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Geschrieben von Windpferdchen am 06.06.2020, 14:49 Uhr

Mal aufgedröselt... (Achtung, lang)

In diesen Situationen sieht es ja immer so aus, als sei die Schwiegermutter das eigentliche Problem. Aber ihr Verhalten ist nur ein Symptom für zwei ganz andere Probleme, die hier fast immer gleichzeitig vorhanden sind. Und es hilft sehr, sich diese eigentliche Thematik einmal genauer anzuschauen.

Das erste Problem ist Dein schwaches Auftreten gegenüber der Schwiemu. Sie kann ja nur deshalb übergriffig sein, weil Du ihr bisher erlaubt hast, übergriffig zu sein. Sie kann Dein Territorium nur deshalb betreten, weil Du keinen Grenzzaun gesetzt hast, ums mal sprichwörtlich zu sagen. Du lädst Andere durch Dein zu nachgiebiges Verhalten dazu ein, ruhig auf Dein Territorium zu kommen.

Das zweite Problem ist, dass Dein Partner sich noch nicht gut von seiner Mutter gelöst hat. Jeder erwachsene Mann und jede erwachsene Frau muss diesen Schritt leisten, und zwar spätestens in dem Moment, wo er oder sie eine eigene kleine Familie hat. Die Ursprungsfamilie muss dann in den Hintergrund rücken. Im Konflikt muss Dein Mann jetzt loyal zu Dir halten, nicht zu seiner Mutter.

Er darf seine Mutter natürlich lieben, sie oft sehen, mit ihr sprechen usw. - aber er muss sich trotzdem emotional loslösen und sich, wenn es nötig ist, gegen ihre Forderungen gut und souverän behaupten können. Das geht ganz liebevoll, muss aber zugleich auch sehr klar sein: „Mama, ich verstehe, dass du das Enkelkind halten möchtest. Aber jetzt ist sie müde, sie bleibt bei ihrer Mama.“

Es ist ein großes Problem, dass viele Männer diese Ablösung nicht leisten möchten. Sie möchten beide Frauen haben: die Mama und die Gefährtin. Aber das geht nicht, eine der Beiden muss in den Hintergrund treten. Und dies ist natürlicherweise die Mutter. Sonst gibt‘s große Paarkonflikte mit der eigentlichen, neuen Familie.

Wenn ein Mann diese Ablösung nicht gut hinbekommt, ist es oft die einzige Lösung, eine deutliche räumliche Entfernung zur Mutter zu haben. Es klingt in Deinem Posting durch, dass Deine Schwiemu sehr nahe bei Euch wohnt, vielleicht sogar im selben Haus. Jedenfalls viel ZU nah für Dich. Ich würde hier auf Dauer eine Lösung finden.

Das Wichtigste jetzt ist aber, dass Du lernst, Dich abzugrenzen. Deine Schwiegermutter kommt nur noch vorbei, wenn sie Dich vorher angerufen hat, ob Du Zeit hast. Sie kommt nicht unangemeldet und überraschend. Sage ihr das einmal freundlich. Steht sie dann trotzdem vor der Tür, sagst Du wiederum freundlich: „Ich hatte ja gesagt, dass Du bitte vorher kurz fragst, ob ich Zeit habe. Es passt jetzt leider gar nicht.“ Und sie dann NICHT hineinbittest, sondern Dich höflich verabschiedest: „Du, wie gesagt, es geht jetzt gerade gar nicht! Wir telefonieren bald“, und dann geht die Tür zu bzw. das Telefonat ist beendet.

Du musst Deine Grenzen neu und sichtbar feststecken. Machst Du das nicht, wird Deine Schwiemu auch weiterhin fleißig Deine Grenzen ignorieren. Auch generell entscheidest DU, wer wann und wie Dein Kind hält, nicht die Oma. Du entscheidest als Mutter (mit Deinem Partner) ALLES, was Dein Kind betrifft, das ist nicht Aufgabe der Oma. Sie hatte ihre Zeit als Mutter, und die ist jetzt vorbei.

Sich besser abzugrenzen, neue Regeln durchzusetzen, ist ein anstrengender Prozess, der einem nicht leicht fällt. Man will als Frau ja gern Harmonie, man will gemocht werden, für Andere pflegeleicht sein. Aber als Mutter funktioniert das nicht mehr, hier sind Löwenmutter-Qualitäten gefragt. Lieb sein war gestern. Sage ab heute immer SOFORT, wenn bei Dir gerade eine Grenze überschritten wird, und setz‘ Dich gleich in der jeweiligen Situation durch - freundlich, aber knallhart. Dann staut sich nichts mehr auf und Du musst auch nicht irgendwann platzen und laut werden, weil Du vorher zuviel geschluckt hast.

Die Schwiegermutter wird anfangs sehr unreif reagieren, das hat sich ja schon gezeigt. Sie wird quengeln, jammern, Dir Schuldgefühle machen wollten, ihrem Sohn die Ohren vollheulen, in Selbstmitleid baden und drohen, nicht mehr zu kommen. Das macht alles gar nichts! Sie kommt klar. Grenzüberschreitende Menschen sind keine Mimosen, sie tun nur so. Deine Schwiemu ist robust.

Sie wird aber alle Tricks nutzen, um weiterhin übergriffig und dominant bleiben zu können. Die emotionale Erpressung hat ja bisher - auch bei ihrem Sohn - immer prima funktioniert.
Auch sie muss jetzt etwas ganz Neues lernen, nämlich dass damit Schluss ist. Und dieses Umlernen ist verdammt ungemütlich, aber da muss sie jetzt durch.

Sei in Deinen Ansagen und Wünschen klar, aber freundlich. Wenn die Schwiemu motzt, reagiere nicht. Wiederhole nur kurz und knapp dasselbe, was Du gerade schon gesagt hast. Argumentiere also nicht, überzeuge sie nicht und erkläre Deine Handlungen nicht. Das musst Du nicht, denn DU bist die Mutter Deines Kindes, Du brauchst nichts zu erklären. Bleibe neutral, lass die Schwiemu ins Leere laufen. Schlage dann freundlich vor, wann sie kommen könnte. Gib ihr Dein Kind, wenn DU das willst und wenn es gerade gut passt.

Sprich mit Deinem Partner freundlich und ohne Vorwurf (wichtig, sonst blockt er innerlich ab) darüber, dass Loslösung von den Eltern ein wichtiger Schritt für jeden Erwachsenen ist. Erkläre ihm den Unterschied zwischen innerer und äußerer Loslösung: Man kann sich weiterhin lieben und sehen, aber man muss sich gegen die Mutter abgrenzen können und loyal zu seiner eigentlichen Partnerin sein, und das bist Du.

Der Dreh- und Angelpunkt aber bist Du: Wenn DU Dich klar von der Schwiemu abgrenzen kannst, keine einzige (!) Grenzüberschreitung mehr duldest, selbst steuerst, wann sie kommt und Ihr Enkelkind verwöhnen darf, dann wird sich die gesamte Situation entspannen (nach anfänglichem Geheule der Schwiemu). Deine Schwiegermutter wird zum ersten Mal ahnen, dass Du erwachsen bist, dass Du jemand bist, den man ernstnehmen muss. Sie wird - unter Jammern und Wehklagen - lernen, dass sie Dich respektieren muss, und das wird sie auch.

Je ruhiger und souveräner Du das machst (versuche immer ganz sachlich und freundlich zu sein, nicht unterschwellig aggressiv), desto leichter wird es Dir selbst fallen, desto leichter wird Dein Partner damit klarkommen, und desto eher wird Deine Schwiemu ihren Widerstand aufgeben. Aggression ruft Gegenaggression hervor, wo aber keine ist, sondern nur neutrale Klarheit herrscht, läuft auch die Wut Anderer ins Leere und löst sich auf.

LG

 
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