Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Mama Heike am 23.08.2006, 23:29 Uhr

@krueml Geschwister-Gedanken

Hallo Chrissie,

unter Geschwistern finden immer wieder kleine Rangelei um eine Rangfolge statt. Bei uns kneift die Kleine gelegentlich die Große, wenn es ihr zu bunt wird und die Große schubst auch mal zurück. Das ist normal. Richtig „hässlich“ wird das Verhalten unter Geschwistern nur, wenn die Kinder vor den ELTERN nicht gleichrangig gestellt sind.

Unsere Große sagte mal etwas sehr schönes: „Jetzt bin ich nicht mehr allein, ich habe jetzt eine Schwester. Nun bin ich nichts Besonderes mehr.“ Nichts Besonderes in der Familienhierarchie zu sein heißt, dass keinem Kind eine besondere Stellung zu kommt, weder aufgrund des Alters (und auch aus keinem anderen Grund wie Geschlecht, Aussehen, Charakter usw.). Diese Idee klingt einleuchtend und wir meinen, sie auch genau so zu praktizieren. Aber ich glaube, genau das tun wir nicht - zumindest nicht ausreichend genug!

Mein Vater war mal richtig entrüstet über meine Erziehungsmethoden: Er wollte nur kurz in die Garage und hatte der Großen aufgetragen, sie solle doch nach ihrer Schwester schauen. Aus dem „kurz“ wurde etwas „länger“ und die Große hatte nach einer Weile „wichtigeres“ zu tun und die Kleine marschierte aus dem Gartengelände Richtung Straße. (Da ich meinen Vater kenne, habe ich die Kinder trotzdem immer im Blick.) Er hat die Große anschließend angemeckert. Und er war ziemlich empört, weil ich mit ihm sauer war und nicht mit unserer Großen.

Mein Vater hat genau das getan, was falsch ist: er hat wegen dem Altersunterschied die Kinder bewertet - im Sinne von „Du bist vernünftig, deshalb musst du aufpassen. Du kleiner Wicht bist aber noch zu dumm, auf dich muss aufgepasst werden.“ Damit hat er eine Rangfolge der Kinder bestimmt! Genau wie deine Schwiegermutter.
Als ich den Zusammenhang erkannt habe, habe ich meiner Tochter NIE wieder Verantwortung für ihre Schwester aufgetragen (auch wenn sie es durchaus könnte), also kein: „Paß mal kurz auf!“. Ich appelliere nicht mehr (vor ihrer Schwester) an ihre Vernunft (also kein: „Du bist schon soo groß, nun verhalte dich auch so.“). Ich verlange nicht mehr, dass sie für ihre Schwester mitdenken muss. Sie darf „vergessen“, dass die Schere gefährlich für die Kleine ist.

Im Grunde achte ich auf folgendes: Nur weil die Große älter und gescheiter ist, darf ich ihr - vor der Kleinen - weder den Rücken stärkern, noch in den Rücken fallen. Und genauso bei der Kleinen: Auch wenn sie noch klein ist, hält sie (mit meiner Hilfe) die Familienregeln ein.

Zusätzlich mache ich noch folgendes: Ich unterstütze das WIR-Gefühl. Und nach acht Jahren „nur“ Einzelkind macht das Spaß: „Wo sind denn meine Kinder.“ „Ihr habt das aber gut gemacht.“, statt „Du darfst nicht…“ besser „Wir machen das nicht.“.
Meine Große würde auch gern ihren Mutterinstinkt ausleben, aber das Bedürfniss wird immer weniger, weil sie ihre Schwester als gleichrangig empfindet. Wenn sie ihrer kleinen Schwester die Haare kämmen will, sage ich meist nur: „Wenn deine Schwester es mag, ist es okay.“ Ich unterstütze das Wir-Gefühl, wenn beide etwas gemeinsam tun und dabei zufrieden sind. „Ihr habt euch aber heute besonders schön gekämmt.“

Eine wichtige Hilfe für den häuslichen Frieden ist ein geschützter Spielbereich, wenn die Kinder nicht gemeinsam spielen können oder wollen (aus welchen Gründen auch immer). Als wir nur ein Kinderzimmer hatten, haben wir die Möbel umgestellt. Man muss schon etwas erfinderischer sein, um jedem Kind seinen geschützten Bereich zu schaffen. Das Kind soll sich dann zurückziehen dürfen, wenn es das möchte. Ungünstig sind auf jeden Fall ständiger Streit und unsere Ermahnungen: Das gehört dir nicht, das darfst du nicht haben! Erst darf der, dann darf der!

Sicher wirst du im Alltag nicht ständig über den „Rang“ nachdenken können und auch von außen wird es viel „Gegenwind“ geben, aber wenn du einmal erlebt hast, wie sich die Kinder im Wir-Gefühl geborgen fühlen, dann wird sich dein Verhalten immer positiv auf die „normalen“ Geschwisterrangeleien auswirken.

Liebe Chrissie, ich schicke dir demnächst noch eine e-mail (war ein wirklich nette Idee mit den Fotos).

Liebe Grüße
Heike

 
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