Chronisch kranke und behinderte Kinder

Hilfe für chronisch kranke und behinderte Kinder

Fotogalerie

Redaktion

 

Geschrieben von S_A_M am 13.04.2007, 20:11 Uhr

Down-Syndrom / Kind als Schaden

Hmmm, das ist ein sehr schwieriges Thema.

Zum einen denke ich, dass du möglicherweise Schadenersatz bekommen könntest, sich die Klage also (finanziell) lohnen würde. Kommt aber sicher auch darauf an, ob dein Arzt es tatsächlich "absichtlich" oder fahrlässig versäumt hat, dich über Möglichkeiten der tatsächlichen Diagnostik aufzuklären. Im Falle von Down-Syndrom wäre das aber leztlich nur invasive und damit risikoreiche Untersuchungen wie die Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung). ich weiß nicht, welche Hinweiszeichen es gegeben hat und wie dein Arzt sie in der Gesamtsituation bewertet hat.

Eine Garantie für ein Kind ohne Behinderung und Fehlbildung kann es aber unabhängig davon auch einfach nicht geben und ÄrztInnen sind auch nur Menschen, die sich in ihren Einschätzungen auch irren können.

Wenn ich mal den Anwalt der Gegenseite spielen soll, würde ich sicher auch so eine Frage stellen wie: „Hätten Sie sich für einen Abbruch der Schwangerschaft entschieden? Und wenn ja, warum haben Sie Ihr Kind nach der Geburt nicht zu einer Pflege- oder Adoptivfamilie gegeben?" usw. Auch mit solchen Dingen muss man rechnen. Wenn es um Schuld geht, kann das auch darauf hinauslaufen, sich für die Liebe zum Kind (und ich gehe mal davon aus, ihr liebt euren Sohn) rechtfertigen zu müssen.

Das zum einen. Die andere Seite der Sache wäre zumindest für mich die, das ich mich fragen müsste: Wie stehe ich vor meinem Kind da... Was zeige ich ihm mit der Klage? Das ich mir gewünscht hättest, dass seine Behinderung vorgeburtlich erkannt worden wäre, was wahrscheinlich als Konsequenz den Abbruch der Schwangerschaft nach sich gezogen hätte? Viele Alternativen gibt es dazu ja nicht. Down-Syndrom ist ja nicht zu verhindern, nur die Lebendgeburt des Kindes.

Und obwohl es ein weites Feld ist: Durch solche Klagen wird ein gesellschaftliches Klima geschaffen, in dem Menschen mit Behinderungen als vermeidbar gesehen werden, in dem ÄrztInnen in die Situation versetzt werden, auf Teufel komm raus zu testen, zu tun und zu machen. Nicht aufgrund medizinischer Notwendigkeiten, sondern einfach aus Schutz vor Klagen. Schließlich wird es soweit kommen, dass zum Schutz der ÄrztInnen pränataldiagnostische Untersuchungen für alle Schwangeren verpflichtend werden. Wer sie dann ablehnen oder sich im Falle eines positiven Befundes für das Kind entscheiden würde, könnte dann wahrscheinlich nicht mehr auf die (finanzielle) Solidarität der Gesellschaft zählen. Denn die "Belastung" war absehbar und wäre vermeidbar gewesen.

Ich persönlich würde mich wohl mit einer (erfolgreichen) Klage nicht besser fühlen und mir auch immer vor Augen halten, dass mein Kind nicht dadurch zu meinem (Wunsch-)Kind wird, weil es „perfekt“ ist. Es wäre ja auch mein Kind geblieben, wenn es während oder nach der Geburt behindert geworden wäre. Ganz gleich, ob man jemandem dafür (subjektiv oder objektiv) die Schuld geben könnte. Durch eine (erfolgreiche) Klage wird mein Kind nicht anders und ob das Geld wirklich das ist, was die (gesellschaftliche) Zukunft für mein Kind besser werden lässt, ist mehr als fraglich.

Liebe Grüße
Sabine

Vielleicht sind diese Links interessant für dich:

Kind als Schaden
http://www.uni-heidelberg.de/institute/fak5/igm/g47/bauerbvg.htm
http://www.lrz-muenchen.de/~Lorenz/urteile/njw00_1782.htm
http://www.trisomie21.de/kind_nicht_als_schaden.html
http://dejure.org/gesetze/rechtsprechung/_Kind_als_Schaden_.html


Literatur:
Kind als Schaden
Autorin: Ulrike Riedel
Mabuse-Verlag (Mai 2003)
Infos: http://www.imew.de/imew.php/cat/91/aid/85/title/_Kind_als_Schaden_

 
Unten die bisherigen Antworten. Sie befinden sich in dem Beitrag mit dem grünen Pfeil.
Die letzten 10 Beiträge im Forum Hilfe für chronisch kranke und behinderte Kinder
Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.