Du sprichst mir aus dem Herzen Tathogo! (mit Text)

Hallo,

meine Tochter ist acht, und wirkt durch das ständige Pop-Gedröhne (Tokio Hotel, Nena etc.) in den Zimmern ihrer Freundinnen immer eher irritiert als begeistert. Sie kann damit auch noch nix anfangen. Ihr ist fast egal, was sie trägt, sie will nix mit ihren Haaren machen und ist den ganzen Sommer über draußen. Jetzt im Winter ist stundenlanges Spielen mit Playmo und Barbie angesagt. Sie liebt es, dass ich ihr täglich ein, bis zwei Märchen vorlese (zusätzlich zum Schlafengeh-Ritual) und liest auch selbst kindliche, aber altersgerechte Bücher ("Der kleine dicke Ritter", "Mio, mein Mio" usw.).

Ich habe das Gefühl, dass sie sogar bewusst noch auf ihrer recht heilen Welt besteht. Sie möchte noch gar nicht alles Schlimme erfahren, cool sein oder stundenlang fernsehen und Bilder von Terror und Krieg anschauen (wie viele ihrer Freunde, die eine eigene Glotze im Kinderzimmer haben). Sie legt Wert darauf, dass es gerecht zugeht und hat noch ein ziemliches Schwarz-weiß-Denken (gute Menschen, böse Menschen).

Ich lasse ihr das weitgehend, denn Kinderpsychologen raten nicht umsonst, jüngere Kinder auch durch Unwissenheit zu schützen und nicht vorzeitig und schonungslos über die Welt aufzuklären. Das heißt zum Beispiel, dass Kinder ausdrücklich erst ab zehn Jahren Nachrichten für Erwachsene schauen dürfen sollten. Erst dann können sie seelisch, aber auch intellektuell annähernd verkraften, was sie da zu sehen bekommen.

Mir tun viele unserer Nachbarkinder unheimlich Leid, die von ihren Eltern vorzeitig um ihre Kindheit gebracht werden: Durch ungefiltertes TV-Glotzen, Computerspiele ab 18 (die mit z.T. fünf Jahren schon gespielt werden), durch Beschallung mit Pop-Musik. In vielen Familien wird nie gesprochen über das, was da zu sehen ist. Es wird nie vorgelesen oder gemeinsam gesungen. Sehr traurig, das...

Liebe Grüße,

Bonnie