zurück| Geschrieben von glückskugel am 30.03.2008, 20:31 Uhr |
ärgerliche Bürokratie
Huhu,
heute könnte ich mich mal wieder total über unsere deutsche Bürokratie aufregen. Bin ja sonst nicht so der Aufreger-Typ, aber sowas ärgert mich, weil es so sinnlos ist:
An der Schule meiner Freundin (Lehrerin) ist ein DVD-Player kaputt gegangen. Nun wurde Geld für einen neuen bewilligt. 300 Euro. Das ist ja doch heutzutage ganz schön viel für einen DVD-Player. Und jetzt muss unbedingt ein so teurer Player angeschafft werden (und zwar kein DVD-Recorder oder Blue-Ray oder sonstwas, sondern ein einfacher Player). Da wird jetzt das totale Markenteil, was aber trotzdem "nur" gut 200 Euro kostet, angeschafft. Die Lehrer hätten lieber zwei Player gehabt oder noch ein paar DVDs dazu. Aber das geht absolut nicht. Das Geld muss genau so ausgegeben werden, wie es bewilligt wird.
Da geht mir die Hutschnur hoch. Kein Wunder, dass das deutsche Bildungssystem nicht voran kommt. Kann man sowas nicht die Schulen (in einem gewissen Rahmen) selbst entscheiden lassen? Das wäre einfacher, zweckmäßiger und am Ende wahrscheinlich sogar noch billiger.
Sorry, aber sowas regt mich total auf. Zumal es immer heißt, dass kein Geld da ist. Und dann so eine völlig sinnfreie Verschwendung.
LG,
Stefanie
PS.: Also ich würde jetzt auch nicht den allerbilligsten kaufen, der dann vielleicht schnell kaputt geht. Aber so im mittleren Preissegment wäre doch okay. 300 Euro für einen Player. Das stammt bestimmt aus einer Liste von 2003 oder so.
Beitrag beantwortenReg Dich wieder ab
Antwort von +emfut+ am 30.03.2008, 22:41 Uhr
Wir haben das durch, aber inzwischen verstehe ich es.
Wir haben vom Förderverein Gelder beantragt für die Schulbücherei. Wir hatten uns das ganz toll vorgestellt mit einer Sofaecke zum Kuscheln und Lesen, mit großen Kuschelkissen und CD-Playern für Hörbücher. Drei Mal waren wir bei IKEA, um die schönsten Möbel mit den Preisen rauszusuchen. In den Antrag mußte dann alles ganz genau rein:
2 x Sofa XXXX á 99,- Euro = 198,- Euro
3 x CD-Spieler xxx á 149,- Euro = 447,- Euro
usw.
Den Antrag bekamen wir postwendend zurück. Wir dürften nur bestimmte Lieferanten wie Dusyma etc. benutzen, und ansoten hätte alles den Normen Din fragmichnicht und EU-Norm schlagmichtot zu entsprechen. Weißt Du, was bei Dusyma ein Sofa kostet? Gut und gerne das Dreifache wie bei IKEA.
ABER:
Diese Spezialläden machen ihr Sortiment genau nach diesen Normen. Die Bezüge müssen feuerfest und abriebfest sein, die Gestelle müssen weißderGeierwas aushalten - da stinkt IKEA eben einfach ab. Und auch die CD-Spieler, wo wir uns noch im zweiten Anlauf auf der sicheren Seite wähnten, müssen bestimmte Grenzwerte für die Lautstärkeregelung einhalten und so.
Im nachhinein sind wir ganz klein geworden mit unserer Wut. Denn: Wenn die Kinder mit kaputten Ohren aus der Schule kommen, wäre ich als Mutter die Erste, die auf die Barrikaden geht.
Ob Dusyma wirklich drei Mal so teuer sein muß wie IKEA, um diese Normen einzuhalten, kann ich Dir nicht sagen. Aber daß man nicht jeden Mist aus dem Supermarkt um die Ecke kaufen darf, daß sehe ich inzwischen ein. Und für die Behörden ist es sicher einfacher und, ja, unbürokratischer, wenn bestimmte Lieferanten einen Generalsegen bekommen, anstatt daß man jeden CD-Spieler einzeln prüfen und absegnen lassen muß auch wenn die dann teurer sind, um die hohen Standards einzuhalten.
Gruß,
Elisabeth.
Ähnliches kennen wir aus der Privatwirtschaft...
Antwort von Nathalie B. am 31.03.2008, 14:58 Uhr
Mein Mann kann auch ähnliches erzählen. Als der Drehsessel seines Vorgesetzten brach (wirklich!) durfte er nicht irgendeinen neuen vor Ort bestellen, nein es mußte über die Firmenzentrale bestellt werden, denn alle Mitarbeiter mit dem oder dem Rang bekommen den oder den Sessel.
Das Gleiche galt für unseren von der Firma bezahlten Umzug, als mein Mann versetzt wurde.
Ich hatte schon einen lokalen günstigen Anbieter gefunden, als wir erfuhren, daß wir einen bestimmten nationalen Umzugsunternehmen nehmen mussten. Letztendlich war der Umzug viel teurer aber für uns mit einem super-Service. Inzwischen gehen wir davon aus, daß da viele Mitarbeiter + Firma umzogen, hatten sie wohl einen Rahmenvertrag mit diesem Anbieter abgemacht.
Gerade bei Großunternehmen mit einem starken Corporate Identity, wird schon viel Wert auf gleiche Qualität überall, schon allein damit z.B der Referent, der aus Köln kommt, die gleichen Mediengeräte in Leipzig oder Berlin findet und keine Zeit bei der Handahbung verliert.
Lange Rede, kurzer Sinn.. aber über die og Angelegenheit hatten wir schon gut gelacht!
LG
Nat
@ emfurt @Nathalie
Antwort von glückskugel am 31.03.2008, 22:53 Uhr
@ emfurt: Das mit den DIN kann ich ja verstehen. Auch bei Spielgeräten müssen es ja bestimmte Anbieter sein, die besonders sichere Geräte herstellen. Damit habe ich kein Problem, solange die Normen vernünftig sind. Es ging hier aber gerade nicht um einen bestimmten Anbieter. Das war egal. Aber das Geld musste eben unbedingt für EIN Gerät ausgegeben werden.
@ Nathalie: Also was ein Privatunternehmen macht, ist mir im Grunde egal. Aber die Kultusministerien wirtschaften mit öffentlichem Geld. Und damit gehen die, die es wirklich angeht (in diesem Fall die Schule) eben wahrscheinlich am verantwortungsvollsten um. Die Bedürfnisse der konkreten Schule können irgendwelche Schreibtischtäter im Ministerium einfach nicht beurteilen.
Aber ich kenne das ja von der Uni. Dort wurde auch der 10. Computer für einen Lehrstuhl mit 3 Mitarbeitern angeschafft, weil der IT-Topf eben noch voll war und er für Mitarbeitergehälter eben nicht. Ärgerlich ist sowas allemal.
Aber ich habe mich inzwischen natürlich wieder abgeregt ;-) Es ging ja auch weniger um das konkrete Gerät, sondern vielmehr darum, dass hier durch die Gängelung der Schulen Geld verschwendet wird.
LG,
Stefanie
