Ausrede

Hallo Mareike,

als ich in England wohnte, habe ich mich mal richtig blamiert, weil ich zu einer Einladung abends pünktlich gekommen bin. Das macht dort niemand. Mindestens eine Viertelstunde gibt man höflicherweise den Gastgebern noch Zeit, alles fertig zu bekommen. Es ist einfach spannend, wie unterschiedlich das kulturell gesehen wird.

Ich mache es heute so, dass ich zu Einladungen immer 5 Minuten später komme. Bei Verabredungen an einem Treffpunkt sehe ich zu, dass ich pünktlich bin, sehe das aber nicht mehr so eng wie früher. +/- 5 Minuten ist ok. Abendliche Aktivitäten, z.B. Chor oder Sport sind manchmal zeitlich ungünstig gelegen. Wenn ich es aus Betreuungsgründen nicht schaffe, weil mein Mann halt durch Stau o.Ä. zu spät kommt, bin ich eben später da. Das wissen alle und müssen damit leben. Ich habe Familie, alleinstehend kann man ganz anders planen.

Angeheiratete Verwandte, die weit weg wohnen, haben die Angewohnheit, 1-2 Stunden zu früh zu erscheinen. Das finde ich dann unhöflich, denn man möchte vielleicht noch etwas vorbereiten, sich frisch machen etc. und kann das dann nicht mehr tun. Mittlerweile weiß ich es und rechne entsprechend.

Eine Freundin von mir hatte seinerzeit die Angewohnheit, IMMER eine ganze Stunde zu spät zu kommen. Das erste Mal, als ich mich mit ihr treffen wollte, rief ich nach einer halben Stunde bei ihr zu Hause an, ob was passiert sei, aber die Mutter erzählte, sie sei jetzt gerade losgefahren (brauchte eine halbe Stunde mit dem Rad). Ich war echt in Sorge gewesen, eben weil sie JWD wohnte und durchaus was hätte passieren können, sie aber war ganz cool und fand nichts dabei. Zukünftig habe ich mich mit ihr immer so verabredet, dass es zeitlich dann mit Verspätung passte.

Leute gleich komplett zu verurteilen, weil sie zu spät kommen, finde ich - hmm - kleinkariert. Auch hier gibt es so unterschiedliche Empfindsamkeiten. Und gerade wenn Ihr Euch beim Arzt getroffen habt, was nett von der Schwiegermutter war, könnte es doch wirklich sein, dass sie Probleme hatte, hinzukommen. Oder es war für sie eh knapp, sie wollte es aber doch möglich machen. Nicht alle sind so handyaffin und sagen gleich Bescheid.

Ich sage Bescheid, wenn mehr als 5 Minuten Verspätung absehbar sind, es sei denn, ich müsste dafür anhalten und noch mehr Zeit verplempern, die ich dann noch später käme.

Meine Entschuldigungen für Verspätungen von mehr als 5 Minuten sind unterschiedlich. Bei Leuten, die ich nicht so mag, entschuldige ich mich ohne Grund. Freunden oder gute Bekannten sage ich, warum.

Keep cool!

VG Sileick