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Geschrieben von Jorinde17 am 15.09.2020, 8:27 Uhr

Bei uns half...

Hallo,

ich denke, Du machst alles richtig. Man muss aber sagen: Es gibt einfach kein Kind, das aus einer Trennung der Eltern heil herauskommt. Ich denke, das Verhalten Deines Sohns hat mit den Konflikten zwischen dir und seinem Vater sehr eng zu tun. Schon vor der Trennung war die häusliche Situation vermutlich angespannt und eher negativ, sicher gab es auch unschöne Szenen, die Kinder sehr belasten.

Wenn ein Kind leidet, zeigt es das ja oft in aggressivem Verhalten und Beschimpfungen. Es versucht unbewusst, einen Schuldigen für seine Gefühle zu finden, und es wird dann zwangsläufig auch ungerecht. Wichtig ist jetzt zu verstehen, dass es beim Verhalten Deines Sohns nicht um Inhalte geht, also nicht um das, was er konkret macht oder sagt. Sondern hier schlägt eine verletzte, überforderte Seele sprichwörtlich um sich. Dieses Verhalten ist typisch für Trennungskinder.

Deine Reaktion (Grenzen setzen) ist daher zwar nachvollziehbar, hilft ihm aber jetzt nicht, weil sie an seinem augenblicklichen Lebensthema vorbeigeht. Was dein Sohn jetzt braucht, ist, dass jemand ihm hilft, seine Gefühle zu verstehen und auszusprechen. Dafür ist es nötig, dass man diese Gefühle zuerst spiegelt. Und zwar nicht in der akuten Situation, sondern schon vorher, mitten im Alltag. Man kann das bewusst anfangen und damit auch nicht mehr aufhören, bis es dem Kind sichtlich wieder gut geht, ruhig über Monate oder auch Jahre hinweg. Es ist ja keine Mühe, sondern es schafft einen innigen Kontakt zum Kind.

Sprich also seine Gefühle an. Aber nicht analytisch (also nicht: „Erzähl mir dein Problem, und ich tröste es dir weg!“), sondern nicht-wertend, nicht-erklärend, nicht-tröstend – aber verstehend. Bei meinen Kindern half das in solchen Phasen sehr. Und es geht ganz einfach: Frage deinen Sohn bei abendlichen Bettkanten-Gesprächen, wie der Tag für ihn war. Was war okay oder sogar cool, was war Schei... oder schlecht? Anfangs wird nicht viel kommen, weil diese Art zu reden für ihn neu ist. Da gibt’s oft zunächst nur Schulterzucken. Nach ein paar Tagen aber kamen bei meinen Kindern dann doch die ersten Bemerkungen, und so wird es bei deinem Sohn auch sein.

Wichtig ist, dass man jetzt nur versteht, aber nicht „hilft“. Das ist ganz wichtig. Oft erzählen Kinder uns deshalb nichts, weil wir Mütter immer gleich alle schlechten Gefühle wegmachen wollen und auf das Kind einreden, was es tun soll. Sage stattdessen nur: „Oh, das verstehe ich. Das hat sich sicher schön/mies angefühlt für dich.“ Später kannst du ihn dann auch fragen: „Was könntest du (!) da machen, damit das besser wird oder nicht wieder passiert?“

Auch sonst - ruhig immer und auch mitten am Tag - kannst du auf Gesichtsausdruck und Körpersprache deines Sohnes eingehen und seine Gefühle benennen. Durch dieses Spiegeln lernt er, sich besser wahrzunehmen, seine Gefühle zu spüren. Sage zum Beispiel: „Du siehst fröhlich aus! Ist es, weil...?“ oder „Du siehst ein bisschen traurig aus. Woran könnte das liegen? Ist etwas schiefgegangen?“ „Ich sehe, du bist wütend. Ich verstehe das, das Üben ist auch wirklich anstrengend, das ging mir als Kind auch so.“ Nichts weiter, kein „aber es ist doch so wichtig zu üben“, nichts. Nur spiegeln, auch wenn es dir schwer fällt.
Wenn er mal ausrastet, lass ihn in Ruhe. Sage nur: „Ich sehe, du bist sehr wütend.“ Sonst nichts. Nicht schimpfen, nicht rausschicken, nicht auf ihn einlabern. Warten, bis das Gewitter sich verzieht. Im Alltag dann weitermachen mit dem Benennen der Gefühle, mit entspannten Nachfragen zum Tag.

Kinderpsychologen haben beobachtet, dass allein das Erzählenkönnen, das in Worte-Fassen von Gefühlen schon extrem heilsam ist. Man muss dem Kind meist gar nicht „helfen“, die kindliche Psyche sortiert sich durch solche Gespräche ganz von selbst. Weil das Kind seinen Impulsen nicht mehr ausgeliefert ist, sondern sie beobachten, wahrnehmen und immer besser auch benennen lernt. Es ist nämlich Sprachlosigkeit und das nicht wahrnehmen können von Schmerz oder Unzufriedenheit, was zu unkontrollierten Gefühlsausbrüchen führt. Bewusstheit dagegen beendet das Impulsive.

LG

 
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