Entwicklung im 1. Lebensjahr

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Geschrieben von Jutta & Celina am 13.07.2000, 10:34 Uhr

Weinen lassen beim Einschlafen??

Hallo Allerseits!

Ich schließe mich Marianne voll an und sage auch, höre auf Deinen Mutterinstinkt und helfe Deinem Kind beim Einschlafen, wenn es das braucht. Ich glaube, daß das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" oft "mißverstanden" wird. Es wurde geschrieben für Eltern, die Probleme haben, wenn ihr KLEINKind nicht einschlafen will. Aber es wurde eigentlich *nicht* geschrieben, für Eltern, deren BABYS nicht einschlafen können. Denn die Methode aus dem Buch (Kind hinlegen, rausgehen, ein paar Minuten schreien lassen, wiederkommen etc. solange bis das Kind schläft) setzt doch schon voraus, daß das Kind bereits WEISS, daß Mama wiederkommt, wenn sie weggeht.
Und wie Anja Winter schon so treffend beschrieb, weiß das ein wenige Wochen altes Baby eben noch nicht. Bei kleinen Babys gilt wirklich das Sprichwort: "Aus den Augen, aus dem Sinn."
Erst ab einem Alter von ca. 6-7 Monaten fängt ein Baby an zu realisieren, daß die Welt nicht da aufhört, wo es nicht hinschauen kann. Und daß es nicht unbedingt allein ist, nur weil es grad niemanden sehen/fühlen kann.
Es gehört zu den schönsten Erfahrungen, wenn man als Mutter mit seinem etwa 6 Monate alten Baby erstmals "Verstecken" spielen kann, man sich also kurz hinter irgendwas versteckt und dann wieder hervorkommt. Man macht das einige Male und bald wird das Baby schon vor dem Hervorkommen voller Erwartung zu quietschen und zu lachen beginnen, weil es weiß, gleich kommt die Mama wieder hervor.
Aber es dauert wie gesagt mindestens 6 Monate, bevor ein Baby begriffen hat, daß Mama gleich wiederkommt, auch wenn sie mal kurz nicht zu sehen war. Und solange das Baby das nicht begriffen hat, kann die Ferber-Methode gar nicht funktionieren, denn sie basiert doch auf dem WISSEN, daß Mama wiederkommt.
Schon alleine aus diesem Grund bin ich der Ansicht, daß die Tips aus dem Buch nicht auf so kleine Babys angewendet werden können (oder besser gesagt sollten), denn die Kleinen stehen bei längerem Schreien wirkliche Todesängste aus. Sie wissen nicht, daß es zu ihrem "Schlaftraining" gehören soll, daß man sie nicht gleich hochnimmt , sondern für so ein kleines und noch vollkommen hilfloses Baby ist Schreien überlebenswichtig. Es ist IMMER ein Schrei nach Hilfe, denn so ein kleines Kind ist noch absolut hilflos, es kann sich nicht selbst helfen. Also sollte man auch die Bedürftnisse eines Babys so ernst nehmen und ihm helfen, wenn es Hilfe braucht. Und oft braucht ein Baby eben auch Hilfe beim Einschlafen, ist es doch ein Vorgang, der nicht selten sogar uns Erwachsenen Schwierigkeiten macht (oder wer hat sich noch nie ruhelos im Bett herumgewälzt, weil er einfach nicht abschalten und einschlafen konnte?). Und ist es nicht auch für uns Erwachsene schöner, uns beim Einschlafen an eine geliebte Person zu kuscheln, statt allein in einem kalten Bett zu liegen? Babys geht es da sicherlich nicht anders ...
Und was die Angst angeht, es gibt später immer Streß, wenn es nicht von Anfang an lernt, wie man allein einschläft ... ich habe 3 Kinder, zwei Töchter (Jessica, 11 Jahre und Celina, 11 Wochen) und einen Sohn (Kevin, 9 Jahre). Bei Celina weiß ich es natürlich noch nicht, wie es später mal wird, aber meine Erfahrungen mit meinen beiden anderen Kindern sprechen dafür, daß es KEINEN Einfluß darauf hat, wenn man ein Baby zum Einschlafen auf den Arm nimmt oder nicht, ob sie später "gute Einschläfer" werden oder nicht. Ich denke eher, entweder ist ein Kind ein guter Einschläfer ... oder eben auch nicht. Es ist Veranlagerung, kein trainierbarer Lernerfolg.
Meine Tochter Jessica war ein ziemlich pflegeleichtes Baby, schlief mit 6 Wochen bereits durch. Ich habe sie bis sie 18 Monate alt war, IMMER auf meinem Arm einschlafen lassen. Das war manchmal nervig, gewiß, aber es garantierte mir ruhige Nächte und die waren mir die halbe Stunde, die ich mit ihr auf dem Arm da saß, bis sie eingeschlafen war, wirklich wert.
Mit 18 Monaten mußte sie dann alleine in ihrem Bett einschlafen, weil da ihr Bruder geboren wurde und ich keine Zeit mehr hatte, sie auf meinem Arm einschlafen zu lassen. Aber es gab auch überhaupt keine Probleme mit der Umstellung, sie akzeptierte das sofort und ohne Geschrei(und ich denke, es wäre vielleicht auch schon früher gegangen, nur hab ich es vorher nie ausprobiert). Sie konnte seitdem immer gut einschlafen und hat bis heute nie nennenswerte Schlafprobleme gehabt.
Bei meinem Sohn hingegen hat das nicht so toll funktioniert - ich ließ ihn auch immer auf meinem Arm einschlafen, aber er schlief als Baby auch auf meinem Arm nie ohne Gebrüll ein und ist bis heute kein guter Schläfer. Er hat erst mit 1 1/2 Jahren wirklich durchgeschlafen und auch danach war es oft noch ein Drama, ihn zum Schlafen zu bringen (kann darum jede Mutter verstehen, die an ihrem Schreikind zu verzweifeln droht).
Er ist - das weiß ich heute - hyperaktiv und das hat auch schon als Baby Einfluß auf sein Verhalten gehabt, denn ein hyperaktives Kind hat ein gestörtes Reizempfinden, daß es ihm nicht erlaubt, wichtige von unwichtigen Reizen zu trennen und mal abzuschalten. Kevin war einfach ständig überreizt und konnte daher auch nur unter großen Schwierigkeiten und meistens viel Geschrei in den Schlaf finden. Sein Schreien war Ausdruck seiner Überreizung, aber kein Protest gegen das Schlafen. Auch wenn ich das damals nicht wußte und natürlich auch verzweifelt war und meinen Sohn manchmal sogar dafür gehaßt hab, daß er Nacht für Nacht so ein Theater machte.
Heute bin ich froh darüber, daß ich ihn trotzdem bis auf einen einzigen Versuch mit der Ferber-Methode im Alter von einem Jahr (den ich nach einer Nacht mit 8 Stunden Dauergebrüll sofort wieder abbrach) nie hab allein in den Schlaf weinen lassen. Denn heute weiß ich, daß er beim besten Willen nicht ohne meine Hilfe einschlafen KONNTE, einfach weil ihm durch seine Hyperaktivität die Fähigkeit, sich gut zu entspannen, fehlt. Ich mußte ihm erst dabei helfen (durch Schaukeln z.B.), allein konnte er es einfach nicht.
Solche Fälle wie meinen Sohn berücksichtigt die Ferber-Methode bzw. das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" wohl leider nicht und ich frage mich, wieviele Eltern sich und ihren Kindern damit die Hölle bereiten, wenn sie trotzdem danach vorgehen, ohne Rücksicht darauf, warum das Kind überhaupt Probleme beim Einschlafen hat. Mal ganz abgesehen davon, daß man ohnehin erst von echten Einschlafproblemen reden kann, wenn das Kind bereits mindestens ein halbes Jahr, eher noch ein Jahr alt ist. Davor ist es wie gesagt ganz normal, daß Babys ihre Mama dafür brauchen - auch wenn das für uns zugegeben manchmal ziemlich lästig und unbequem ist. Aber früher oder später lernt tatsächlich jedes Kind das Einschlafen - aber von alleine und ohne Zwang. Geben wir ihnen doch einfach die Zeit, die sie dafür brauchen.

Gruß
Jutta

 
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