Erinnerung Männer seltsam

Dass man sich ein bisschen wie ein Held darstellen möchte, kann ich mir schon vorstellen. Mein Mann macht es zwar nicht im übertriebenen Maß, aber wir haben Freunden und Familie gern von der Geburt erzählt, weil sie so gut verlaufen ist. Klar hat es saumäßig weh getan, aber es ging fürs erste Kind schnell (20 Uhr Blasensprung, 22 Uhr MM bei 2 cm, 2 Uhr bei 5, 2:34 Uhr Baby da), ich brauchte keine Medikamente, auch keine Nachbehandlung, Naht oder sonstwas. Das ist in unserem Bekanntenkreis schon was besonderes. Sonst haufenweise Kaiserschnitte, Frühgeburten, Saugglocken oder andere Komplikationen, von denen wir komplett verschont geblieben sind. Trotzdem würde es ihm nicht einfallen, zu behaupten, dass es nicht anstrengend oder schmerzhaft war. Er hat mir direkt danach auch gesagt, dass er fast heulen musste, weil er sich so nutzlos gefühlt hat und es für ihn auch sehr schlimm war. Ein Urteil über die Schmerzhaftigkeit erlaubt er sich von sich aus gar nicht. Er erwähnt nur das Drumrum. Es ging schnell, keine Probleme, er konnte mir so gut wie nicht helfen. Wenn fragen von Frauen kamen, die noch keine Kinder haben, die in Richtung Schmerz oder allgemein "Wie fühlt sich das an, wenn da ein Baby rauskommt" gingen, hat er, für mich und für sich wohl auch, selbstverständlich den Mund gehalten. Er könnte ja nur wiederholen, was ich sage.
Ich denke, dass da auch der Wunsch nach einer "einfachen" Geburt hinterstecken kann. Wenn dein Mann oft genug behauptet, dass doch alles super war, wird es vielleicht irgendwann wahr? Klappt natürlich nicht, aber dieses Einreden braucht er anscheinend. Sich eingestehen, dass die eigene Frau da etwas wirklich schlimmes durchgemacht hat, fällt ihm vielleicht schwer, deswegen spielt er es runter.
Das könnte ich mir jedenfalls vorstellen. Ob's stimmt, weiß ich natürlich nicht.