Schwanger - wer noch?

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von anna-, 20. SSW  am 15.10.2023, 15:59 Uhr

Ungutes Gefühl vor zweiter Geburt

Was du hast, ist ein unbehandeltes Geburtstrauma.

Ich betreue Mütter mit Geburtstrauma in Gruppen, diese Ängste, die du hast sind vollkommen normal in dem Kontext. Leider ist es nichts, was man wegrationalisieren kann oder gar mit einer neuen "Traumgeburt" heilen kann (auch wenn das gerne manche Mütter behaupten, was es für die betroffenen Mütter noch einmal deutlich schlimmer macht).

Was schade ist, ist das das gesamte System nach deiner ersten Geburt vollkommen versagt hat. Hebamme oder Frauenarzt hätten dir eigentlich direkt sagen müssen, dass du traumatisiert wurdest und dir Hilfe aufzeigen müssen - selbst wenn du die nicht hättest annehmen können, dass Wissen ist enorm wichtig für später. Leider gibt es immer noch GeburtshelferInnen, die nicht an das Geburtstrauma glauben.
Das die Klinik das Totschweigt ist natürlich klar, dass unterstützende Drücken auf den Bauch bei der Geburt ist nämlich schlicht verboten.

Es wird hier in dem Forum keine Worte geben, die dir die Angst nehmen. Was du tun solltest, ist wirklich zeitnahe dir wirklich professionelle Hilfe zu suchen. Lieber gestern als Morgen. Du hast in der Schwangerschaft einen Anspruch auf eine Akuttherapie. Dein örtlicher sozial-psychatischer Dienst oder die Ambulanz der zuständigen Psychatrie können dir da weiterhelfen, du kannst es auch über die 116117 probieren.
Solche Gruppen wie ich sie leite, sind keine alternative zur Therapie. Sie können halt geben um die Therapie zu unterstützen bzw. auf die Therapie vorbereiten. Zudem gibt es kaum Träger die sowas anbieten, 50% meiner Termine biete ich z.B. aus Mangel an Geld aber hohen Bedarf ehrenamtlich an. In 10 Wochen ist das dann auch vorbei und die Frauen stehen wieder ohne etwas da (sorry, kleiner Rant von mir dazu, weil es mich so sauer macht das Frauen wie du überall und dauernd hängen gelassen werden).

Wahrscheinlich wirst du es nicht schaffen, alles bis zur Geburt aufzuarbeiten, aber du kannst viele Hilfen zur Hand bekommen, damit du möglichst stabil in die Geburt gehen kannst. Inhaltlich wird es dann irgendwann anders weitergehen müssen, aber das ist jetzt erstmal keine Sorge für dich.

Ein paar praktische Tipps:
- Andere Klinik als die erste. Die Chance dich dort eine Retraumatisierung zu erleben ist enorm hoch, selbst bei "guter Geburt". Bei der Suche nach einer neuen Klinik (oder andere Alternative), spreche an, dass du unter deiner ersten Geburt traumatisiert wurdest und Angst hast - je nach Reaktion und Bauchgefühl darauf solltest du unter Umständen weitere Kliniken suchen. Ich weiß, in manchen Regionen ist das mit den Kliniken nicht so leicht, wegen den Distanzen - bitte, bitte nehm' dich selbst so wichtig, auch 60 Minuten oder länger Fahrt auf dich zu nehmen.

- Deinen Partner aktiv in die Geburtsplanung miteinbeziehen, damit er für dich einsteht, wenn es drauf ankommt. Sprecht absolut jede Möglichkeit durch - egal wie schrecklich es ist. Das nimmt enorm viel von der gefühlten Machtlosigkeit. Hier kann man Klinik oder eine erfahrene Hebamme mit einbeziehen, damit du auch medizinisch komplett aufgeklärt wirst. Falls dein Partner das nicht packt (bzw. nicht der Typ dafür ist), such dir Jemanden, der das für dich machen kann. Zur Not sind halt zwei Begleitpersonen bei der Geburt dabei.

- Geh in dich und suche den besten Geburtsweg für dich. Manche Frauen können sich z.B. viel besser auf eine geplanten Kaiserschnitt einlassen, andere macht das wegen der Machtlosigkeit noch unsicherer. Wir leben in einer Zeit, in der wir auf verschiedenen Wege entbinden können und uns nicht unnötig quälen müssen. Aber dafür musst du schauen, was für dich sich am besten anfühlt - am besten professionell unterstützt.

Alles Liebe und Gute.

 
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