Soll mein Sohn sitzen bleiben (vorsicht lang)

Hallo,

ich würde mein Kind NIE NIE NIEMALS vom Gymnasium auf die Realschule wechseln lassen, und so spät, so kurz vor dem Ziel erst recht nicht. Es ist nämlich absolut nicht so, wie du schreibst, dass ein guter Realschulabschluss (für den du ja auch noch nichtmals eine Garantie hättest) mehr wert ist als ein schlechtes Abi.

Im Gegenteil, fürs Studium (und zwar auch, wenn er später z. B. nach einer Ausbildung und einigen Berufsjahren) ist immer noch das Abi (egal, wie schlecht) oder mind. Fachabi Eingangsvoraussetzung und für viele Ausbildungen mittlerweile auch. Selbst wenn er eine handwerkliche Ausbildung machen will und später (z. B. in 20 Jahren - mit dem Alter steigen ja bekanntlich auch die Ansprüche?) vielleicht einmal ein Handwerksunternehmen gründen oder übernehmen und erfolgreich leiten möchte, sind dafür neben den Fachkenntnissen im Handwerk auch fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse sehr von Vorteil und diese erwirbt man nunmal üblicherweise im Studium (oft auch über den 2. Bildungsweg, aber wie gesagt, auch hier ist Abi oder Fachabi als Eingangsvoraussetzung angesagt). Daher täte hier möglicherweise auch ein schlechtes Abi später mal noch gute Dienste.

Ich würde gucken, dass er die 10. Klasse auf dem Gymnasium jetzt vielleicht doch noch erfolgreich abschließt und in die 11 versetzt wird und dann die Oberstufe und Abi macht. Danach stehen ihm alle Wege im Beruf offen - und zwar für immer. Was er einmal hat, das kann ihm keiner mehr nehmen.

Wenn er die 10. Klasse doch nicht im 1. Anlauf schaffen sollte, dann sollte er sie auf dem Gymnasium wiederholen, ohne Schulwechsel (Schulwechsel bringt nur zusätzlichen Stress). Eine Ehrenrunde ist keine Schande und gehörte - zumindest zu unserer Zeit - eigentlich dazu auf dem Gymnasium. Beim 2. Mal in der 10. Klasse werden die Noten deutlich besser sein, da er ja beim ersten Mal nicht "gar nichts" mitgenommen hat, sondern nur nicht alles. Oft bringt auch schon allein der Lehrerwechsel in der neuen Klasse eine deutliche Besserung in vielen Fächern (vielleicht solltet ihr auch über einen zusätzlichen qualifizierten Nachhilfelehrer, z. B. von der Schülerhilfe oder ähnlichen Instiuten nachdenken). Ein anderer Lehrer erklärt ein bisschen anders als der vorherige oder es stimmt einfach die Chemie zwischen Schüler und Lehrer besser, und schon geht alles viel leichter. Ich spreche da aus Erfahrung (habe selber die 9. Klasse auf dem Gym. wiederholt - hatte auch absolut Null Bock zu der Zeit). Nach der wiederholten 10. Klasse hat er auf jeden Fall einen guten Start in die Oberstufe (die er dann auch zuende machen sollte, er kann ja die extrem ungeliebten Fächer dann abwählen bzw. sich diejenigen Fächer heraussuchen, die für ihn "das geringste Übel" sind). Das Abi könnte im Prinzip fast jeder bestehen - es liegt einzig und allein am Durchhaltevermögen der Schüler und an der Fähigkeit, auch mal mit schlechten Noten fertig zu werden (und an der Unterstützung, die die Schüler diesbezüglich im Elternhaus erfahren - oder eben nicht erfahren).

Die 10. Klasse freiwillig wiederholen (aber selbstverständlich auf dem Gymn.) zur Verbesserung der Noten und zur besseren Vorbereitung auf die Oberstufe wäre vielleicht auch eine gute Alternative, wenn das möglich ist.

Viele Grüße
& viel Erfolg für deinen Sohn - und halte ihn bei der Stange!

Sylvia