Eine Herzensangelegenheit

Liebe Hellen,

ich weiß nicht, ob du das hier noch liest.
Ich kann deine Worte so nachvollziehen. Meinen Mann habe ich sozusagen am Sterbebett seiner Frau kennengelernt. Auch sie starb an Krebs, da war ihr jüngstes Kind gerade 7 Monate alt.
Sie war eine meiner engsten Freundinnen, mit ihrem Mann hatte ich aber nie viel zu tun.
Nach ihrem Tod haben wir begonnen gemeinsam zu trauern, uns Halt zu geben. Und mit der Trauer kam auch irgendwann der Spaß am Leben zurück, das Gefühl dass das Leben gemeinsam so viel einfacher und schöner ist.
Wir haben uns das nicht leicht gemacht. Den Mann der toten Freundin zu lieben ist nicht gerade gesellschaftsfähig. Aber genau das was du sagst, hat uns in unserer Entscheidung geholfen. Das Leben ist zu kurz um zu zögern. Zu kurz um aus Angst keine Entscheidungen zu treffen.
4 Monate nach dem Tod meiner Freundin habe ich meine lieblose Ehe verlassen und bin zu ihrem Witwer gezogen.
Nun sind seit ihrem Tod 18 Monate vergangen und wir erwarten jeden Tag unser so gewünschtes gemeinsames Kind.

Ich will damit in keinster Weise sagen, dass das Leben nach deinem Tod einfach so weitergehen wird. Das wird nicht so sein. Aber für uns hat es genauso gepasst. Das Leben hat uns einen lieben Menschen genommen. Aber dafür hat es uns als Hinterbliebenen eine so wundervolle neue Liebe geschenkt.
Und zumindest in unserem Fall war es genau das was sich auch meine Freundin gewünscht hat. Eine neue Liebe für ihren Mann und gerne auch noch ein weiteres Kind.

Insofern auch von mir der Appell. Zögert nicht aus Angst. Verschiebt eure Pläne und Chancen nicht immer wieder und wieder, bis das Leben irgendwann vorbei ist. Sagt Ja zum Leben.