Besuch beim Osteopathen

Bei meinem Großen war ich auch beim Osteopathen, weil er so unruhig, nervös und geradezu unglücklich war - und wir natürlich gleich mit.

Nichts hat geholfen.

Nach einem Jahr wurde alles besser. Er lief, er schlief durch, er war ausgeglichener, wenn auch immer sehr lebendig und ohne Unterlass aktiv.

Ich habe erst sehr, sehr spät erkannt, dass es seine dramatische Geburt war, die ihn so unglücklich gemacht hat.

Er ist eigentlich mit einem Schock auf die Welt gekommen, den niemand erkannt oder Ernst genommen, geschweige denn behandelt hat. Er hat von der ersten Minute an geweint und hat nicht aufgehört, es sei denn man trug ihn - viele Monate... ich war aber auch schon damals sehr froh, dass er wenigstens zufrieden war wenn man ihn trug! Oder eben fuhr.

Was ich sagen möchte, an deiner Stelle, mit eurer Geburt, würde ich mich auch voller Hingabe um die Bewältigung des Geburtstraumas - bei ihm UND bei dir - kümmern. Schau, dass ihr das thematisiert.

Ich weiß wie tough du bist. Ich habe noch im Kopf, wie du direkt danach von denen Ämtergängen erzählt hast - the show must go on, nach dem Motto läuft das bei dir. Aber horch mal in dich hinein. Und versuche dich mit deinem Baby auf ein Level zu bringen was eure Geburtserfahrung angeht. Vielleicht findest du Literatur, vielleicht kann eine Hebamme helfen. Sein schreckliche Schreien - vielleicht in Todesangst - macht mir große Sorgen. Diese Erfahrung muss geheilt werden.

Ich würde alles dafür geben die Zeit zurückdrehen zu können, bis zur Sekunde nach meiner ersten Geburt.
Ich litt so sehr unter der Geburt, dass ich gar nicht verstanden habe, dass es auch ihm so ergangen ist, und er kämpfte seinen Kampf, und ich meinen. Bei dir hast du vielleicht nicht mit dir zu kämpfen, das macht es euch etwas einfacher...