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Geschrieben von Bonniebee am 05.05.2022, 10:38 Uhr

Kenne ich auch (Achtung, lang)

Hallo,

bin auch 55. Und ich erzähle einfach mal so meine Gedanken.

Also, ich finde, dass Mitte 50 das perfekte Alter ist, um fast alles, was man bisher richtig, normal und nötig fand, einmal ganz in Frage zu stellen. Komplett und in allen Lebensbereichen. In der Gesundheit, der Paarbeziehung, im Job und natürlich beim Seelischen, also der Lebenszufriedenheit.

Es ist ein gutes Alter, um in einem dieser Bereiche nochmal etwas Neues anzufangen, mit dem man zufriedener ist als mit dem Vorherigen. Du arbeitest z. B. zwar offenbar gern in Deinem Job, aber zugleich klingst Du schon chronisch ausgepowert, oder? Dass Du am liebsten nur im Bett liegen würdest oder oft müde bist, spricht schon dafür. Ich selbst habe trotz gutem Beruf vor drei Jahren nochmal den Quereinstieg in einen anderen Job gewagt, und das hat viele Türen geöffnet, an die ich früher niemals gedacht hätte.

Vielleicht kannst Du eine Fortbildung machen, die es Dir ermöglicht, mehr im Büro zu arbeiten oder eine Stelle als Pflegedienstleiterin zu übernehmen? Oder Du traust Dich nochmal was ganz Neues?

Ein weiteres Thema ist das Körperliche. Durch die fehlenden Hormone werden leider die Gelenke "trockener" (Gelenkschmiere nimmt ab) und reiben stärker aneinander, es kommt häufiger zu Beschwerden. In den Armen/Händen kenne ich das auch: Ich habe phasenweise einen Maus-Arm von der Arbeit am PC (sog. Tennis-Ellenbogen), und auch in den Fingergelenken tut's manchmal weh. Am Körper tun Rücken, Schultern, Hüfte und Nacken weh, sofern ich mal mit dem Sport pausiere.

Denn: Ab diesem Alter MUSS man leider etwas tun, wenn man keine Schmerzen haben will. Ich habe vor drei Jahren mit dem Joggen angefangen (zuerst gaaanz langsam und minikurze Strecken). Ich laufe dreimal die Woche. Und ich mache täglich 20 Minütchen Yoga auf meiner Matte (YouTube-Videos Yoga für den Rücken). Nur mit dieser Kombi bin ich weitgehend schmerzfrei. Von nix kommt in diesem Alter rein gar nix mehr. :-)

Und ich habe die Ernährung komplett umgestellt. Nicht von heute auf morgen, sondern im Laufe von zwei Jahren. Schrittweise auf fleischlos und wertvoll (auch vollwertig ist saulecker). Seitdem habe ich viel mehr Energie, eine schönere Haut und bin fast nie mehr krank.

Nun das Seelische: Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber man wird mit den Wechseljahren eher dünnhäutiger als dickfelliger. Deshalb kann ich gut verstehen, wie Dich die Angststörung Deiner Tochter belastet. Ich hatte in diesem Alter (von 15 bis 20) selbst einige Jahre eine Angst- und Panikstörung. Die Pubertät ist einfach sehr anfällig für psychische Störungen. Das Gute ist: Sie heilen in der Regel wieder aus, wenn man sie so früh schon behandelt. Das Gehirn ist jetzt noch sehr plastisch, es verlernt Ängste auch wieder. Das war auch bei mir so.

Deine Tochter wird ihren Weg gehen. Sie kann den Schulabschluss nachholen. Sie kann auch erstmal ein freiwilliges ökologisches oder soziales Jahr machen, um nicht gleich in den Leistungsdruck zu kommen. Entscheidend ist nicht, wo man anfängt. Sondern wo man am Ende auskommt. Und da ist absolut alles drin und möglich, auch wenn's mal geholpert hat am Anfang. Junge Menschen entwickeln und verändern sich noch sehr stark, da ist ein Riesenpotential, auch wenn's mal eine Zeitlang stockt.

Was Deine Gedanken zum Sterben angeht. Die sind völlig normal, auch wenn niemand gern darüber redet. Ich habe zum Glück ein paar Freundinnen, die da auch sehr offen sind. Wir haben festgestellt, dass man in diesem Alter anfängt zu realisieren, dass das Leben nicht mehr ewig dauert. Dass deutlich mehr als die Hälfte vorbei ist. Dass es einen auch bei Unfällen, Krankheiten usw. wirklich erwischen kann. Junge Leute wissen das nur mit dem Kopf, aber sie sie wissen (= fühlen) es nicht wirklich, es ist ein rein theoretisches Wissen. In unserem Alter wird dieses Wissen konkret. Wir haben ja meist auch im Bekanntenkreis bereits erste Todesfälle erlebt. Klar wird das Thema da akuter als mit 20.

Das Wissen um die eigene Endlichkeit kann das Leben ab 50 aber auch tiefer und wertvoller machen. Zum Beispiel gibt es in Indien nicht umsonst die Tradition der drei Lebensphasen: Zuerst geht man in den Beruf, dann gründet man eine Familie und zieht die Kinder groß, dann, mit etwa 50 zieht man sich zurück in ein buddhistisches Kloster oder beginnt mit Meditation (natürlich tun das nicht alle, aber einige; es ist quasi eine spirituelle Empfehlung). Man interessiert sich also jetzt für die tiefen, existentiellen Fragen, einfach, weil diese dringlicher werden mit zunehmendem Alter. Es ist eine normale Entwicklung.

Fazit: Es ändert sich etwas in allen Lebensbereichen, ob man will oder nicht. Das geht nicht ohne Ängste oder Überwindung von Bequemlichkeit. Es ist auch nötig, alte Überzeugungen in Frage zu stellen und zu schauen: Was brauche ich wirklich? Alte Gewohnheiten können jetzt aufgegeben und durch schönere oder heilsamere ersetzt werden. Es ist eine Phase des Aufbruchs zu etwas Neuem und Schönerem. Es liegen noch sehr schöne Jahrzehnte vor Dir, wenn Du Dich jetzt nochmal Dinge traust, die Du Dir davor vielleicht 30 Jahre nicht erlaubt hättest.

LG

 
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