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Sechs bis neun

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Geschrieben von Bonnie am 02.05.2018, 10:23 Uhr

Vielleicht keine gute Strategie...

Ich finde es gut, dass Du Dir so viele Gedanken machst, denn vor dem Schuleintritt kann man sicher noch viel erreichen. Zwei Dinge sind mir aufgefallen, bei denen Du vielleicht ansetzen könntest:

Zum einen sagst Du: "Ich finde, dass sie bis zur Schule etwas konfliktfähiger und seelisch auch resistenter sein sollte." Das Wort "sollte" lässt Kinder ja immer sehr allein. Denn man nimmt sie dann nicht so, wie sie sind. Sondern man wünscht sie sich anders. Die unausgesprochene Botschaft ans Kind lautet dann: So wie du bist, gefällst du mir nicht. Du solltest lieber so sein, wie ICH es richtig finde. Diese Botschaft macht Kinder sehr unsicher, und sie kann ein ungünstiges Sozialverhalten noch verstärken.

Zum zweiten betonst Du, Du seist zu Hause "sehr streng". Auch Strenge holt ein Kind aber nicht dort ab, wo es gerade in seinen Bedürfnissen steht. Sondern Strenge geht davon aus, dass das Kind sich absichtlich falsch verhält. Deine Tochter verhält sich aber nicht absichtlich "kommandierend", sondern sie kennt einfach noch keine gute Alternative zu diesem ungünstigen Verhalten. Auch Strenge bringt ihr da keine wirksamere und verträglichere Alternative bei.

Ich weiß natürlich, dass Du es gut meinst mit Deinem Kind und Dir Sorgen machst. Die Art aber, wie Du das Problem lösen willst, wirkt eher hilflos und ist vor allem wirkungslos. Ich würde ihr daher auf andere Weise zu helfen versuchen:

- Vermittle Deiner Tochter immer, dass sie wunderbar ist. Und zwar genau so, wie sie ist. Nur wenn ein Mensch vollständige Akzeptanz und Liebe fühlt, kann er überhaupt anfangen, sich (von sich aus!) zu verändern. Er kann sich wagen, kann experimentieren, kann allmählich immer selbstsicherer werden. Wenn Deine Tochter im Kiga ungünstige Strategien benutzt (Bestechung, hartnäckige Wiederholung) dann besprich mit ihr, wie eine Alternative aussehen könnte. Lass dir erzählen, ob sie sie anwenden konnte und wie das geklappt hat.

- Lebe ein günstiges, problemlösendes Verhalten vor. Wenn Du Dir z. B. etwas wünschst, dies aber nicht geht, erzähle das ruhig und wie nebenbei Deiner Tochter: "Ich würde gern XY machen. Aber das geht im Moment nicht. Hm. Dann mache ich einfach zuerst das. Das ist auch gut. Bald wird vielleicht auch XY möglich sein."

- Nimm das Verhalten der Erwachsenen in Eurer Familie einmal unter die Lupe. Wer ist bei Dir oder Deinem Partner der Dominierende? Wer drängt dem Anderen manchmal gern seine Sichtweise auf und lässt nichts Anderes gelten? Wer möchte manchmal durch Hartnäckigkeit etwas erreichen, das der Andere nicht will? Oft fällt ja der Apfel nicht so arg weit vom Stamm... Falls so eine Situation auftaucht, übergehe sie nicht mehr, sondern sprich sie an. Manchmal muss sich erst im familiären Miteinander etwas verändern, damit auch ein Kind sich verändern kann.

- Last but not least: Vertraue Deiner Tochter etwas mehr. Die Kinder entwickeln sich mit dem Schuleintritt wirklich stark weiter. Was jetzt gilt, muss dann längst nicht mehr gelten. Besprich bei abendlichen Bettkanten-Gesprächen mit Deiner Tochter, wie der Tag im Kiga war. Was schön war, was blöd war. Kritisiere nicht, ermahne nicht, bewerte nicht. Höre zu und frage, wie sie eine bestimmte Situation anders lösen könnte. Ihr Papa oder Du könnt auch von Euch selbst als Kind erzählen. Wie das so war, was schwierig war, und was schön. Wie Ihr Freunde gefunden habt.

LG

 
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