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Geschrieben von Elchkäfer am 27.05.2021, 0:50 Uhr

Geburtsbericht -lang aber positiv

Ich habe eine Weile überlegt ob ich einen Geburtsbericht schreiben soll, wegen meiner ängstlich-ablehnenden Haltung Einleitungen gegenüber. Also vorab: ich habe diese wegen vielen schrecklichen Erzählungen von Freundinnen und meiner Mutter über meine eigene Geburt. Bestimmt gibt es auch gute Erfahrungen.

Tag 1 unserer Geburt:
Ich bin bei 37+3 morgens aufgewacht in einer Lache und dachte ich hätte ins Bett gemacht als ich aufstand, lief ich schwallartig aus und es war ganz klar, dass es Fruchtwasser ist. Von da an lief es nonstop. Ich hatte da null mit gerechnet; bei der Geburt unseres Sohnes 2017 stand zeitweise im Raum, ob die Fruchtblase geöffnet werden müsse, da sie selbst unter starken Wehen ewig nicht platzen wollte.
Ich hatte die Worte meiner Frauenärztin vom Vortag im Kopf: "wir sehen uns nochmal, hier gibt's kein Anzeichen für Geburt. Gebärmutterhals 4cm, Muttermund verschlossen, Kopf noch nicht im Becken, keinerlei Wehen".
Ich rief bei den Beleghebammen der Klinik an. Die hatte ich gewählt weil ich wusste, dass sie die Geburten weitgehend ungestört begleiten wollen. Ich solle noch eine Weile warten ob Wehen zu Hause kämen. Denn einmal in der Klinik käme ich nicht mehr raus. Als nach Mittag immer noch keine kamen, ging ich in die Klinik. Die Beleghebammen waren super nett, versuchten mit Quarzpulver und Schwefelbad Wehen anzustoßen. Mein Mann war da auch dabei und sie ließen uns sogar zwischendurch spazieren.
Es kam eine furchtbare Ärztin zum Ultraschall die nur meinte: "da ist nix mehr an Fruchtwasser, wenn bis morgen früh 24std. nach Sprung keine Wehen da sind, leiten wir mit Cyotec ein". Was für mich persönlich halt voll das Horrorszenario war.
Abends ging mein Mann und begleitete unseren Sohn durch die Nacht.
Ich hatte ein Einzelzimmer und bekam den Antibiosezugang wegen der Infektionsgefahr. Ich erlebte diese Nacht so intensiv und magisch. Ich war mental echt angeschlagen, hatte Angst vor der Einleitung, dachte immer wieder an die Worte meiner Ärztin. Dann kam mir immer wieder ein Gedicht von Rilke über die Geduld in den Sinn und vor meinem Fenster stand ein sanft wehender Baum; irgendwie meditierte ich da halb. Ich sprach mit meiner Tochter, dass ich weiß sie wollte eigentlich noch bleiben, dass wir uns jetzt aber zu zweit auf den Weg machen sollten, auch wenn er weit ist. Dass ich weiß, dass sie Kraft hat und dass ich ihr helfe. Ich habe immer wieder Becken gekreist und bin in die tiefe Hocke, um ihr den Weg zu weisen. Um Mitternacht rum schlief ich ein und sagte auch ihr, sie solle nochmal Kraft sammeln und dann loslegen.

Tag2:
um 3 Uhr nachts endlich zarte Eröffnungswehen (21 Stunden nach Blasensprung). Um 5 Uhr leichte Zeichnungsblutung und die Hoffnung es tut sich was. Die Nachthebamme meinte, es könne trotzdem sein, dass empfohlen würde, einleitend zu beschleunigen, aber ich war fest entschlossen, das zu hinterfragen.
Um 7 kam die Hebamme, die mich nun begleiten würde. Wir verstanden uns auf Anhieb. Sie gab noch Globuli und Wehentee. Um 10 Uhr (28 Std. nach Sprung) kam dann eine total empathische Ärztin. Die meine Sorgen verstand. Die mich über alternative Einleitung neben Cyotec aufklärte. Die meinen Wunsch nach Geburt ohne Intervention unterstützte, mich aber auch über Konsequenzen aufklärte und wann für sie das Ende des Ermessens erreicht sei. Sie stellte das Antibiotikum um, weil der Entzündungswert leicht angestiegen war und gab mir aber Zeit bis 16 Uhr bis zur nächsten Kontrolle (also 34 Std nach Sprung!). Sie meinte auch: "Ich bin hier bis 19 Uhr und begrüße ihre Tochter auf jeden Fall mit Ihnen zusammen". Dieser Ärztin konnte ich jenseits von Leitlinien und Absicherung endlich vertrauen! Ich fand es aber psychisch so anstrengend, während der ganzen Zeit nie den Status zu wissen, weil wegen der Infektionsgefahr keinerlei vaginale Untersuchung vorgenommen wurde. Ich meinte irgendwann, dass ich meinen Mann brauche und die Hebamme verstand mich. Da ich die einzige Gebärende war, setzte sie sich über die Regeln hinweg und lies ihn kommen (vor den Ärzten versteckte sie ihn in der Kapelle ) Das werde ich ihr nie vergessen! Sie gab ihm ein Massageöl für meinen Bauch und nun ging es endlich merklich voran. Die Hebamme meinte nach noch einem ctg ließe sie mir die Geburtswanne ein. Während diesem hatte ich dann schon heftige Wehen, krallte an meinem Mann und die Hebamme tönte die ganze Zeit mit mir. Wir dachten alle, so 2/3 des Weges seien geschafft. Sie lies das Wasser ein, dann stand ich vor der Wanne und wusste nicht, ob ich's noch reinschaffe, weil ich urplötzlich Pressdrang hatte. In der Wanne waren es dann noch 2 Wehen und die Kleine war da. Also Wassergeburt wegen der letzten 3 Minuten . 32 Stunden nach Blasensprung. Erschöpft, aber sooo glücklich und stolz auf dieses kleine Menschlein, dass von heute auf morgen die ganze Distanz auf einmal gegangen ist.

(Bildquelle: Pinterest, Debora Claudia)

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11 Antworten:

Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von Melek2013, 7. SSW am 27.05.2021, 2:18 Uhr

Hallo, komme aus dem frischen Januar 22 Bus.
Dein Geburtsbericht ist toll.
Wünsche dir und deiner Familie alles Gute. Bleibt gesund

LG Melek

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Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von steffalive, 41. SSW am 27.05.2021, 8:01 Uhr

Wow ich finde deinen Bericht sehr ergreifend. Macht mich direkt emotional. Vielen Dank dafür!
Und natürlich herzliche Glückwünsche zu deiner Tochter.
So sollte es doch sein: selbtbestimmt aber nicht allein gelassen. Menschen die einen unterstützen anstatt zu verunsichern oder über uns zu bestimmen.
So wünsche ich es mir auch und hoffe sehr auf das Personal - wenn es dann so weit sein wird...
vielen Dank, der Bericht macht Hoffnung und das Gewicht dazu ist wunderschön.

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Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von Kokuznuz am 27.05.2021, 9:12 Uhr

Wie schön, dass ihr dann doch so toll begleitet wurdet.
Aber da sieht man mal, dass man sogar innerhalb einer Klinik Glück oder Pech haben kann. Wie schade ist es, wenn einem eine selbstbestimmte Geburt verwehrt wird, nur weil Person X da ist und nicht Person Z.
Da würde ich vermutlich auch der Klinik mal Feedback geben.

Lg :)

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Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von steffalive am 27.05.2021, 9:18 Uhr

Das ist eine gute Idee!
Ich denke das passiert viel zu selten, dass man Rückmeldung gibt

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Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von Erbele am 27.05.2021, 9:26 Uhr

Herzlichen Glückwunsch und ein toller Bericht.
Es ist wirklich so, dass vieles vom Personal und der Harmonie zwischen Patienten und Personal abhängig ist. Vor allem bei der Geburt.
Ich hatte ja auch großes Glück, zum Einen, dass ich an diesem Tag die einzigste Gebärende war und zum anderen die beste Hebamme und eine ganz ganz nette Ärztin. Der Beweis kam dann in der Pressphase, als Schichtwechsel bei der Hebamme war und ich mit der neuen von der ersten Sekunde an nicht zurecht kam. Sie hat alles komplett anders erklärt wie die erste, mich zum pressen gezwungen und war überhaupt nicht einfühlsam. Im Nachhinein denke ich, wenn kein Schichtwechsel gewesen wäre, hätte es die Saugglocke vermutlich nicht gebraucht, wer weiß ob ich mir dann die Ruptur erspart hätte.
Ein Hoch auf alle Hebammen und Ärzte die die Frauen emphatisch bei der Geburt begleiten, es wäre vieles bestimmt einfacher, letztendlich für alle.
Euch eine schöne erste Zeit und alles Liebe.

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Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von Bärenohr am 27.05.2021, 9:36 Uhr

Wow, ein toller Bericht!
Ich kann da gar nichts neues hinzufügen und kann mich den anderen nur anschließen.

Und natürlich aller herzlichsten Glückwunsch!

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Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von Sarii24 am 27.05.2021, 10:30 Uhr

Ein sehr sehr schöner Bericht und ich finde dich ganz stark das du dich durchsetzen konntest bzw dann ein ganz tolles Team hattest. Sehr schön. Und egal ob 3 min in der wanne oder 30, Hauptsache dir hat es gefallen und ihr seid Glücklich.

Eine schöne Kuschel und Kennlernzeit wünsche ich euch

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Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von Mützipütz am 27.05.2021, 11:27 Uhr

Das hört sich wirklich toll an trotz der Länge.
Ich habe mich wirklich wie ne abfertigende Nummer gefühlt und total ausgeliefert.
Zum Glück legte ich noch nie viel Wert auf den Verlauf der Geburt (außer natürlich ohne Risiko).
Ich werde meine Erfahrungen definitiv noch aufschreiben und eine Mail schicken.
Die müssen wissen was nicht geht.Egal wieviel Stress sie haben.
Hat meine Hebamme auch zu geraten.

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Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von Goodvibes am 27.05.2021, 11:39 Uhr

Wow find ich wirklich klasse, wie sie euch betreut haben zum Schluss hin. Die innerliche Zufriedenheit mit der Ärztin & der Hebamme, haben sicher dazu beigetragen, dass ihr es so gut geschafft habt

Danke für deine einzigartige Story & viel Spaß beim Kuscheln

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Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von Leonies, 37. SSW am 27.05.2021, 16:57 Uhr

Herzlich Willkommen, kleine Maus

Danke für diesen so ergreifenden Geburtsbericht und auch für das Gedicht, habe es mir gleich abgespeichert

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Re: Geburtsbericht -lang aber positiv

Antwort von Ranunkel21 am 28.05.2021, 13:12 Uhr

Ein wirklich toller Bericht! Herzlichen Dank dafür :) dieser und der Bericht haben mich gleichermaßen berührt
Genießt die nächste Zeit und das kuscheln zusammen :)

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