Hier geht es eben nicht „nur um Schuhe“…

Ja, die Toleranz fällt einem als Nicht-Betroffene natürlich richtig schön leicht, sie perlt förmlich aus einem heraus, was sind wir doch heute locker, gell. Ich gestehe, mir geht das auch so. Ich finde bunte Vögel spannend, gut und eine Bereicherung für die Gesellschaft. Aber ich muss nicht mit einem verheiratet sein.

Wenn es also der eigene Mann ist, der in hochhackigen Frauenschuhen die Nachbarn grüßt, ist sicher so gut wie keine Frau hier wirklich noch mit einem ach so entspannten Hey-ist-doch-alles-kein-Problem dabei. Sondern klar würden 99,9 Prozent erstmal schlucken, und zwar heftig. Denn: Nein, es sind nicht „nur Schuhe“. Da hängt schon noch sehr viel mehr dran.

Bin da bei Silvia3: Ich finde, dass ein erwachsener Mann einschätzen können muss, was es für sein Kind und seine Partnerin bedeutet, wenn er sich auf diese Weise outet. Und dass nicht alle eigenen „Bedürfnisse“ (dieses Wort verwendet er selbst) auch breitgetreten und öffentlich gemacht werden müssen. Vor allem wenn man nicht als Single-Transe im regenbogen-bunten Köln lebt, sondern als Familienvater in der Provinz.

Ich würde daher mit meinem Mann darüber diskutieren, wie er seine Wünsche „familienverträglicher“ ausleben kann. Dass es politisch korrekt ist, wahn-sin-nig tolerant zu sein, heißt nicht, dass schon die Mehrzahl der Menschen wirklich so denkt. Und dass z. B. die Klassenkameraden der Tochter oder auch die Eltern ihrer Freundinnen das auch so sehen.

Man kann natürlich sagen, dann müssen diese Menschen das eben lernen, wir müssen sie dazu erziehen. Zum Beispiel, indem man seinen Mann animiert, ruhig auffällige Frauenschuhe zu tragen. Aber diese Erziehung geht auf Kosten der Frau und vor allem der kleinen Tochter, und das geht für mich absolut gar nicht. Klar wäre es schön, die Welt wäre schon bereit für Männer in High Heels. Aber das ist sie nicht wirklich.

LG