zurück| Geschrieben von muffelzahn am 20.01.2009, 21:17 Uhr |
LRS und auditive Wahrnehmungsstörung
Hallo,
bei meinem Sohn wurde zu Beginn der 3.Klasse vom Kinderpsychologen eine LRS und vom Pädaudiologen eine auditive Wahrnehmungs- und verarbeitungsstörung festgestellt.
Leider blockte seine Lehrerin gleich ab mit den Worten er habe LRS nicht, er könne gut lesen.
Nun habe ich von Nachteilsausgleichen gehört und gelesen. Wo und wie kann man diese geltend machen?
Wie macht sich die auditive Wahrnehmungsstörung bei euren Kinder bemerkbar? Außer den Lärm in der Klasse, womit er Probleme hat, ist mein Sohn nicht in der Lage einen Text fehlerfrei abzuschreiben, kann das damit zusammen hängen?
LG
Beitrag beantwortenAuf die entscheidenden Kräfte Einfluss gewinnen
Antwort von Franz Josef Neffe am 20.01.2009, 22:29 Uhr
Wenn der Kinderpsychologe und der Pädaudiologe Fachleute sind, sollten SIE es sein, die Dir sagen, wie es optimal weitergeht.
WOMIT es weitergeht, kann ich Dir schon sagen: mit den Talenten, die Dein Kind hat, um das Leben zu bewältigen. Gerade wenn Talente etwas gehandicapt sind - was mit den genannten Feststellungen noch längst nicht geklärt ist - muss man sie besonders pflegen.
Als Ich-kann-Schule-Lehrer wende ich mich stets direkt an die Talente; sonst wendet man sich in der Pädagogik ja immer nur direkt an den bewussten Verstand. Der hört sich auch alles an, merkt es sich eventuell und denkt womöglich sogar darüber nach. Das ist aber nicht die Lösung. Und wenn ich es ihm noch 500mal erkläre, wird das auch nicht besser sondern nur der Verstand müde. Es ist deshalb wichtig, dass man sich an die Instanz wendet, die für Problemlösung zuständig ist: das Unbewusste; das lenkt u.a. alle Lebensfunktionen.
Besonders gut kann man mit dem Unbewussten und den dort schlummernden Talenten, den Seelen- und Geisteskräften sprechen, wenn der Mensch schläft. Da hat das Bewusstsein Pause und man kann ungestört mit dem Unbewussten kommunizieren: die Talente erst einmal beruhigen und anerkennen, ihnen ihre Güte bestätigen und ihnen ihre mögliche gute Entwicklung möglichst plastisch ausmalen, sie darin bestärken und ihnen einen klaren Auftrag dafür geben. Diese "Schlafsuggestion" wie sie E.Coué in seiner Autosuggestion praktisch beschreibt, funktioniert einfach und wirksam, wie mir Rückmeldungen immer wieder zeigen.
Ich gehe übrigens davon aus, dass sogar Ministerialräte Fehler machen können, wenn sie Tafeltexte abschreiben müssen! Ich erinnere mich noch sehr gut an meine erste Rechtschreibstunde, die ich im PH-Praktikum "gehalten" habe. Ich wollte so unbedingt alles richtig machen, dass ich am Ende 3 Rechtschreibfehler in meinem Tafeltext stehen hatte! Hätte mir doch damals schon jemand gesagt, dass nicht ich sondern meine Talente es machen müssen, dann hätte ich mich um sie gekümmert! Ich wünsche Euch guten Erfolg!
Franz Josef Neffe
Re: LRS und auditive Wahrnehmungsstörung
Antwort von HeidiRahm am 21.01.2009, 6:54 Uhr
LRS und auditive Wahrnehmungsstörung stehen oft in Verbindung.
Außerdem ist es so, dass die LRS in verschiedenen Schweregraden oder Formen auftreten kann. Es gibt Kinder, die können super lesen aber dafür ist die Rechtschreibung und evtl. das Leseverständnis nicht OK. Andere können halt nicht gut lesen.
Ich glaube kaum, dass eine Lehrerin (wenn sie sich bis jetzt nicht mit LRS befasst hat) das so einfach pauschalisieren kann.
Den Nachteilsausgleich mußt du in der Schule "beantragen". Sicherlich hast du ja vom Kinderpsychologen ein Schreiben bekommen, das mußt du mit vorlegen.
Dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie deinem Kind geholfen werden kann. Z. Bsp. mit Aussetztung der Rechtschreibnote, mehr Zeit bei Arbeiten (um den Text lesen zu können) usw.
Sowas ist auch meist in den Schulgesetzen der jeweiligen Bundesländer festgeschrieben.
Re: LRS und auditive Wahrnehmungsstörung
Antwort von Mony am 21.01.2009, 8:33 Uhr
Mein Sohn hat das auch.
Genauso wie bei euch.
Er kann sehr gut und flüssig lesen, aber fast kein Wort richtig schreiben...
Das nennt sich ISOLIERTE Rechtschreibschwäche.
Steht das nicht so in eurer Bescheiniung?
Allerdings ist mein Sohn erst mit 13 getestet worden, vielleicht ist das ein anderer Test.
Bei meinem Sohn kommt auch noch die auditive Wahrnehmungsstörung hinzu.
Er kann "Befehle" nicht umsetzten. Sagt der Lehrer vorne: Hefte rauß und mitschreiben, versteht er zwar die Wörter nicht aber den Sinn.
Er muß direkt angesprochen werden:Hol bitte dein Heft rauß.
Zum Glück nehmen seine Lehrer jetzt rücksicht und kennen das Problem.
Früher wurde es ihm als arbeitsverweigerung ausgelegt.
Wenn ihr eine Bescheinigung vom Psychologen habt, dann MUSS die Lehrerin das anerkennen. Auch wenn sie 1oox anderer MEinung ist.
Dein Sohn kann dann von der DEutschnote befreit werden - sprich alles was schlechter ist wie 4 (in Rechtschreibung) wird nicht gewertet.
Oder er bekommt mehr ZEit, darf ein Wörterbuch benutzen usw.
Sag es der Lehrerin nochmal:Es wird eine ISOLIERTE Rechtschreibschwäche sein.
Das war bei uns auch das Problem, deswegen haben wir auch erst so spät gehandelt, weil ich immer dachte, er kann doch super lesen, kann ja nicht sein...
moni
Re: LRS und auditive Wahrnehmungsstörung
Antwort von Trini am 21.01.2009, 9:26 Uhr
Wenn Dein Kind nicht richtig abschreiben kann, kommt zur auditiven offensichtlich auch noch eine visuelle Wahrnehmungsstörung dazu.
Das kann verschiedene Ursachen haben: eine Sehschwäche (kann man beim Augenarzt schnell abklären lassen) oder aber Winkelfehlsichtigkeit (schau mal unter www.optometrie-online.de) oder Probleme mit der Augenmuskelmotorik.
Trini
PS: Bei uns in Schleswig-Holstein werden in der 4. Klasse obligatorisch ALLE Kinder auf Legasthenie getestet.
Re: LRS und auditive Wahrnehmungsstörung
Antwort von hormoni am 21.01.2009, 10:32 Uhr
Hey!
Ich hab mich kürzlich mit meiner Schwägerin (Sonderschulpädagogin) über LRS unterhalten. Eine LRS ist ja eine kombinierte Störung im Lesen und der Rechtschreibung. Die Störung kann auch ISOLIERT auftreten - also einzeln. Mein Sohn (2. Klasse) liest sehr gut, aber in der Rechtschreibung ist er katastrophal - obwohl wir üben und er sich anstrengt. Ich warte das 2. Schuljahr jetzt ab, denn die Lehrerin meinte, es könne sich noch entwickeln (andere haben derzeit auch noch Probleme). Wenn jetzt die Noten kommen (ab dem 2. Halbjahr) guck ich allerdings mit gemischten Gefühlen hin. Je mehr Negativ-Erlebnisse er dort bekommt, desto mehr wird sich das auf seinen Gemütszustand ausüben. Unser Sohn hat eine SI-Störung. Viele Wahrnehmungsbereiche sind bei ihm nicht richtig entwickelt - obwohl er bereits seit seinem 3. LJ zur Ergotherapie geht.
Der KIA sowie der KIPsych müssten eigentlich wissen, wo man diesen Nachteilsausgleich-Antrag stellt. Ich glaub, das muß über den Schulpsychologen gehen, bin mir aber nicht ganz sicher. Mach doch mal einen Termin beim Rektor UND der Lehrerin, äußere da deine Bedenken und hol dir evtl noch die Therapeuten mit ins Boot. Ich hatte im letzten Jahr wirklich viel Stress mit der Schule und hab mich zum Ende hin richtig reingesteigert *schäm*...Dann hab ich mir die Therapeuten mit ins Boot geholt und die Schule tauscht sich direkt mit denen aus (eingeschränkt natürlich - alles dürfen die Therapeuten nicht verraten - die müssen erst mal Rücksprache mit mir halten)..Seither ists ruhiger geworden - für meinen Sohn UND mich...
Der Schulpsychologe ist nicht nur für Kinder mit Problemen da, sondern hat auch eine beratende Funktion für Lehrer, wenn sie nicht weiter wissen oder sich in manchen Dingen unsicher sind. Die Lehrerin deines Sohnes weiß anscheindend nicht, dass die LRS auch isoliert auftreten kann..
Viel Erfolg
hormoni
@Trini - toll, das sollten alle Bundesländer so machen!
Antwort von HeidiRahm am 21.01.2009, 11:35 Uhr
Bei uns in Sachsen werden alle Kinder der 2. Klasse obligtorisch getestet, ich finde das super so.
Wußte garnicht, dass andere Bundesländer das auch machen.
Habe schon oft gehört, dass es in der 4. Klasse zu spät ist, aber...
Antwort von Trini am 21.01.2009, 11:49 Uhr
unsere Lehrkräfte argumentieren, dass der Rechtschreiberwerb halt schon erst mal die 3 Jahre braucht.
In der ersten Klasse wird schon mal ein "Vortest" gemacht und besonders auffällige Kinder werden beobachtet. Die Lehrerin des Lütten meinte auch, dass sie in Ausnahmefällen bei der Benotung von Diktaten Ausnahmen macht. Die Rechtschreibung in sonstigen Arbeiten wird noch gar nicht bewertet.
Trini
es ist nie zu spät :o)
Antwort von Mony am 21.01.2009, 12:42 Uhr
Bei meinem Sohn ist es ja erst in der 7. Klasse festgestellt worden (wie sovieles, das weißt du ja 
)
Aber er macht jetzt super Fortschritte. Es ist ganz bestimmt mühsammer, aber zu spät ist es nie....
Die Kleine werde ich in Kürze testen lassen.
Die hat definitiv Dyskalkulie..
Und Rechtschreibschwäche anscheinend auch.....womit hab ich das nur verdient. 
Bei ihr lass ich jetzt auch den Kiss Doc mal drauf schauen, sie ist zwar nicht so extrm wie ihr Bruder - aber wer weiß....
Du machst dir ja keine Vorstellungen darüber wie sehr DEIN Tip damals unser Leben verändert hat
Moni
Re: Auf die entscheidenden Kräfte Einfluss gewinnen... weia!!! o.t.
Antwort von Holly Friday am 21.01.2009, 12:51 Uhr
...
Besser spät als nie...
Antwort von HeidiRahm am 21.01.2009, 13:00 Uhr
...finde ich.
Gibt es bei euch dann auch spezielle Förderungen? Oder beschränkt sich das dann alles auf den Nachteilsausgleich???
Re: Besser spät als nie...
Antwort von Mony am 21.01.2009, 13:43 Uhr
Hallo Heidi,
wir haben privat eine Therapie gemacht.
Das war sehr teuer aber wirkungsvoll.
Er hat mit der Therapeutin einen Wortschatz aufgebaut, mit dem er jeden Aufsatz schreiben kann.
Die Wörter musste er regelrecht auswendig lernen. Er schreibt sie jetzt richtig, weil er sie als "Bild" so kennt.
Das greift natürlich nicht beim Diktat.
Da läst er immer eine Zeile frei und zeichnet solche Linien darunter, das hilft ihm die Wörter noch mal genau an zu sehen.
So findet er tatsächlich noch den ein oder anderen Fehler.
Wir hatten eine Zeit eine Beihilfe, die ist uns aber dann nicht mehr genehmigt worden.
Jetzt wird er in der Schule noch weiter gefördert und bekommt den Nachteilsausgleich.
Er hat aber im letzten Diktat tatsächlich mal eine 4 geschrieben.
Das hatten wir noch nie, es zeigt also tatsächlich Wirkung....
Wie ist es bei euch?
Moni
@Mony
Antwort von HeidiRahm am 21.01.2009, 15:21 Uhr
Bei uns gibt es den obligatorischen Test für alle Kinder in der 2. Klasse. Die Kinder, bei denen der Verdacht einer LRS besteht, werden nochmals für 2 Tage intensiver von geschulten Lehrern getestet.
Meine Tochter hat eine LRS (war mir schon vorher klar). Diese Kinder haben dann die Möglichkeit an einer speziellen Schule für 2 Jahre beschult zu werden. Sie machen praktisch die 3. Klasse in 2 Jahren. Danach werden die Kinder ganz normal weiterbeschult (also 4. Klasse Grundschule) und erhalten trotzdem noch ihren Nachteilsausgleich.
An dieser LRS-Schule haben die Kinder speziellen Unterricht (SMU - Sonder-Muttersprachlicher Unterricht), dort werden sie in kleinen Gruppen unterrichtet.
Leider können nicht alle Kinder mit LRS an diese Schule, es gibt jedes Jahr nur 3 Klassen mit 13-14 Kindern.
Meine Tochter ist seit September an dieser Schule und kaum wieder zu erkennen. Sie ist viel selbstbewußter geworden. So geht es - glaube ich - den meisten Schülern dort.
Beispiel:
Ich war mit zur Weihnachtsfeier, da mußte jedes Kind seinen Beitrag leisten. Es gab einen Júngen, der hat eine Geschichte vorgelesen. Er kommte vorher wirklich sehr schlecht lesen und hat sich trotzdem getraut. Es war zwar noch nicht so fließend, wie bei anderen Kindern. Aber in so einer Klasse lacht halt keiner den anderen aus.
Man glaubt kaum, wie stolz der Junge war.
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