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Geschrieben von kevome* am 06.12.2016, 9:16 Uhr

Chef des Innenausschusses nennt Tagesschau Entscheidung fatal Zeit online

Dazu gibt es eine sehr gute Stellungnahme, die gestern zumindest auch dauerhaft auf der Startseite von Tagesschau online zu lesen war. Ich finde die Entscheidung sehr nachvollziehbar: http://blog.tagesschau.de/2016/12/04/der-mordfall-von-freiburg/ Man kann sich aber auch über alles aufregen und sich zum Thema Lügenpresse bestätigt fühlen.

"Der Mordfall von Freiburg


Viele Menschen diskutieren gerade intensiv die Frage, ob die Tagesschau um 20 Uhr am Samstag über die Festnahme eines Tatverdächtigen in Freiburg hätte berichten sollen. In sozialen Netzwerken und in manchen Medien kritisieren Kommentatoren unseren Kurs, nicht über den Mordfall von Freiburg zu berichten. Deshalb nehme ich hier persönlich noch einmal Stellung. Mir fällt es unendlich schwer, jetzt quasi technokratisch zu erklären, nach welchen Nachrichtenkriterien wir diesen Fall bewertet haben. Denn es geht um ein Menschenleben. Was müssen die Eltern, Angehörigen und Freunde des Opfers denken, wenn wir durchdeklinieren, warum es der Tod ihrer Tochter nicht in die Tagesschau geschafft hat. Aber es ist ein wichtiges journalistisches Thema. Deshalb will ich es versuchen.

Jeder Mord ist fürchterlich. Der Fall in Freiburg besonders, weil ein junges Menschenleben ausgelöscht wurde. Die Redakteurinnen und Redakteure bei der Tagesschau sind nicht gefühllos. Aber wir berichten nur sehr selten über einzelne Kriminalfälle. Es gibt im Medienmarkt Redaktionen, die sich auf die Berichterstattung über Kriminalfälle spezialisiert haben und dies in der Regel auch sehr angemessen tun. Die Tagesschau berichtet über gesellschaftlich, national und international relevante Ereignisse. Da zählt ein Mordfall nicht dazu. Das heißt nicht, dass in der Tagesschau Verbrechen niemals thematisiert werden. Natürlich ist die Entwicklung von Verbrechen in Deutschland ein wichtiges Thema. Aber wir können und wir wollen nicht über jeden der circa 300 Mordfälle pro Jahr berichten (wobei interessant ist, dass diese Zahl in den vergangenen 15 Jahren dramatisch abgenommen hat).

Also mussten wir in den vergangenen Tagen prüfen, ob sich der Freiburger Fall von anderen Mordfällen abhebt. Dies haben wir nicht so gesehen und deshalb den Tod der jungen Frau nicht gemeldet. Und genau aus demselben Grund haben wir auch gestern bei der Verhaftung des Tatverdächtigen diesen Maßstab nicht verschoben. Die Herkunft des mutmaßlichen Täters hat also mit dieser Entscheidung nichts zu tun. Im Gegenteil, dass wir kein Problem damit haben, gegebenenfalls auch die Herkunft von Tatverdächtigen zu nennen, konnte man bei unserer Kölner Silvester-Berichterstattung sehen, bei der wir von Anfang an die Herkunft der mutmaßlichen Täter genannt haben.

Hätten wir auch anders entscheiden können? Ja, hätten wir. Man hätte durchaus mit dem Gesprächswert dieses Mordfalls argumentieren können, denn tatsächlich hatten die beiden jüngsten Vergewaltigungs- bzw. Mordfälle in Freiburg (von denen man nicht weiß, ob sie zusammenhängen) zu einer größeren Aufmerksamkeit der Medien geführt, auch über die Region Freiburg hinaus. Da wir für die Tagesschau den Gesprächswert eines Themas aber etwas geringer gegenüber dem Kriterium der Relevanz gewichten, haben wir uns gegen den Mordfall in der Sendung entschieden. Bitte glauben Sie mir, dass ich mich schwer tue, bei einem Mordopfer von fehlender Relevanz zu sprechen. Das klingt zynisch. Der Gedanke, ein Mensch aus dem eigenen Umfeld könnte das Opfer sein, nimmt einem jeglichen Zynismus. Die Tagesschau-Redaktion empfindet wie alle anderen auch Mitgefühl. Das schließt aber nicht aus, dass wir nach unseren Kriterien Nachrichten machen, die ich versucht habe zu verdeutlichen"

 
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