Schlafen, einschlafen, durchschlafen

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Geschrieben von Fuchsina am 15.06.2012, 18:31 Uhr

Ich mir diesmal auch nicht.....

Da Sphynx immer wieder die Behauptungen aufstellt, dass die Argumentation der von ihr sogenannten „Famileinbettgegner“, - was auch das immer heissen mag – nicht begründet werden, dachte ich , ein „back to the roots“ wäre vielleicht angebracht. Der Streit entstandt, als Sphynx behauptete, dass Familienbett gegen SIDS schützt (nachzulesen im Thread „Frage“). Das habe ich und einige andere stark bezweifelt . Nun fasse mal den Streitstand zusammen und bewerte die Argumentation beider Seiten nach alter, bekannten Methodik so wie ich es gelernt habe.

Also: These von Sphynx, Familienbett schützt vor SIDS. Gut, wie schaut es aber mit Quellen aus? Sowohl Sphynx als auch eine Dame namens Aspira lieferten Quellen, die ihrer Meinung nach die obrigen These beweisen sollen. Nun, wenn dies eine Klausursituation gewesen wäre, hätten die Damen eher 0 Punkte mit der Begründung „nicht vertretbar“. Denn sie sind beide leider Opfer der neuen Informationsquelle Internet geworden.

Ich könnte mit ziemlich grosser Sicherheit ohne viel Mühe Links hier reinstellen die das Existenz von Ausserirrdischen wie z.B. Marsmännchen beweisen. Natürlich heisst das nicht, dass Marsmännchen tatsächlich existieren.

Wenn wir die Quellen der beiden Damen mal anschauen, dass stellen wir sehr schnell fest, dass fast alle davon solche „Marsmännchenquellen“ sind. Die beiden von Aspira sind vollommen unbrauchbar und stellen etwas wirre Darstellung von einer näher nicht bezeichenten Gruppe "Tragenetzwerke" dar, oder aber ist es die persönliche Meinung einer Psychologin, ohne den Hauch eines wissenschaftlichen Beweises. Mit der Quellen von Sphynx sieht es leider auch nicht viel besser aus. Sie sind wieder entweder Meinungen irgendwelche semi-professionelle Gruppierungen wie „Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen“ ohne belastbare, wissenschaftliche Beweise, oder Auszüge aus "Stilllexion" oder "Wikipedia". Dass weder "Stilllexion" noch "Wikipedia" wissenschaftliche Quellen sind, darüber muss man sicher nicht diskutieren.. Den Link von Dr. Sears kann ich leider nicht öffnen.

Mit viel Wohlwollen können zwei ihre Quellen als wissenschaftlich durchgehen (ob die persönliche Meinung einer Kinderärztin als wissenschaftlich gilt ist sicher fraglich, aber wir wollen ja mal nicht so sein). Also schauen wir diese beiden mal näher an.

Nun die erste Quelle der Kinderärztin, schreibt erst einmal nichts darüber, dass Familienbett vor SIDS schützt. Somit ist auch sie als Beweis für die oben zitierte These unbrauchbar. Sie behauptet zwar, dass Familienbett möglicherweise, unter Umständen nicht gefährlich in Bezug auf SIDS ist. Das ist in sich natürlich schon mal ganz was anderes als „es schützt vor SIDS“. Vor allem wenn man ihre Katalog der Voraussetzungen dieser Ungefährlichkeit anschaut, stellt man sehr schnell fest, dass sie nahezu unerfüllbar sind. Hier ein paar Beispiele:

- Bett ohne Bettpfosten oder Seitenschutz dies sollte noch möglich sein, aber nicht in der Nähe von Möbeln oder Wände. Allein das könnte in einem normal grossen, deutschen Schalfzimmmer ziemlich problematisch werden
- Baby nicht in der Nähe von Decken oder Kissen. Nun erzählen hier ja die Familienbettbefürworter, dass Babys den Körperkontakt brauchen. Wie man aber Körperkontakt darstellen soll, ohne dass dabei das Baby in der Nähe der Kissen oder Decke der Eltern kommt erscheint mir eher unmmöglich.
- Im Bett sollte nur Mutter und Baby sein. Also muss man nicht nur den Ehemann aus dem Bett schmeissen (was das für die Paarbeziehung bedeutet sei mal dahingestellt) sondern auch eventuell vorhandene, grössere Geschweisterkinder. Aber was ist mit ihnen? Brauchen Sie denn keinen Körperkontakt? Vor allem dürfte es die Geschweisterbeziehung enorm fördern, wenn das ältere Kind /die ältere Kinder wegen des Babys aus der alten Schalfumgebung gerissen werden.

Zusammenfassend kann man also feststellen, dass diese Quelle als Beweis dafür, dass Familienbett gegen SIDS schütz untauglich ist, selbst als Beweis dafür, dass Familienbett in Bezug auf SIDS ungefährlich ist, ist sie aufgrund der nahezu unerfüllbaren Voraussetzungen eher mit Vorsicht zu geniessen.

Die zweite Quelle war die von WHO, unstrittig wissenschaftlich. Nur dass Sphynx damit ein derartiges Eigentor geschossen hat, dass den Torwart immer noch die Ohren klingeln dürften, dürfte mittlerweile auch ihr klar geworden sein (vielleicht hätte man die Quelle die man zitiert vorher zumindest queerlesen sollen, mir soll es aber recht sein), ich zitiere aber dennoch:

„Trotz aller Zweifel an den von Carpenter publizierten Daten (siehe hierzu unsere
Stellungnahme von 2005), können wir auch nach Wertung der aktuellen Studienlage,
epidemiologisch nicht verneinen, dass in den ersten Lebenswochen ein mögliches
erhöhtes Risiko für den Kindstod besteht“

Wie sieht es nun mit meinen Quellen aus. Ich habe zitiert: GEPS, Krankenhaus Bad Soden „Aktion sicherer Babyschlaf“, ein Artikel aus dem „British Medical Journal“, die Meinung der „Verein der schweizer Kinderärtze“, eine Stellungnahme der Konrad Adenauer Stiftung, sowie eine Empfehlung der „Staatlich anerkannte Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen an den Landratsämtern in Bayern“. Dass die meisten Quellen (die GEPS mag hier vielleicht noch fraglich sein) eine wissenschaftliche Überprüfung standhalten, bzw. keine „Marsmännchenquellen“ sind, dürfte eigentlich unstrittig sein, auch konnte hier bislang niemand überzeugende Erklärungen liefern weshalb diese Quellen nicht belastbar oder nicht glaubwürdig sein sollten.

Aber damit hier keine meckern kann, hier noch ein paar neue Quellen, alle leider in Englisch:

http://www.nichd.nih.gov/news/resources/spotlight/101811-safe-sleep-for-all-babies.cfm
(von National Institute of Child Health & Human Development)

http://www.cdc.gov/sids/Parents-Caregivers.htm
(von Centers for Disease Control and Prevention, link “ What does a safe sleep environment look like?”

http://www.ispid.org/id_aap.html
(von International Society for the Study and Prevention of Perinatal and Infant Death)

http://www.sidscenter.org/Statistics.html
(von National Suid/sids resource Center)

Noch was, es kommt immer wieder die Argumentation, dass die Länder mit dem niedrigsten SIDS Rate die Länder sind, die traditionell am meisten Familienbett praktizieren. Nun sollte man aber schon in der Lage sein, zwischen Statistik „Säuglingssterblichkeit“ und Statistik „SIDS“ zu unterscheiden. Die neuste Statistik rein auf SIDS bezogen finde ich aus 2005, wonach Holland die niedrigste SIDS Rate hat (nicht co-sleeping Tradition) gefolgt von Japan (tatsächlich co-sleeping Tradition) gefolgt von Schweden, England und Norwegen (alle nicht co-sleeping Tradition).:

http://www.sidscenter.org/Statistics.html

Wobei hier gesagt wird, dass SIDS Länderstatistiken nur schwer vergleichbar sind, da nicht alle Länder gleiche Klassifikation für „SIDS“ haben (z.B. unterschiedliche Anknüpfungspunkte bzgl. Alter des Kindes). Noch dazu herrscht in Japan eine ganz andere Schlafkultur in dem alle auf dem Boden nebeneinander schlafen, aber meist hat jeder Mensch seine eigene Matratze (also eher vergleichbar mit einem Babybay als mit Familienbett im europäischen Sinne). Hierzu noch ein sehr guter Link:

http://www.sidsma.org/new_parents/AAP.html

Zusammenfassend kann mal also feststellen, dass die absolut überwiegende Anzahl der Studien, darauf basierend die offizielle Empfehlungen von staatlichen Verbänden, Kinderärzten oder Kliniken ganz klar einheitlich besagt, dass es für ein Baby die sicherste Schlafumgebung im eigenen Bett im Zimmer der Eltern ist und das Familienbett nicht vor SIDS schützt, eher im Gegenteil. Es gibt eine ganz kleine Anzahl von seriösen Leuten die vertreten, dass Familienbett vor SIDS schützt. Natürlich kann man eine derartige Mindermeinung vertreten, nur begründen sollte man sie sehr gut können, was hier jedoch bislang noch niemanden ernsthaft gelungen ist.

Ich lasse mir übrigens nicht unterstellen, ich würde Familienbett verteufeln, denn – im Gegensatz zu manchen Familienbettbefürworter – bin ich dafür, dass jede Familie den FÜR SIE richtigen Weg finden muss, da es keinen „globalen“ richtigen Weg gibt. Allerdings will auch ich nicht zulassen, dass „verunsicherte Mütter“ die sich hierein verirren mit falschen bzw. nicht beweisbaren Informationen verwirrt werden. Selbstverständlich heißt das nicht, dass jemand nach einer Nutzen-Risiko Abwägung sich nicht für das Familienbett entscheiden „darf“, dies ist vollkommen legitim und vorstellbar, aber man sollte bitte nicht die Fakten verdrehen.

So long,

Fuchsina

 
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