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Geschrieben von Klaasklappe am 07.08.2012, 8:48 Uhr

Ich mach ALLES alleine.

Als mein Sohn geboren war, hatte ich eine wirklich harte Zeit mit mir selbst auszufechten. Plötzlich war da eine ganz andere Perspektive, als vorher, eine Form der Verantwortung, ein Gewicht von Verantwortung, das kannte ich so nicht und das hat mich unfassbar belastet, schier überwältigt. Die Dinge, die vorher wirklich entscheidend und wichtig waren, waren plötzlich entwertet, wie zB beruflicher Ehrgeiz, Erfolg, Weiterkommen und auch Zuwendung, Zusammenhalt und Konzentration auf uns als Paar. Das war vorher wahnsinnig wichtig für uns, wir haben uns gepusht und hatten damit wirklich großen Erfolg und waren sehr innig. Und plötzlich war das weg.

Und dann war ich auch noch für die Frau, mit der ich vorher ein Herz und eine Seele war, bis zur Geburt, plötzlich nicht mehr wirklich relevant, zumindest hat sich das so angefühlt. Sie war plötzlich nur noch Hundertfuffzigprozentmutter. Und diese Hilflosigkeit, wie mit verzweifelter und rätselhafter Frau und hilflosem, rätselhaften Baby umzugehen ist. Dabei habe ich mich völlig überfordert gefühlt, so wie meine Frau auch. Das war wirklich nicht schön. Ich bin mir recht sicher, dass ich unter frisch gebackenen Erstvätern kein Einzelfall bin.

Natürlich habe ich mich mit Wucht in die Arbeit gestürzt, mein Bestes gegeben, von sieben bis sieben, wie vorher, habe meine Arbeit im Kopf mit Heimgebracht, wie vorher und sie abends und nachts im Kopf bearbeitet. Wie soll man denn so schnell mit solchen Gewohnheiten brechen? Und wenn man im Beruf so lebt, von beiden Seiten brennt, wird es auch erwartet, das kann man nicht von heute auf morgen ändern. Außerdem ist da jetzt ein Kind, da darf nix mehr schiefgehen.

Mitgeteilt habe ich diese Gedanken und Empfindungen natürlich niemandem, schon gar nicht meiner Frau, der ging es schließlich schlecht und außerdem hatte sie es ja nun wirklich viel schwerer als ich. Da, habe ich gedacht, kann ich sie kaum mit meinen Empfindungen belasten. Meiner Partnerschaft hat diese Zeit und mein Schweigen, aber auch ihr Schweigen leider wirklich nicht gutgetan. Im Gegenteil. Es hat Jahre gebraucht, bis ich meiner Frau erklärt habe, wie es in mir damals aussah und sie mal von sich berichtete. Das hat – auch Jahre später – noch wirklich gut getan.

Wenn ich nochmal Vater würde, wäre das anders. Ich weiß heute, wie sich meine Frau fühlen würde, nämlich so, wie es hier beschrieben wurde. Ich weiß, dass die ersten sechs Monate eine Phase sind, die vorbei geht. Ich weiß, wie meine Frau in einer solchen Phase tickt. Ich weiß auch, dass die Perspektiven sich wieder zurecht rücken und das Leben, auch das gemeinsame als Paar, weitergeht. Und ich weiß eins, und das wäre hier vielleicht ein hilfreicher Rat: Meine Frau und ich haben in dieser wirklich schweren Phase zwar viel miteinander gesprochen, vor allem über unseren Sohn, aber wir haben nicht darüber gesprochen, wie wir uns wirklich fühlten. Und deshalb war da kein Verständnis dafür, was im anderen vorging, nur Raten und Schlüsse ziehen. So funktioniert eine Partnerschaft aber eben nicht.

Ich weiß heute, dass ich aus meinem Herzen keine Mördergrube machen würde, nicht aus falsch verstandener Rücksicht und auch nicht aus vorurteilsbeladener Antizipation ihrer Reaktion. Empfindungen zu offenbaren führt zu Nähe und Nähe zu Vertrauen und Verbundenheit und darauf kommt es in solchen Ausnahmezuständen an.

Gruß, Klaas

PS: und was nicht völlig unwichtig ist: Wenn du ihm nicht sagst, welche konkrete Hilfe und welche konkreten Leistungen du von ihm erwartest, wirst du beides auch nicht bekommen. Also versuchs mal mit Zettel und Bleistift und fang an: Lieber ## bitte erledige heute für mich 1. 2. 3. 4. So geht das. Nicht andeuten, rumschwallern, denken, er müsste das doch von selbst sehen. Klare Ansage.

 
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