September 2022 Mamis

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von Freya211  am 30.09.2022, 19:45 Uhr

Ausführlicher Geburtsbericht

Ausführlicher!!! Geburtsbericht ungeschönt und dennoch positiv!

VORGESCHICHTE:

Alles begann am 20.09.2022 als meine Nachsorge-Hebamme wieder einmal zur Akupunktur kam. Inzwischen war ich 40+5 schwanger und keiner hatte gedacht, dass man beim dritten Kind auch so über Et gehen kann. Alle wetteten, unser kleiner Spatz macht sich frühzeitig auf den Weg, doch weit gefehlt.
Nun ja, die Hebamme kam wie verabredet zur letzten Akupunktur für diese Schwangerschaft, denn sie meinte, weitere würden eh nichts ändern. Sie setzte ihre Nadeln an allen 4 Punkten (inkl. kleiner Zeh – den hatten wir nun schon das 4.Mal mit dabei) und wir quatschten über die vergangenen Tage. Da ich durch die hohe Gebärmutter so strake Rippenschmerzen hatte, hatten wir schon seit einiger Zeit immer Mal wieder versucht sanfte Anstöße zu geben (Zimt, Ingwer, Chili, Nelkenöltampons, Bauchmassage und auch ein Einlauf), mein Bauchzwerg blieb davon stetig unbeeindruckt und lehrte mich mal wieder, dass sich Mama auf den Kopf stellen konnte, wenn Baby nicht will, will es nicht.
Ich hatte zwei Nächte zuvor wieder mal eine übungswehenreiche Nacht mit sehr regelmäßigen, aber nicht schmerzhaften Wehen, also bat ich darum, dass sie mich vaginal untersucht, um zu wissen, ob die irgendetwas brachten. Wir planten eine Hausgeburt, daher wollte ich wissen, wie der Stand ist, damit ich abschätzen kann, wie zügig ich mich bei tatsächlichem Geburtsbeginn bei meinen Hausgeburtshebammen melden musste. Sie hatten ca. 45min Weg vor sich, also musste das durchaus berücksichtigt werden.
Gesagt getan, sie checkte die Lage und sagte Mumu 1cm offen, Gebärmutterhals ca. 1cm, alles weich. Sie bot an eine Eipollösung zu machen, ich stimmte zu. Später am Tag hatte ich noch meinen regulären Vorsorgetermin beim Gyn, bis dahin hatte ich wieder regelmäßige, aber nicht starke Wehen. Ich war positiver Dinge, sah bis hier hin doch alles sehr vielversprechend aus. Die Wehen blieben, auch auf dem CTG und sowohl im Sono als auch im CTG war alles prima. Ich also wieder nach Hause. Gegen 21 Uhr ließen die Wehen allmählich nach. Die Abstände wurden länger, bis sie letztlich ganz abebbten. Wir gingen zu Bett und hofften auf einen nächtlichen Beginn.
Es tat sich nichts mehr.
Am 21.09 verbrachte ich meinen Tag wie üblich, alles war ruhig, nur der Kleine tobte fleißig.
Am Abend gegen 17.30, ich kochte gerade Hühnersuppe, merkte ich einen leichten Abgang von Flüssigkeit, ich also zur Toilette – juchu, leichte Blutung, Zeichnung =D – ich telefonierte mit den Hebammen, die Blutung war bräunlich nur ganz leicht helles Blut, nicht viel. Sie wollten die Sicherheit und baten mich zur Klärung in der Klinik vorstellig zu werden. Wehen hatte ich noch keine. Bei meinem Sohn dauerte es ca. 1-1,5 Stunden, ehe die ersten leichten Wehen begannen. Ich rief also meinen Partner an, dass er doch bitte kam um mich in die Klinik zu fahren. Gesagt, getan, Ergebnis nach knapp 2,5 Stunden Aufenthalt: Mumu 2cm offen, leichte Wehen, Sono unauffällig, Fruchtwassermenge gut, Kind prima, Plazenta prima. Schätzung der Ärztin ca. 3800g. Ich entließ mich auf eigenen Wunsch, durch die leichte Blutung hätten sie mich dabehalten müssen.

Der Abend verging die Wehen blieben bis in die Nacht waren aber weiterhin nicht schlimm. Donnerstag 22.09. morgens bat ich meinen Partner nicht zur Arbeit zu gehen, da ich noch Wehen hatte und guter Dinge war, dass sie nun stärker wurden. Um ca. 10 Uhr entschieden wir, dass er doch zur Spätschicht gehen konnte, da die Wehen wieder weg waren.

Er vertrieb sich die verbleibende Zeit mit dem Wohnungsputz und fuhr dann noch schnell sein Auto in die Waschanlage. Ich verblieb daheim und war schon ziemlich genervt von dem Verlauf und der fehlenden Bereitschaft unseres Sohnes uns allzu bald auf dieser Welt zu besuchen. Er wollte mich noch motivieren einen Spaziergang zu machen und Wehentee zu kaufen (hatte die Hebamme beim morgendlichen Telefonat noch empfohlen), ich wiegelte ab und meinte, dass er sich eh nicht rauslocken lässt. Egal was ich mache. Ich entschied mich dann nochmal ein Nelkentampon zu versuchen, diesmal in geänderter Anwendung (alles mit der Hebamme besprochen). Ich hatte immer Mal eine Wehe aber in riesigen Abständen (locker 45min.). Um 14 Uhr entfernte ich den Tampon und um 16 Uhr ca. brach ich mit meinen Eltern, Hund und beiden Großen auf zu einem Waldspaziergang. Wie liefen sage und schreibe 5km, ich verfluchte es zwischendrin, weil ich doch die ein oder andere fiesere Wehe hatte. Zurück zu Hause war ich dann natürlich völlig k.o., die Wehen blieben wieder mit diesen langen Abständen, ich gab meine Hoffnungen auf.
Mein Partner kam wieder nach Hause, die Kids waren im Bett und ich saß auf dem Sofa. Kurz vor 9 bekam ich eine Whatsapp meiner Hausgeburtshebammen, sie waren auf dem Weg zu einer Erstgebärenden und gingen davon aus, es könnte noch eine Weile dauern, weshalb sie mich nicht betreuen könnten, sollte es in dieser Nacht tatsächlich ernst werden. Ich war total bedient, wir beide waren uns still und heimlich bewusst, dass war es dann wohl mit dem Traum von Hausgeburt. Unser Kleiner würde sich genau heute Nacht auf den Weg begeben, nur um uns zu zeigen, wer der Chef ist. Essen verweigerte ich, ich hatte jeglichen Appetit verloren.

GEBURTSBERICHT:

Kurz vor 10 saß ich hundemüde – mir waren seit Wochen die Augen nicht mehr zugefallen – dort und beschloss ins Bett zu gehen. Mein Partner begleitete mich und war selbst verblüfft (erfuhr ich natürlich erst später), dass ich binnen weniger Minuten tief und fest eingeschlafen war.
Ich wachte auf, Wehe, Auaa, die war deutlich! Ich schleppte mich aus dem Bett auf die Toilette, Die Uhr am Backofen verriet: 23.15Uhr – na Klasse! Ich war noch nicht bereit das zu akzeptieren, legte mich wieder ins Bett. Nun kannst du auch noch etwas warten mein Kleiner! Ich lag, spürte die nächste Wehe kommen und stand auf, wollte aus dem Schlafzimmer flüchten, die Lage erstmal allein einschätzen. Ich schaffte es bis an die untere Ecke von meiner Bettseite, die Wehe war da, ich beugte mich vorn über, schnaufte kräftig und wusste, das lässt sich nicht mehr aufhalten. So ein Mist! Mein Partner schreckte von meinem Schnaufen hoch, saß kerzengerade im Bett und sein „Schaaatz?“ war auch weniger ernste Frage wie fassungslose Feststellung. Die Wehe endete und ich ging geistesabwesend, noch immer nicht so recht bereit, dass zu akzeptieren, aus dem Schlafzimmer, zog die Tür hinter mir ran, sperrte ihn indirekt aus. Er natürlich unnachgiebig kam mir ins Wohnzimmer nach, wo ich stand und mein Becken wiegte, ich überlegte fieberhaft, was wir tun sollten, die andere Geburt war ziemlich sicher noch nicht über die Bühne, aber so wie sich die Wehen anfühlten war klar, unser Sohn wartet nun nicht mehr! Ich versuchte die Abstände zu messen und zeitgleich zu besprechen, was wir tun. Nach vielleicht 2 weiteren Wehen (ich weiß gar nicht mehr, wie der Abstand war, 8 Minuten, vielleicht 10, keine Ahnung) bestand mein Partner darauf die Hebamme zumindest mal anzurufen, um zu erfragen, wie der Stand war.
Ich wähle, es dauerte, ich dachte schon, joah die sind wohl mitten dabei…Dann doch, die Hebamme nahm ab, klang total verschlafen. „Habe ich dich geweckt?“, „Ja, wir wechseln uns ab, die andere Geburt dauert noch, ich muss in 4Std. wieder hin.“ Ich schnaufte, nun gut, dass wars. Sie fragte natürlich, ob es los geht und ich bejahte. Sie überlegte kurz, meinte sie ruft ihre Kollegin an und checkt die Lage. Sie meldet sich gleich. Nun gut, sie rief zurück, also alles wie befürchtet, sie können mich nicht begleiten, die andere Geburt dauert noch, aber sie müssen für die Entbindung zu zweit sein und die dritte Hebamme im Bunde ist erst ab halb 7 in Bereitschaft. Sie bot an, vorbeizukommen um zu schauen, aber letztlich war das Ergebnis unverändert, sie würde kommen, bestätigen dass es los geht – was ich ja schon wusste – und mich dann in die Klinik schicken müssen, weil sie nicht allein entbinden durften (ich nehme an, dass es ein Versicherungsding ist).
Nun gut ich brach mal eben in Tränen aus, war frustriert und traurig, dass mein Wunsch der Hausgeburt nicht wahr werden würde. Mein Partner und ich besprachen das weitere Vorgehen, Kliniktasche einpacken (das Zeug lag schon bereit), einen Kaffee für wenigstens ein wenig Energie, ich bestand auf eine Dusche und mein Großer musste auch nach oben zur Oma gebracht werden, damit er am Morgen nicht allein in der Wohnung war. Wir gingen nach oben, mein Partner mit Kind, ich mit Wehen, kurz mit meiner Mutter sprechen. Ich weckte sie, klärte sie auf und verfiel nochmal den Tränen, sie nahm mich in den Arm und tröstete was ging, „Wer weiß wofür es gut ist…“, ich nickte, so langsam müssten wir uns mal etwas eilen, die Wehen kamen in kürzeren Abständen und ich wurde unruhiger. Ich ging duschen, mein Partner wuselte wie ein Wirbelsturm durch die Wohnung, versuchte alles irgendwie fertig zu machen und dennoch positiv auf mich einzuwirken. Unter der Dusche merkte er dann mal höflich an, dass ich mich vielleicht mal beeilen sollte, ich etwas irritiert „Wie sind denn die Abstände?“, er selbst total irritiert, „Ähm, so alle 2 Minuten…“ Ja gut, ich sollte wirklich mal hinmachen. Ich also aus der Dusche, abgetrocknet, angezogen, den Kaffee mehr oder minder auf Ex und die letzten Sachen zusammen gewuselt. Wir waren so weit, ab ins Auto und zur Klinik.

Die Fahrt ging so einigermaßen, die Wehen waren zwar schmerzhaft, aber ich kam noch gut damit zurecht, eher die Position im Auto war dürftig. Wir liefen die paar Meter zur Klinik und dann weiter zum Kreißsaal. Die Hebamme, die uns die Tür öffnete sah schon, dass es ernster war, ich gestützt an meinem Partner „Drittes Kind, Wehen alle 2-4min ca.“ mehr sagte ich nicht und sie brachte uns direkt in einen Kreißsaal.
Inzwischen war es der 23.09.22 um halb 2. (erstaunlich, was die Zeit mit Wehen einfach fliegt…empfand ich aber bei allen Geburten so)
Aufs Kreißbett, CTG dran. Mir gingen jetzt schon die Kabel auf den Keks, eins für meine Vitalwerte, Toko und Herztöne für den Kleinen. Nach einem Stück CTG schreiben untersuchte sie mich vaginal. Muttermund bei 8!!!cm. Ich war ziemlich sprachlos, aber natürlich total froh, dass wir schon sooo weit waren und es mir noch so gut ging. Das würde ja eine schnelle Nummer werden.

Nun gut, wurde es nicht…zumindest nicht ganz.

Die Hebamme wollte mir laut Standard einen Zugang legen, ich lehnte entschieden ab. Die Hebamme ziemlich perplex, sie muss das mit dem Arzt klären. Ja, mir Wurst, ich möchte keinen, solange es keinen Handlungsbedarf gibt. Etwas später wurde der Kreißsaal voll. Oberärztin, noch ein Arzt, evtl. auch Assistenz, ich weiß nicht genau, die Hebamme plus eine Hebammenschülerin, mein Partner und ich. Ich kniete auf dem Bett, veratmete die Wehen so gut es ging, wir hatten es inzwischen halb oder gar um 3. Die Oberärztin stellte sich vor und redete direkt auf mich ein, dass ich mir doch einen Zugang legen lassen müsste. Ich verneinte, sagte, solange es nicht notwendig ist, möchte ich auch keinen. Ich bin gerne bereit alles notwendige zu unterschreiben. Das wollte sie nun gar nicht hören, sie fing an, dass es ja bei Drittgebärenden gerne mal zu Komplikationen kommt oder gar nach der Geburt starke Blutungen drohen und demnach ein Zugang jetzt sinnvoller ist als später, wenn man ihn braucht. Ich verneinte weiterhin, sagte, dass ja alles gut ist und ich die Notwendigkeit nicht sehe und mir des geringen Risikos auch bewusst bin und es trage. Mittlerweile wurde die Ärztin schon deutlich unfreundlicher, fing an auf mich einzureden, dass sie ja ein Level 1 Haus sind und man das hier halt so macht und wenn ich das nicht wollen würde, ich ja durchaus meinen Kram nehmen kann, um in das andere Krankenhaus der Stadt zu fahren und dort zu entbinden, denn die sind kein Level 1 Krankenhaus.
Ich wurde dann auch frecher und vor allem laut (immerhin hatte ich ja dennoch Wehen alle 2-3 Minuten und musste während der Wehe die Diskussion unterbrechen), dass sie so nicht mit mir umgehen brauchen und dass, wenn es nach uns gegangen wäre, wir ja auch überhaupt nicht hier wären, sondern zu Hause. Das passte den Herrschaften natürlich wieder nicht, die Oberärztin entschied dann in einer meiner Wehen meinen Partner zu attackieren, sie würden jetzt den Raum verlassen und er solle doch die Zeit nutzen und mich überreden. Ein Hoch auf meinen Schatz!!!! Er kämpfte wie ein Löwe für mich, er machte deutlich, dass er mir vollkommen vertraut und wenn ich entschieden sage, dass ich keinen Zugang möchte, er mich auch nicht umstimmen wird. Dann fingen sie mit unfairen Spielmitteln an (ein Glück arbeite ich ja selbst beim Gynäkologen und habe von CTG´s durchaus eine gewisse Ahnung und erwartete nicht mein erstes sondern mein drittes Kind!) sie fing an zu behaupten, dass das CTG nicht gut sei und dass der Kleine Stress hat, die Herztöne zu eingeengt sind und sie mir aufgrund dessen einen Zugang legen müssen. Wenn es so weitergeht, müssten sie die Wehen medikamentös lindern und die Geburt verlangsamen. Nun wurde ich wirklich wild! Ich sagte ihnen nochmals, dass ich keinen Handlungsbedarf sehe, das CTG für die Umstände unauffällig ist und ich ja auch den Kleinen deutlich spüren kann, sogar seinen Schluckauf merkte ich in den Wehenpausen! Das gefiel ihnen nicht – was war ich nur für eine eigensinnige Patientin – ich verneinte weiterhin den Zugang und sowieso, dass hier in irgendeiner Form in meine Wehen eingegriffen wird. Denn noch geht es uns beiden gut und wenn sie nun auch Abstand von ihrem Stresslevel nehmen würden, wir uns alle wieder mehr auf die Geburt und weniger auf Diskussionen konzentrieren können. Die Oberärztin (ganz Profi…) wurde dann richtig frech und ausfallend, wenn wir uns so benehmen können wir ja auch hier allein das Kind bekommen, dann geben sie nun den Raum frei und wir zwei machen das dann alles in Eigenregie. Mein Partner meinte, dass sie das nicht dürfen und darüber hinaus, wenn wir es so gewollt hätten, wir ja auch daheim hätten bleiben können nur er sich eben eine Geburt allein nicht zutraut.
Naja, ich weiß gar nicht mehr genau, was schlussendlich der Ausschlag war, dass sie den Kreißsaal verließen, jedenfalls taten sie es. Nun war nur noch die Hebammenschülerin da, die wirklich herzallerliebst war und die Einzige, die uns nicht das Gefühl gab, wir hätten komplett den Verstand verloren.
Die führende Hebamme kam mit einem Stapel Papieren wieder, die ich auch brav unterschrieb. Es konnte also weiter gehen.

Die Zeit verstrich und ich hampelte mich durch die Wehen, wir versuchten unterschiedlichste Positionen, alles um irgendwie die Fruchtblase zu sprengen. Doch das gute Ding war gefühlt aus Gummi. Die Hebamme untersuchte mich wieder (welch eine Qual) und der Befund war unverändert - inzwischen war es kurz vor 4. Muttermund noch immer bei 8cm und der Kopf nicht tief genug.
Die Aussagen schockten mich nicht so sehr, denn so war es vor 7 Jahren bei meinem Sohn auch. Er rutschte erst richtig ins Becken, als die Fruchtblase gesprengt wurde, damals war aber der MuMu vollständig und ich hatte 15 oder 20 Minuten einen Wehensturm - scheinbar der Versuch meines Körpers das Ding irgendwie zu sprengen, letztlich wurde es manuell gemacht.

Ich merkte so langsam auch deutlich, wie die Kraft nachließ und sich einfach nichts nach vorne bzw. unten tat. Also beratschlagten wir uns. So konnte es nicht bleiben und auch die Hebamme sprach von Geburtsstillstand. Ich bat darum die Fruchtblase zu sprengen, sie war wenig begeistert. Ich versicherte, dass ich mir den Zugang legen lasse, wenn sie mir im Gegenzug die Fruchtblase öffnet. Okay, wir wurden uns einig. Mir wurde der Zugang gelegt, währenddessen besprach sie mit uns das Vorgehen. Sie wollte die Fruchtblase langsam ablaufen lassen, um einen Nabelschnurvorfall zu vermeiden. Gut, mir egal, Hauptsache, das Fruchtwasser läuft ab und wir können weiter machen. Gesagt, getan. Dreimal ließ sie FW ab und bestätigte, dass es gut war, es zu tun, da es leicht grünlich war. Unser Kleiner hatte so langsam auch die Nase voll. Das Fruchtwasser war aus dem Weg und sofort änderten sich die Wehen. Sie wurden nochmals deutlich intensiver und der Druck auf mein Becken zeigte gleich, nun geht es vorwärts. Ab dann schwand aber auch mein Zeitgefühl, bzw. hatte ich keinen Kopf mehr auf sowas zu achten. Ich kämpfte mich durch die Wehen, versuchte irgendwie ruhig zu atmen und mich darauf zu fokussieren. Mein Partner war der Fels in der Brandung, er begleitete mich die gesamte Zeit unerbittlich, streichelte mich (ich wusste gar nicht, dass ich das Dulden würde), redete mir gut zu, gab mir ständig wieder seinen Körper egal ob ich mich an ihn gehangen habe oder aber seine Hände mit meiner Kraft malträtiert. Er war so tapfer und war einfach für mich da, außerdem versorgte er mich mit Wasser, wann immer ich es brauchte.
Ich wanderte wieder in den Positionen, irgendwann hieß es, sie wollen mich erneut untersuchen. Na gut, auch wenn ich dabei dachte, ich gehe ein vor Schmerz. Es stellte sich raus, dass eine Muttermundslippe den Weg versperrte und die, durch den Druck und mein gewisses Mitpressen schon deutlich geschwollen war. Die Hebamme meinte, sie reiben Buscopan drauf und ich solle mich für die nächsten 15 Minuten auf die linke Seite legen. Das Einreiben war die Hölle, ich habe geflucht und geschrien, es tat so unglaublich weh. Dann der Wechsel auf die Seite, gelegen hatte ich ewig nicht mehr und gleich die erste Wehe machte klar warum. Ich konnte einfach nicht liegen. Hatte mich doch in den letzten Monaten meine linke Rippe so gequält, dass ich Wehen in dieser Position einfach nicht ertrug. Ich wälzte mich auf dem Bett, jammerte, keuchte und versuchte irgendwie mit all dem klarzukommen. Ab diesem Punkt hätte ich sofort einer PDA und einem Kaiserschnitt zugestimmt. Ich dachte ich packe das nicht mehr.

Schichtwechsel, den ich nur am Rande wirklich wahrnahm, es musste also halb oder um 6 sein. Die Nachthebamme verzog sich ohne ein weiteres Wort, sie war scheinbar doch noch ziemlich stinkig, wegen der Diskussionen. Die neue Hebamme war eine junge, voller Elan strahlende und vor allem gutgelaunte Kollegin. „Na dann bekommen wir mal ein Baby!“, sagte sie freudig und machte sich sogleich ans Werk. Nun ging es zur Sache, auf meinen Wunsch hin wurde das Kreißbett zum Gebärhocker und ich richtete mich auf, um auch nur irgendwie genug Kraft zum Pressen aufzubringen. Die Wehen kamen, doch sie fühlten sich anders an als die Presswehen meiner vorangegangenen Geburten. Es fehlte dieses unerbittliche ‚ich muss pressen.‘, die Hebammen und mein Partner feuerten mich an, jede Wehe zu nutzen, um unseren Sohn auf diese Welt zu bringen. Ich schrie und fluchte und presste so gut es ging. Es zog sich eine Weile, letztlich bekam ich auch nur noch viertel mit, dass meine Nachsorge-Hebamme (ich wusste, dass sie zum Frühdienst in der Klinik war) mit in den Kreißsaal gerufen wurde, um mich zu motivieren. Dass es mich tatsächlich motivierte, erfuhr ich erst von meinem Partner und Ulli (der Hebamme) selbst, denn ich habe das alles überhaupt nicht mehr wahrgenommen oder bewusst realisiert. Ich kämpfte und mein Partner stellte ständig wieder seine Hände zur Verfügung, um mir zu helfen. Ich hätte ihm wohl beinahe den Finger ausgekugelt oder gar gebrochen, sagte er im Nachgang. Außerdem wies er Bissspuren und einige Kratzer auf. Der Arme hat also wirklich alles gegeben, um mich zu unterstützen. Wahnsinn, ich bin immer noch voller Liebe für diese Teamarbeit.
Schließlich spürte ich, dass der Kopf geboren war, ein wenig Erleichterung und in diesem Moment war ich doch wieder so sehr Herr meiner Sinne, dass ich es schaffte erst zu fragen, ob der Kopf wirklich geboren war und dann wirklich hinzufassen und ihn zu berühren. Er war so warm, so weich und voller Haare! (Ich hatte mir das in der Schwangerschaft schon immer wieder vorgenommen da ich mich bei meinen anderen beiden irgendwie „nicht getraut“ habe.) Es gab mir wirklich (wie schon in vielen Geburtsberichten gelesen) den nötigen Schub unseren Sohn nun gänzlich zur Welt zu bringen. Ich presste, wie eine irre und er kam, mein Blick fiel nach unten und ich sah wie er meinen Körper verließ und sanft auf dem Kreißbett landete. Eingewickelt wie ein Rollbraten! Er war etwas blau und sofort griffen die Hebammen ein, um ihn aus seinem Nabelschnurgewirr zu lösen. Später erfuhr ich dann von meinem Partner, dass er auch die Nabelschnur um den Hals hatte, was die Hebammen schon entwirrten als nur der Kopf da war. Er wurde mir nach oben gereicht und ich nahm ihn freudestrahlend, wenn auch wirklich müde zu mir auf die Brust. Wir kuschelten und mein Partner durfte die Nabelschnur durchtrennen. Ziemlich gleich kam auch das Gefühl die Plazenta zu gebären, also presste ich noch mal und da war sie dann nach 2-3Mal drücken.

Um 06.22 Uhr am 23.09.2022 kam unser Sohn Lio Phil auf diese Welt, er war der größte und schwerste seiner Geschwister. Mit stolzen 51cm, 3790g (übrigens ein Lob für die genaue Messung an die Ärztin 2 Tage zuvor!) und einem Kopfumfang von 32cm.
Es war eine anstrengende und komplett andere Geburt als geplant und erhofft, aber es war dennoch ein gutes Erlebnis. Wenn auch schmerzhaft. Aber ich habe keine Verletzungen nur eine kleine Schürfwunde und inzwischen (6 Tage später) keinerlei Beschwerden, abgesehen von seltenen Nachwehen. Im Nachhinein bin ich natürlich weiterhin traurig, dass es keine Hausgeburt wurde, und würde ich noch ein Kind bekommen, würde ich eben diese wieder versuchen zu planen, aber es war auch kein negatives Ereignis, da ich weitestgehend selbstbestimmt geblieben bin und mein Partner wirklich unglaublich war (und das bei seiner ersten Geburt).

Danke fürs durchhalten und alles Gute für euch, eure Schwangerschaften und Geburten und viel Spaß und Liebe mit euren Kindern. Sie sind einfach das größte Geschenk und jeden Schmerz wert!

 
3 Antworten:

Re: Ausführlicher Geburtsbericht

Antwort von Meins am 07.10.2022, 8:22 Uhr

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt
Aber verstehen tue ich es tatsächlich auch nicht warum du dir keinen Zugang legen lassen wolltest... da passiert ja sonst erst mal nichts und wenns Komplikationen gäbe kann man schnell was geben.
Ich war damals froh. Erstens weil ich sehr schlechte Venen habe und ich froh bin wenn die Nadel sitzt. Zweitens hatte ich einen Wehensturm (den man nicht vorhersehen kann) und es musste schnellstmöglich einen Wehenhemmer gespritzt werden.

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Re: Ausführlicher Geburtsbericht

Antwort von Freya211 am 07.10.2022, 10:35 Uhr

Danke für deine Glückwünsche.

Das mit dem Zugang kann ja jede Frau für sich entscheiden. Ich verstehe deine Argumente, bin jedoch noch immer froh, die Geburt zu meinen "Bedingungen" gemacht zu haben.

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Re: Ausführlicher Geburtsbericht

Antwort von sanne87 am 08.10.2022, 0:36 Uhr

Wahnsinns Bericht. War sehr spannend zu lesen. Glückwunsch aus dem Dezember 21 Bus. Ich hatte jetzt meine zweite Hausgeburt. Jedes Mal war nur eine Hebamme da. Ihre Vertretung im Notfall musste tatsächlich zu einer anderen Geburt ausrücken, die sie sonst noch betreut hätte. Da hatte ich Glück, dass die Frau erst später Kontakt aufgenommen hatte. Ist meiner Hebamme wohl noch nie vorher passiert. Entbunden haben wir dann etwa mit einer halben Stunde Unterschied.
Muss aber sagen, dass ich das sehr merkwürdig von deinen Hebammen finde. Hast du keine Rufbereitschaftspauschale bezahlt? Diese Ungewissheit hätte es mir schwer gemacht, mich auf die Geburt einzustellen.
Bei den Krankenhausgeburten habe ich beide Male einen Zugang abgelehnt. War nie ein Problem. Das grenzt ja wirklich schon an Körperverletzung. Würde mir überlegen, ob ich das nicht melde oder gar rechtliche Schritte gehen würde.
Dann kuschelt mal noch schön weiter und alles Gute euch!

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