Geschrieben von Banu28 am 14.04.2022, 8:34 Uhr |
Gefühle in der Frühschwangerschaft
Hallo,
was Du gerade feststellst, ist, dass das Bild, das die Gesellschaft von Schwangeren oft vermittelt, gelogen ist. In Werbebroschüren, auf Packungen, in Elternzeitschriften werden Schwangere immer mit seligem Gesichtsausdruck gezeigt, wie sie debil lächelnd ihren Bauch streicheln. Sie sind von morgens bis abends ununterbrochen glücklich und laufen hold über Blumenwiesen (also, wenn sie nicht gerade ihren Bauch streicheln…).
Die Wahrheit ist viel nüchterner: Jede Schwangere wird auch von Ängsten, Unsicherheiten und Alpträumen gebeutelt, die eine mehr, die andere weniger. Mir ging das auch so - natürlich. Denn es ist normal und unvermeidlich. Eine Schwangerschaft und die Ankunft eines Kindes sind der größte Einschnitt, den man im bisherigen Leben erlebt hat. Und das merkt man auch und gerade seelisch.
Und doch, die Hormone haben daran natürlich auch Anteil. Bereits jetzt ist die Konzentration mancher Hormone in Deinem Blut um das Mehrtausendfache ihres sonstigen Werts erhöht. Deshalb hat man ja gerade in den ersten drei Monaten oft körperliche Umstellungs-Beschwerden (z. B. große Müdigkeit und Schlappheit, Darmprobleme, Magenschmerzen, Kopfweh, häufigen Harndrang oder Übelkeit). Der Körper braucht etwa 12 bis 14 Wochen, um sich an den Hormoncocktail zu gewöhnen.
Alle Hormone aber sind auch Neurotransmitter, das heißt, sie wirken immer auch aufs Gehirn. Und auch das merkt man. Es verstärkt bereits vorhandene Ängste oder Unsicherheiten, man darf sogar leichte depressive Verstimmungen haben (haben nichts mit einer echten Depri zu tun), all das ist normal.
Langer Rede kurzer Sinn: Es ist ganz oft so, dass die eigene Erwartung von der Schwangerschaft als einer rundum beglückenden Zeit enttäuscht wird. Es gibt in der Schwangerschaft immer sehr viele Gefühle: Glück, Freude, frohe Vorerwartung - aber eben auch Angst, Unsicherheit, Mutlosigkeit, manchmal auch Gereiztheit (man streitet gern mal öfter mit dem Partner) usw.
Wichtig ist, dass Du diese Gefühle annimmst. Wenn Du sie wegmachen willst, werden sie hartnäckig und lästig. Wenn Du sie akzeptierst, fließen sie durch Dich hindurch, und bald kehren dann auch Vorfreude und Zuversicht zurück, so war es auch bei mir immer.
Es gibt natürlich nie eine Garantie im Leben, dass alles gut verläuft. Auch das gehört zum Abenteuer, Kinder zu bekommen, dazu. Auch hier hilft nur Akzeptanz. Wir können nicht alles kontrollieren, steuern, manipulieren. Gerade in der Schwangerschaft und als Mutter wird das vielen Frauen zum ersten Mal richtig klar. Hier hilft nur loslassen und vertrauen.
LG und eine schöne Kugelzeit!
- Gefühle in der Frühschwangerschaft - Bananensplit 14.04.22, 7:00
- Re: Gefühle in der Frühschwangerschaft - Arianne, 17. SSW 14.04.22, 7:24
- Re: Gefühle in der Frühschwangerschaft - Banu28 14.04.22, 8:34
- Re: Gefühle in der Frühschwangerschaft - Babyglueck2022 14.04.22, 17:02