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Geschrieben von Judith+hannah am 18.12.2004, 15:47 Uhr

Noch jemand an der Uni tätig?

Hallo,
ich bin neu hier und wollte mich mal erkundigen, ob von Euch noch jemand als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni arbeitet? Meine Tochter ist 23 Wochen alt, und ich arbeite seit sie 12 Wochen alt ist. Eigentlich habe ich einen 21-STunden-Vertrag, und ich bin ohnehin schon drei ganze Tage "im Dienst". Dennoch sitze ich regelmäßig am Wochenende und an meinen freien Tagen am Rechner und recherchiere, mache Folien, schreibe Artikel usw. Ich kann mich einfach nicht abgrenzen; habe auch Angst, dass die "guten" Aufträge halt dann alle an Kollegen gehen. Geht es jemandem noch so wie mir?

Liebe Grüße,

Judith

 
8 Antworten:

Re: Noch jemand an der Uni tätig?

Antwort von ChristianE am 19.12.2004, 21:03 Uhr

Hallo Judith,
ich war bis vor drei Jahren wiss. Mitarbeiterin, in der Endphase der Promotion auch mit einem Kind, seit zwei Jahren auf einer sicheren Planstelle als Lehrerin am Gymnasium, jetzt in Elternzeit mit dem zweiten Kind und beginne gerade mit der Habil, mache nebenher Lehraufträge an der Uni, z.T. auch unbezahlt, schreibe Artikel usw. Und habe, wie Du wahrscheinlich auch, immer das Gefühl, man könnte noch was tun bzw. die Arbeit hört nie auf. Allerdings bin ich seit der Geburt meiner Tochter vor 6 Monaten etwas ruhiger geworden, weil ich mich zu klareren Abgrenzungen zwinge, mich noch effektiver organisiere, aber es ist viel schwieriger als bei einem klar umrissenen nine-to-five-job. Wichtig ist, sich nicht ständig Vorwürfe zu machen (ich bin zu wenig für meine Kinder da/ich schaffe nicht so viele Veröffentlichungen wie kinderlose Kollegen), sondern die eigenen Gesamtleistungen zu sehen und darauf zu hoffen, dass andere dies auch tun oder tun werden. Dies ist vielleicht nicht immer der Fall, aber manchmal wundert man sich eben doch, dass solche Dinge wahrgenommen werden - selbst in Berufungskommissionen, an denen ich selber beteiligt war. Liebe Grüße, Christiane

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Re: Noch jemand an der Uni tätig?

Antwort von Judith+hannah am 20.12.2004, 3:53 Uhr

Liebe Christiane,

vielen Dank für Deine Antwort! Tja, das mit dem Abgrenzen muss man tatsächlich üben, und meistens schafft man ja doch so einiges. Allerdings sammeln sich die Staubflocken auf meiner Diss - bin schon ziemlich in der Startphase schwanger geworden, und Säugling + halbe (bezahlt) Stelle + Diss ist fast nicht zu schaffen. Vielleicht gibts auch mal mehr Luft, wenn Madame besser schläft. So traut man sich halt kaum, noch bis Mitternacht was zu machen, weil man nie weiß, was die Nacht noch so Schönes bringt. Aber das kennst Du bestimmt.
In dem Sinne wünsche ich Dir noch viel Erfolg bei der Habil (vermute im Bereich Erziehungswissenschaften? Ich bin im Bereich Erwachsenenbildung /Bildungsforschung tätig)und viel Freude noch an Deinen zwei Kleinen.

Viele Grüße,
Judith

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Re: Noch jemand an der Uni tätig?

Antwort von paulita am 20.12.2004, 10:00 Uhr

liebe judith

auch ich bin an der uni: als assistentin auf einer c1-stelle in niedersachsen, fach soziologie. ich kann deine ängste und sorgen gut verstehen. mein sohn wurde geboren als ich die stelle angetreten habe und ich hatte 3 monate erziehungsurlaub, d.h. als er 6 monate alt war, bin ich wieder voll eingestiegen. war alles arg anstrengend, vor allem weil ich seitdem pendle. aber ich bin froh, dass ich es so gemacht habe. und im nachhinein (leo ist fast 4 jahre alt) war es auch richtig - ich denke nicht, dass mir viel entgangen ist, weder beruflich noch mit dem kind. abgrenzen ist für mich nicht das thema: alles fließt. :-) ich habe konferenzen mit stillpausen besucht, habe total übermüdet vorlesungen + seminare vorbereitet, mit einem weindenden baby telefonate geführt, während der sprechstunde zwischendurch mit sohnemann telefoniert usw. ich denke schon, dass die uni-karriere 150% einsatz erfordert. diese branche ist mindestens so eng + konkurrenzig wie andere auch, wer keinen vollsten einsatz bringt, hat im moment echt schlechte karten. aber mit guter betreuung + möglichst viel hilfe von familie/partner(in) klappt das. zumindest bei mir und bislang. was wird, wenn meine stelle in knapp 3 jahren ausfläuft und das karrussel um die professur losgeht, das ist total unwägbar. macht mir aber jetzt schon richtig angst.
ich denke, dass es wichtig ist, die zweifache einbindung (kind + job) offensiv und gut organisiert anzugehen. z.b. habe ich in meinem institut schon manches mal dafür gesorgt, dass sitzungen nicht erst um 18:oo anfangen.
du packst das schon! die anstrengung loht sich, weil es nichts schöneres gibt, als beides zu haben: kind + einen schönen job an der uni, der nicht nur spaß macht, sondern ungeheure privilegien hat.
lg
paula

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Re: Noch jemand an der Uni tätig?

Antwort von marit am 20.12.2004, 10:53 Uhr

Ich habe auch eine C1-Stelle (noch 2 Jahre) und war vorher auf einer halben BAT 2a. Letzteres ist echt blöd, weil es verdammt wenig Geld gibt, letztlich aber doch voller (und nicht bloß halber) Einsatz von dir erwartet wird. Wir hatten auch das Problem, daß es fast nicht möglich war, einen vollen Kitaplatz zu bekommen, weil ich ja offiziell nur "halb" arbeitete, daß man real aber genausoviel arbeiten muß, wie die Kollegen, will einem aber natürlich auch niemand schriftlich geben. Ich hatte eigentlich sehr auf ein Lise-Meitner Habil-Stipendium gehofft, denn derzeit frißt meine Seminarvorbereitung und Ringvorlesungen etc. jede Menge Zeit auf, aber das gibts ja jetzt auch nicht mehr, wo die Pflicht zur Habil offiziell abgeschafft wurde (daß ich nicht lache).

Ein Kollege, mit dem ich um eine dreijährige Verlängerung meiner Stelle konkurriere, sitzt mir gerade wahnsinnig im Nacken - und er wird vermutlich gewinnen. Er hat kein Kind und zudem eine Frau, die ihm KOMPLETT den Rücken freihält. Sie ist Grundschullehrerin (sorgt also auch für eine finanzielle Grundsicherung), und wenn sie nach hause kommt, macht sie auch noch Abendessen, räumt die Wohnung auf, bügelt... sie ist sozusagen ne richtige Perle (ich hab ihr auch schonmal nen Heiratsantrag gemacht, den sie aber leider ausgeschlagen hat ;-)

Mein Liebenswerter Chaot zu hause hält mir leider überhaupt nicht den Rücken frei (was man ja eigentlich auch nicht erwarten kann), es ist schon viel, wenn er ohne allzu heftige Diskussionen seinen Teil an der Hausarbeit erledigt und da er inzwischen wieder studiert, kann von einer finanziellen Basis, falls meine Stelle nicht verlängert wird leider auch keine Rede sein.

Das macht mich manchmal schon wütend, daß die Institution Uni immer noch so blind für solche Gender-Schräglagen ist.

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Re: Noch jemand an der Uni tätig?

Antwort von krissie am 20.12.2004, 14:20 Uhr

Hallo Judith,
ich bin in der Endphase meiner Promotion, allerdings nicht mit Stelle, sondern Stipendium. Mein Sohn wird drei. Das Stipendium hat den Vorteil, dass ich mich nur auf PRomotion und Kind konzentrieren mußte, was mir schon unheimlich schwer gefallen ist. es hat den Nachteil, dass ich jetzt, nach auslaufen, kein Arbeitslosengeld bekomme.
Ich muss ehrlich sagen, dass für mich vermutlich eine Weitertätigkeit an der Uni nicht in Frage kommt. Ich kann weder mit dem ständigen schlechten Gewissen in beiden Bereichen (Kind und Arbeit) umgehen noch mit dem Konkurrenzdruck, der ja doch erheblich noch zunehmen würde. Ich habe vielleicht nicht den nötigen "Biss" oder bin doch zu sehr Familienmensch, mir sind schon die wenigen Konferenzen, die über mehrere Tage gingen und die ich besucht habe, total schwer gefallen.
Ich habe jetzt das Angebot für eine vermutlich recht langfristige Tätigkeit als freie Autorin. Diesen "Luxus" kann ich mir aber nur erlauben, weil ich nicht der Hauptverdiener in unserer Familie bin... Es stimmt schon, der beste Frauenjob ist sowas wie Grundschullehrerin, aber etwas, wo frau so viele Jahre kämpfen muss, wie Uni, das macht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht leicht...
Andererseits hat frau an der Uni natürlich trotz allem noch sehr viele Freiheiten, was Zeiteinteilung, aber auch Forschungsinteressen betrifft...
Ich wünsche Dir jedenfalls,dass Du alles gut unter einen Hut bekommst und kann Dir zumindest sagen, dass vieles leichter wird, je älter das Kind ist. Das erste Jahr war für mich das schwierigste, aber mit Abstand!

LG Kristina

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Re: Noch jemand an der Uni tätig?

Antwort von judith+hannah am 20.12.2004, 15:25 Uhr

Hallo Ihr Lieben,

habe zum Thema "Frauenförderung an der Uni" heute noch was Nettes erlebt: wir haben einen ganztägigen Workshop in unserer Fakultät (mein Büro ist sonst in einem anderen Haus). Da ich noch voll stille und zwischendurch abpumpe, habe ich (voller Vertrauen...) die Frauenbeauftragte der Fakultät angerufen, wo ich denn dort am besten und in Ruhe abpumpen könne (Sanitätsraum gibts nicht mehr). Ihre knappe Antwort: "puh, Sie fragen mich Sachen. Gibt es auf der Toilette keine Steckdose? Oder fragen Sie doch mal den Hausmeister. Wenn Sie etwas erfahren, sagen Sie mir doch Bescheid, das würde mich auch mal interessieren...". Ende vom Lied: Kind hat morgen nur wenig Milch, aber Muttern platzt gleich. Wie soll man bitte während des Semesters mit lauter Pumpe auf dem WC abpumpen? Und noch angemacht werden, weil man alle vier Stunden verschwindet? Sorry, bin gerade total wütend und fühle mich auch ein wenig "erniedrigt"...Während die anderen kurz was trinken gehen, sperre ich mich im Büro vom Chef ein und pumpe. Zur "Strafe" surf ich noch ein bisserl *grins*

Judith

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Re: Noch jemand an der Uni tätig?

Antwort von tina04 am 27.12.2004, 20:47 Uhr

ot

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Re: Noch jemand an der Uni tätig?

Antwort von Pipa am 11.01.2005, 0:47 Uhr

Hallo!
Habe eure Beiträge mit großem Interesse gelesen. Ich überlege zur Zeit daran eine Promotion, im Anschluss ans Studium (Forstwissenschaften),zu beginnen. Da die Familienplanung inzwischen aber auch so weit ist dass wir gerne Nachwuchs hätten habe ich da so meine Zweifel ob ich das wagen soll.
Wie habt ihr das mit dem Kind geregelt? Konntet ihr das Kind mit zur Uni bzw. zum Institut nehmen oder habt ihr zu hause gearbeitet und wart nur ab und zu am Institut?
Würde mich freuen was von euch zu hören!
Vlg Eva

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