Entwicklung im 1. Lebensjahr

Entwicklung im 1. Lebensjahr

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von SilkeJulia am 20.10.2008, 23:57 Uhr

Schwangerschaftsvergiftung

Hallo Alsame,

ich weiss nicht, wer dir das erzählt hat, aber es ist quatsch!
Die Bezeichnung "Schwangerschaftsvergiftung" ist auch völlig irreführend und falsch, weil sie von einer falschen Ursache für die Probleme ausgeht.
Früher hat man gedacht, dass "die Niere die Schwangere vergiftet", aber das hat sich schon vor langer Zeit als völliger Unsinn herausgestellt.

Das, was wirklich abläuft ist um einiges komplizierter:

HELLP-Syndrom steht (englisch) für "Hämolyse" (= zu niedrige Gerinnung), "Erhöhte Leberenzyme" und "Niedrige Thrombozytenanzahl"

Was ist passiert?

Das Ganze nimmt seinen Anfang ziemlich früh in der Schwangerschaft.
Aus noch ungeklärten Gründen kommt es zu einer mangelnden Anpassung des Organismus an die Schwangerschaft.
Die Ansprechbarkeit bestimmter Rezeptoren für Angiotensin II, ein Hormon, das die Blutgefäße enger stellt ist zu hoch.
Zusätzlich bleibt eine Anpassung um die 20.SSW herum aus, bei der eigentlich die Gefäße erweitert werden sollten, die die Plazenta mit Blut versorgen. Diese Gefäße bleiben also eng gestellt, wodurch es zu einer Minderdurchblutung der Plazenta kommt.
Das wiederum führt dazu, dass die Gefäße im gesamten Körper geschädigt werden.
Und das führt dazu, dass ein Ungleichgewicht zwischen Vasokonstriktion (Gefäße eng stellen) und Vasodilatation (Gefäße weitstellen) und in der Gerinnung entsteht. Es überwiegt die Engstellung der Gefäße und die gesteigerte Gerinnungsneigung.
Es spielen noch mehr Faktoren eine Rolle, aber das würde hier zu weit gehen *g*
Durch die Engstellung der Gefäße kommt es zum Bluthochdruck.

So, nun gehts also so richtig los:
- Das Blut verklumpt in den kleinen Blutgefäßen
- Die Blutversorgung dort wird stark beeinträchtigt
- vor allem Niere, Gebärmutter, Plazenta werden nicht mehr richtig durchblutet
- Der Körper löst die Blutgerinsel immer wieder auf, es werden immer mehr Thrombozyten (nötig für Gerinnung) "verbraucht", das führt zu
- weiteren Gefäßschäden. Diese führen zu
- vermehrter Eiweißausscheidung
- Wassereinlagerungen

Das Paradoxe ist also:
Man hat sowohl überall kleine Blugerinsel als auch zu dünnes Blut, weil die Stoffe, die zur Gerinnung notwenig sind (Thrombozyten!) alle verbraucht werden.
Dadurch kommt es zu kleinen Blutungen, u.a. auch in der Leber.
Das Blut sammelt sich in der Leberkapsel und voilá - Oberbauchschmerzen! und die Leberwerte steigen, weil die Leber nicht mehr richtig arbeiten kann und zudem noch wahnsinnig viel damit zu tun hat, all die kaputten Zellen wegen der Blutgerinsel zu verwerten.

Das Ende vom Lied, was man heutzutage glücklicherweise nicht mehr erlebt ist eine sogenannte "dissimilierte intravasale coagulopathie" (DIC), ein Fehlen von Gerinnungsfaktoren.
Die Betroffene hat eine hochgradige Gelbsucht, fängt aus allen Löchern an zu bluten, hat Multiorganversagen (v.a. durch zu hohe Belastung der Niere, Leber, aber auch durch Einblutungen ins Gehirn, Herzprobleme, Lungenödem...) und stirbt.


Du siehst - wahnsinnig kompliziert, unbehandelt irre gefährlich und meilenweit davon entfernt, dass die Niere den Körper vergiftet ;-)

LG,

Silke

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge im Forum Entwicklung im 1. Lebensjahr
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.