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Geschrieben von Astrid am 10.04.2009, 12:24 Uhr

Der Hype um die "Hochbegabung" ist eine Erfindung der Leistungsgesellschaft...!

Hallo,

Hochbegabung ist ja eigentlich erst so ein populäres Thema geworden, seit die Leistungsgesellschaft zur Hochform aufgelaufen ist, es also so viele Arbeitslose gibt und nur noch Menschen mit gutem Abschluss und sehr guter Ausbildung überhaupt eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Aber auch, seit wirklich fast nur noch Geld, Konsum, Erfolg, Ansehen und Ellbogen zählen. Jeder hat (unbewusst) ungeheure Angst, sein Kind könnte in dieser Gesellschaft untergehen. Deshalb sind Schulnoten und auch die offensichtliche Faszination an der "Hochbegabung" so bedeutsam wie nie zuvor.

Hochbegabung hat es sicher immer schon gegeben, aber dass jede zweite Mutter (und sogar die Lehrer), nur weil ein Kind verhaltensauffällig ist, fast reflexhaft an die Möglichkeit der Hochbegabung denken, ist neu. Ein Nachbarjunge von uns ist in der Schule eher faul, meiner Meinung nach durchschnittlich intelligent und sehr verhaltensauffällig (aggressiv, unruhig). Der erste Vorschlag der Lehrerin gegenüber der Mutter zu dem Problem: Man sollte ihn auf Hochbegabung testen (Test ergab keine Hochbegabung), ich finde das fast schon lustig, wenn es nicht so traurig wäre.

Ich denke, dass die Kriterien der Tests auf Hochbegabung höher und strenger gefasst werden sollten. Ich glaube - auch wenn viele mich jetzt anfallen werden - dass viele der "hochbegabten" Kinder lediglich besonders intelligent sind. Ich selbst habe in meiner eigenen Schulzeit einen wirklich hoch begabten Mitschüler gehabt, der für mich eines der echten Beispiele für diese besonders Form der Intelligenz ist: Er war NICHT verhaltensauffällig, schrieb in allen Fächern nur Einsen, hatte in Chemie mit 16 Jahren das Wissen eines Diplom-Chemikers mit Hochschulabschluss. In Mathematik galt dasselbe, er stellte der Mathelehrerin Fragen, bis zu deren Antwort sie ihn zwei Tage vertrösten musste, weil sie erst selbst nachrechnen musste (sie war so gelassen und ehrlich, auch zuzugeben, dass er bereits fast ihr eigenes Hochschul-Wissen erreicht hatte). Er kam für den Rest der gymnasialen Oberstufe auf eine Hochbegabtenschule, weil er bei uns nichts mehr lernen konnte. Er ist heute Professor für höhere Mathematik.

Ich kann nicht anders, als die anderen angeblich hochbegabten Kinder in meinem Bekanntenkreis mit ihm zu vergleichen - und ich muss sagen: dazwischen liegen Welten! Der Begriff Hochbegabung ist für mich viel zu weit gefasst. Ich glaube bei vielen der betroffenen Kinder einfach nicht daran. In der Klasse meiner Tochter ist auch so ein Fall: Der Junge ist verhaltensauffällig, infantil, verkriecht sich im 4. Schuljahr noch unter dem Schultisch, wenn er wütend ist und nicht auf die Lehrerin hören will. Er schreibt fast nur Dreier und hat eine Realschulempfehlung bekommen. Das ist für mich keine Hochbegabung, auch wenn die Tests sonstwas sagen. Sondern der Junge braucht eine spezielle Unterstützung und Therapie (was die Mutter aber ablehnt, die Hochbegabten sind ihrer Meinung "halt einfach so" und es sei das Problem der Lehrerin, wenn sie mit ihm nicht klarkomme).

Ich finde, wir sollten beim Thema Hochbegabung wieder auf den Teppich kommen...

Grüßle,

Astrid

 
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