Rund um die Erziehung

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Geschrieben von Banu28 am 09.06.2018, 18:26 Uhr

Überschätzung der Fähigkeiten eines Kleinkinds...

Ich sehe das Problem nicht in den einzelnen Situationen, die Du aufzählst. Sondern darin, dass Du die Fähigkeiten eines erst zweijährigen Kindes sehr überschätzt. Dein Sohn ist von seiner Hirnreife her weder in der Lage, Gefahren einzuschätzen, noch sich Verbote länger als wenige Minuten zu merken. Das muss man wirklich wissen, denn sonst reibt man sich mit all seinen Neins und Verboten vergeblich auf - man ist dann zwangsläufig genervt, weil nichts fruchtet, und nimmt es dem Kind unbewusst übel. Wenn man dagegen weiß, dass ein zweijähriges Kind sein Verhalten noch nicht bewusst steuern und kontrollieren kann, erwartet man dies auch gar nicht erst. Schon dies kann sehr entlasten.

Es ist einfach so, dass man bei einem Kleinkind ständig hinterher sein muss. Man muss den lieben langen Tag auf es aufpassen, darf es keine Sekunde allein lassen. Es besitzt noch keinerlei Impulskontrolle, das heißt, es kann sein eigenes Verhalten nicht lenken. Entwicklungspsychologen betonen: Sein Verhalten „passiert“ dem Kleinkind, es hat darauf keinen Einfluss. Eine erste Kontrolle des eigenen Verhaltens schaffen Kinder im Kiga-Alter, wenn sie also auf drei Jahre zugehen. Auch dann gelingt ihnen das nur in manchen Situationen und noch längst nicht in allen. Es ist eine Entwicklung, die Jahre braucht.

Um Dich zu entlasten, darfst Du Deinen Sohn einfach für fünf Minuten in den Laufstall setzen, wenn Du zur Toilette gehst, in die Waschküche musst, kochst oder mal den Müll rausbringen musst. Er ist kein guter Dauer-Aufenthaltsort, aber eine prima Rettung für eine ungestörte kurze Zeitspanne. Natürlich sollte Eure Wohnung kindersicher sein, auch das erspart viele Neins und Verbote.

UND natürlich darfst Du Deine Keim-Phobie etwas loslassen. Kinder werden heute nicht krank, weil sie mit zu vielen Keimen in Berührung kommen, sondern weil sie mit zu wenig Keimen in Berührung kommen! Das unterbeschäftigte Immunsystem sucht sich dann woanders Arbeit und reagiert auf Dinge, die eigentlich harmlos sind. Dies gilt als Hauptursache für den extremen Anstieg von Neurodermitis und sogar Asthma bei Kindern. Es ist absolut okay, wenn Dein Sohn die Finger in den Mund steckt, er ist in der oralen Phase, man kann und muss dies nicht verhindern oder gar verbieten.

Ich empfehle Dir zum Weiterlesen das Buch „Dein kompetentes Kind“ von Jesper Juul, das genau für das „Trotzalter“ gedacht ist, in dem Dein Sohn gerade ist. Man versteht auf einmal, warum die Kleinkinder so ticken und wie man es schafft, die ständigen Neins zu vermeiden. Es ist so ziemlich der einzige Erziehungsratgeber, der bei uns wirklich etwas verändert und den Stress herausgenommen hat, und das total schnell, fast von einem Tag auf den anderen.

LG

 
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