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Geschrieben von Leena am 07.07.2005, 8:41 Uhr

den Vater nicht angeben?

Ich hatte ja etwas weiter unten im Thread von Angel28 zu dem Thema gepostet, und da habe ich ja auch geschrieben, dass ich mich damals dafür entschieden habe, den Vater nicht anzugeben (es hat übrigens auch nie jemand weiter nachgefragt, gerade mal zwei freundliche Briefe vom Jugendamt, in denen sie mir ihren Beistand angeboten haben, und ich habe gedankt - und das war's). Allerdings konnte ich es mir auch finanziell leisten - ich konnte relativ schnell wieder arbeiten und so einigermaßen genug für mich und das Kind verdienen, so dass ich keine Sozialleistungen, Sozialhilfe oder Unterhaltsvorschuss in Anspruch nehmen musste - da wäre mit Sicherheit doch nachgefragt worden, bzw. mir wäre der nicht gezahlte Unterhalt als fiktives Einkommen angerechnet worden, weil ich ja bewusst auf die Geltendmachung dieser Ansprüche verzichtet habe...

Ich habe mich damals bewusst dafür entschieden, ihn nicht anzugeben, weil er es (u.a. wegen einer psychischen Erkrankung) nicht schafft, sein eigenes Leben "auf die Reihe zu bekommen", und ich mir Sorgen ums Kind gemacht habe. Außerdem war in der Schwangerschaft ein bisschen viel vorgefallen, u.a. wollte er (nachdem es ein gemeinsames Wunschkind war) plötzlich doch, dass ich abtreiben solle, weil er es nicht ertragen könne, dass es außer ihm noch einen wichtigen Menschen in meinem Leben gäbe etc., es kamen Drohungen etc., er würde dem Kind später etwas antun, und nachdem, was zwischen uns vorgefallen war, habe ich diese Drohungen ernst genommen - die Situation eskalierte arg... :-( Ich habe ihn aber über die Geburt informiert, und halte auch regelmäßig Kontakt zu seiner Familie, also wenn er je das Bedürfnis haben sollte, sein Kind kennen zu lernen, weiß er, wo er uns findet. Allerdings lehnt er es bisher nachhaltig ab, die Existenz des Kindes überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, und hat es in mittlerweile mehr als 6 Jahren auch nie gesehen... Aber ich denke auch, bei uns ist es ein relativ "extremer" Fall, und die Entscheidung, den Vater nicht anzugeben, ist sicher im Normalfall keine Patentlösung...

Was die von Benedikte angesprochenen Aspekte betrifft:

Finanziell habe ich mein Kind durch meine Entscheidung, den Vater nicht anzugeben, sicherlich um seinen Anspruch auf Unterhalt und Erbschaft gebracht. Allerdings lebt der Vater mittlerweile von ALGII, nach abgebrochener Ausbildung, massiven gesundheitlichen Problemen etc., und er könnte gar keinen Unterhalt zahlen - bliebe für das Kind also maximal 72 Monate Unterhaltsvorschuss vom Jugendamt... Und Aussicht auf Erbschaft besteht, angesichts dieser Verhältnisse, auch nicht.

Zum Thema Abstammung - ich sehe es auch so, dass die eigene Abstammung ein ungeheuer wichtiges Thema für jeden Menschen ist, und jedes Kind sollte seine Wurzeln kennen lernen können. Aber das hat für mich nicht unbedingt etwas damit zu tun, wie die rechtlichen Verhältnisse aussehen, und ob der Vater in der Geburtsurkunde eingetragen ist. Ich erzähle meinem Kind sehr wohl von seinem Vater, auch gerade möglichst viele Kleinigkeiten, zeige dem Kind die alte Schule des Vaters, die Wohnung und all solche Dinge, damit es sich irgendwo eine eigene Vorstellung machen kann, es besteht regelmäßig Kontakt zur Familie des Vaters, damit das Kind zumindest seine väterlichen Verwandten kennt und von ihnen auch vom Vater erzählt bekommen kann, ich zeige ihm immer wieder alle möglichen Fotos vom Vater etc.

Und wie gesagt - wenn der Vater je das Bedürfnis verspüren sollte, sein Kind kennen zu lernen, weiß er (über seine Familie), wo er uns findet, bzw. wenn das Kind ihn kennenlernen möchte (was es bisher noch nicht möchte, aber es spricht davon, ihn treffen zu wollen, wenn es erwachsen ist, und ist stolz auf schöne Fotos von ihm und so), sollte der Kontakt auch hergestellt werden können. Aber "hinterhertragen" werde ich ihm das Kind definitiv nicht, nach allem, was war bzw. ist... :-/

Ob ich "richtig" gehandelt habe, kann man jetzt natürlich noch nicht beurteilen, dafür ist das Kind natürlich noch viel zu jung, aber im Moment ist die Situation fürs Kind, glaube ich, in Ordnung. Mein jetziger Ehemann ist für mein Kind mittlerweile "der Papa" geworden, auch wenn es weiß, dass er nicht der leibliche Vater ist, und die beiden kommen gut miteinander aus, auch wenn nicht immer alles einfach ist, ganz bestimmt nicht! Aber ich glaube, ich tue mich mit manchen Dingen schwerer als mein Kind... wenn dann vom Kind Aussagen kommen wie "früher hatte ich keinen Vater, weil ich nie einen gesehen habe, aber jetzt habe ich einen!" oder wenn wir mal wieder ein neues Foto des Vaters geschickt bekommen haben und das Kind das Bild stolz herum zeigt "Schau mal Papa, auf dem Foto schaut mich mein Vater direkt an!", dann habe ich daran immer eine ganze Zeit zu knabbern... :-/ ...während mein Kind das Foto relativ schnell beiseite legt und es es nicht mehr interessiert... Wie gesagt, es ist oft genug absolut nicht einfach :-(, und ich bin mir auch bewusst, dass ich den Vater nicht irgendwie einfach aus unserem Leben "ausblenden" kann, auch wenn ich mir das für mich sicherlich wünschen würde...geht aber nicht!

So gesehen denke ich - im "Normalfall" ist es sicherlich wichtig und richtig, den Vater anzugeben, aber in "Extremfällen" finde ich, es kann durchaus auch besser sein, ihn unter solchen Umständen nicht anzugeben. Kommt natürlich immer auf die Umstände des Einzelfalles an, und beispielsweise in meinem Fall habe ich es für mein Kind für besser gehalten, ihn eben nicht anzugeben - soviel zum Thema "moralische Verpflichtung dem Kind gegenüber"!

So, und jetzt ist mein Posting aber gräßlich lang geworden - sorry!

 
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