aus Verunsicherung) sehr trotzig reagiert, so wie jetzt. DASS sie so übertrieben reagiert, zeigt, wie groß die Unsicherheit ist und wie klein ihr Selbstwertgefühl.

Sie kann aber lernen, dass Freundschaft auch ohne Geschenke ganz einfach bestehen bleibt und funktioniert. Daher würde ich ihr das Schmollen nicht übelnehmen, ich denke, das legt sich. MIt ihrer Trotzreaktion will sie quasi vorwegnehmen, wovor sie eigentlich Angst hat. Sie wendet sich ab, damit sich niemand von IHR abwendet.

Klingt paradox, ist aber oft so. Von daher: gelassen reagieren, dies auch Deiner Tochter vermitteln, und bei Eurer Linie bleiben. Neue Erfahrungen tun weh, sie lösen Ängste aus. Aber da muss das Mädel jetzt durch.

LG