1. Schuljahr - Elternforum

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Geschrieben von Schniesenase am 27.01.2018, 10:45 Uhr

Sind Kinder heutzutage tatsächlich auffälliger

Ich finde das Problem sehr vielschichtig. Inklusive Praktika während des Studiums unterrichte ich seit 1995. Vieles, was schon gesagt wurde, kann ich bestätigen. Der Bedarf an Elternkommunikation ist erheblich gestiegen. Gleichzeitig haben die Lehrkräfte dazu immer weniger Zeit, weil die Schulen immer mehr Ganztsgsbetrieb haben und die Aufgabenfülle zugenommen hat. Insofern freuen sich viele Lehrkräfte auch nicht gar so sehr über quasi-Therapiegespräche mit den Eltern. Für bestimmte Probleme braucht es dann einfach externe Unterstützung. Das kann unter den aktuellen Bedingungen in Schulen nicht geleistet werden, auch wenn ich immer wieder die Erfahrung mache, dass enger Kontakt und Nähe zu den Eltern sehr hilfreich sind. Sie arbeiten dann nämlich nicht mehr so sehr gegenan.

Die Kinder haben sich verändert. Sie sind weniger angepasst und nehmen nicht mehr alles so klaglos hin. Daran ist aber das Schulsystem nicht angepasst, und das ist dann für viele Lehrende ein Spagat. Es soll individuell gefördert werden - was ich absolut richtig finde! Aber es sind dazu oft weder die passenden Klassengrößen noch die Räumlichkeiten und andere logistische Unterstützung gegeben, ebenso fehlt es an hochqualifizierter Weiterbildung. Man will also intern große Veränderungen haben, behält aber den äußeren Rahmen der Schule aus der Kaiserzeit weitgehend bei. Gleichzeitig hat der Status der Lehrenden erheblich gelitten. Man merkt es auch hier: Lehrende und ihre Art/Maßnahmen, ihr Unterricht werden sehr misstrauisch beäugt und schnell wird böser Wille unterstellt. Dabei sind die allermeisten Lehrer/innen, die ich kennen gelernt habe, wirklich sehr um die Kinder bemüht und nehmen ihre große Verantwortung sehr ernst. Ausnahmen gibt es in jedem Beruf. Und es gibt auch in Lehrerberuf nicht nur Talente, sondern die ganze Bandbreite an Fähigkeiten und Vermögen.

Ich erinnere mich an einen Ausspruch meines Vaters, wenn wir über Lehrer klagten. Sinngemäß meinte er, wir sollten das als Schule des Lebens betrachten, denn wir würden unser ganzes Leben mit Menschen/Vorgesetzten/Kollegen konfrontiert werden, die auch mal nicht gerecht oder fies oder unfair seien oder die wir einfach nicht mögen würden. Man muss damit zurechtkommen lernen. Manchmal sage ich das auch Eltern. Ich finde, darin steckt viel Lebensweisheit. Wobei man das nicht mit mangelndem Rückgrat verwechseln darf. Frei nach dem Motto: Ich muss keinen Streit suchen, aber einem notwendigen darf ich nicht ausweichen.

Andererseits beobachte ich eine Zunahme von Wahrnehmungsproblemen und vor allem auch motorischen Defiziten, die mich manchmal erschreckt. Dazu kommen bei vielen Kindern sprachliche Defizite - mal ganz abgesehen von nicht-Muttersprachlern. Es wird in vielen Familie immer weniger mit den Kindern gesprochen, wenn sie ganz klein sind. Damit mangelt es an Sprachentwicklung, und später ist das kaum noch aufzuholen. Das ist so dramatisch, dass meine Achtklässler auf der Klassenfahrt beschämt waren, als sie begriffen, dass meine Endvierjährige einen größeren Wortschatz hatte und sich besser ausdrücken konnte als sie selbst. Es war wirklich auffällig. Und so beobachte ich es auch in zunehmendem Maße.

Die Hirnforschung hat viel dazu beigetragen, dass wir heute gut wissen, wie optimales Lernen funktioniert. Schulen sind davon teilweise noch weit entfernt. Die Grundschulen sind da noch am modernsten, nach meiner Erfahrung. Förderschullehrkräfte können hier auch Phantastisches leisten. Sie profitieren von ihrer Ausbildung. Aber es hängt immer noch sehr am Talent und der Kreativität und auch der Kraft der einzelnen Lehrkräfte, ob Lernen funktioniert oder nicht.

Insofern ist mein Plädoyer immer wieder, die Lehrenden bei ihrer Arbeit zu unterstützen, wo man kann. Das hilft den Kindern am meisten. Und wenn es so ist, dass man die Maßnahme der Lehrkraft nicht gut findet, dann muss dennoch nicht polarisiert und der Mensch an sich in Frage gestellt werden. Das setzt die Kinder in einen unmöglichen Loyalitätskonflikt und macht es den Lehrern sehr schwer. Es kostet so viel Energie, die viel sinnvoller eingesetzt werden könnte. Ich denke, hier werden heute von Eltern auch viele Fehler gemacht, die früher aus einem höheren Hietarchiebewusstsein heraus gar nicht angedacht worden wären.

 
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