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Geschrieben von Wattwurm am 23.01.2009, 9:09 Uhr

Wir "Kinder von gestern"...

Hallo Trini,

genauso sehe ich das auch. Ich erteile seit über 20 Jahren Nachhilfeunterricht. Dabei habe ich Kinder und Jugendliche aller Schulformen betreut.

Natürlich haben sich manche Dinge positiv entwickelt, z.B. dass mehr Projektarbeit gemacht wird, was wir eigentlich gar nicht gemacht haben. Selbstverständlich hat sich auch allein durch die Möglichkeiten des Internets einiges verändert.

Ich bin aber andererseits über manche Dinge immer wieder erschrocken. Beispielsweise ist die Rechtschreibleistung der meisten 5. bis 7. Klässler katastrophal. Auch in späteren Jahrgängen sieht es nicht viel besser aus. Diese Defizite, die die Kinder bereits aus der Grundschule mitbringen, werden an der weiterführenden Schule nicht nachgeholt. Dazu ist dort gar keine Zeit. Leider haben Kinder mit schlechter Rechtschreibung oft auch große Schwierigkeiten in den Fremdsprachen, sie haben gar kein Gefühl dafür, Dinge richtig zu schreiben, woher soll das auch kommen, wenn sie sich nicht einmal in ihrer Muttersprache darum groß kümmern müssen?

Zusätzlich sehe ich den Trend zu Halbwissen. Wenn ich Shakespeare bearbeite, reicht es nicht, mir ein Reclamheft zu kaufen, den Klappentext zu lesen und mir ungefähr zu merken, wann Shakespeare gelebt hat.

Man kann in Mathe spätestens ab der 8. Klasse nicht mehr folgen, wenn man die Grundlagen nicht gelernt hat. Leider haben viele 5. Klässler nicht die Grundlagen, die an den weiterführenden Schulen gebraucht werden.

Ich sehe es an meiner Nichte (2. Schuljahr). Im Prinzip lernt sie das gleiche, wie meine Tochter. Meine Tochter lernt aber wesentlich intensiver und gründlicher. Klar, hat sie viel zu tun, aber ich sehe die Unterschiede. Meine Nichte, ein intelligentes Mädchen, konnte am Ende des ersten Schuljahres nicht richtig lesen, hatte große Schwierigkeiten im Zahlenraum bis 20, vom Schreiben möchte ich gar nicht reden, sie sind nicht mit den Buchstaben fertig geworden. Klar, ist es schön, wenn in der Schule ganz viel gemalt und gespielt wird und man wenig Hausaufgaben hat. Tatsache ist, dass meine Tochter flüssig liest, perfekt rechnet und sehr gut schreibt. Dadurch dass sie und ihre Klassenkameraden sehr gut lesen können, ist die Lesefreudigkeit sehr hoch. Meine Nichte hat noch kein einziges Buch komplett gelesen. Sie hat überhaupt keine Motivation und wird nicht motiviert. Im Endeffekt versuchen die Eltern zuhause nun auszubügeln, was die Schule nicht leistet. Das klappt aber nur in Ansätzen.

Tatsache ist, dass selbst die schwächeren Schüler in der Klasse meiner Tochter mehr können und motivierter sind, als meine Nichte. Meine Nichte ist genauso intelligent wie meine Tochter, daran liegt es nicht.

Wie kann mir jemand plausibel erklären, dass das "moderne" Lernen meiner Nichte besser ist, als das "althergebrachte" meiner Tochter. Lesen ist die wichtigste Kulturtechnik und es kann doch nicht besser sein, wenn 2.Klässler immmer noch stammelnd lesen und freiwillig kein Buch anfassen.

Ich denke, dass meine Tochter es auf der weiterführenden Schule leichter haben wird und bin sehr froh über unsere Entscheidung für eine Schule mit Methoden "von gestern". Die Lehrerin hätte übrigens auch gerne zuerst die Schreibschrift eingeführt, sie war allerdings verpflichtet, mit der Druckschrift anzufangen. Ich selbst habe in Druckschrift lesen gelernt und Schreibschrift geschrieben. Vielleicht sollte man darüber mal wieder nachdenken, dann spart man die zeit vielleicht an sinnvoller Stelle.

Bis dann,

Wattwurm

 
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