Schlafen, einschlafen, durchschlafen

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Geschrieben von Feelix am 06.03.2008, 11:21 Uhr

Wegen der Meinungsvielfalt ;-) .... und

… damit (auch) diesem "Erziehungs-Sparring" die Punchingbälle nicht ausgehen, eine (lange … was sonst :-) Kleinigkeit zur Kenntnisnahme -- für die, die zur Kenntnis nehmen wollen ;-)

Aus: Der Spiegel, Nr. 9 vom 25.02.2008, S. 40-54.

[…]

„Aber wie wichtig ist die Sicherheit der Bindung überhaupt? Weit weniger, so wissen die Forscher inzwischen, als lange gedacht. Eine gestörte Bindung hat nämlich keineswegs immer lebenslang schwerwiegende Folgen. ‚Das Bindungssystem ist erstaunlich flexibel’, sagt Ahnert [Liselotte Ahnert gilt als eine d e r Hauptvertreterinnen der westlichen Bindungsforschung, auf deren Arbeiten auch Rüdiger Posth in seinen Thesen v. a. in: „Vom Urvertrauen zum Selbstvertrauen“ – an vielen Stellen explizit - rekurriert. Anmerkung von mir]. Gleich vier Längsschnittstudien zeigten: Wie innig oder kühl das Kind mit seinen Eltern verbandelt ist, hat verblüffend geringe Auswirkungen darauf, wie innig oder kühl sich dessen späteres Liebesleben gestaltet.

‚Der Müttermythos der letzten 50 Jahre beruht auf der überholten Annahme, dass allein die sichere Bindung zur Mutter die entscheidende Basis für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung des Kindes ist’, resümiert Remo Largo, Kinderarzt in der Schweiz und Autor der elterlichen Standardlektüre ‚Babyjahre’.



Zu viele Kinder anderer Länder hat [Heidi Keller, Kleinkindforscherin am Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung in Osnabrück] gesehen, zu viele Mütter afrikanischer Clans und indischer Familien gesprochen, um noch ans Credo der Bindungsforschung glauben zu können. ‚Das ist eine westliche Mittelschichtsphilosophie’[...].


‚Die Frage nach dem universalen, natürlichen Verhalten der Mutter ist schlicht falsch gestellt’, meint Psychologin Keller. ‚Wenn man sich eine afrikanische Bäuerin anguckt, die acht Kinder geboren und davon zwei oder drei verloren hat, und daneben die deutsche Frau Doktor stellt, die mit 36 ihr erstes Kind bekommt – wie kann man da annehmen, dass es ein Rezept für alle gibt?’.

Kellers These: ‚Es gibt nicht das eine natürliche Muster. Es gibt Anpassungsstrategien.’ Und diese können sich von Land zu Land extrem unterscheiden: ‚Was in der einen Kultur adaptiv ist, gilt in der anderen als pathologisch.’

[...]

Bis heute werden Kinder in jedem Volk anders erzogen. ‚Und all die verschiedenen Betreuungsmodelle in der Welt generieren glückliche Menschen’, sagt Heidi Keller. Das kann nur heißen: Es ist die Kultur, die darüber bestimmt, wie der Mensch umgeht mit seinen Babys. So gesehen ist jede als Anpassung entstandene Betreuungsform ‚natürlich’. Denn die Kultur ist die Natur des Menschen.

Die Üppigkeit an Varianten der Kinderbetreuung hat bei Keller eine zentrale Erkenntnis reifen lassen: ‚Die Mutter weiß in der Regel, was gut ist fürs Kind’ – zumindest wenn sie nicht verwirrt ist durch Stillbücher, Einschlaftipps und Spielplatzgespräche mit Müttern, die wieder andere Ratgeber gelesen haben.

Nirgends wird beispielsweise die kognitive Entwicklung als so wichtig erachtet wie in den westlichen Industrienationen. Deshalb, so Keller, sei es nicht erstaunlich, dass hier die sprachliche Entwicklung besonders flott vonstatten geht: ‚Niemand labert seine Kinder so zu wie wir.’

Andererseits verstauen westliche Eltern ihre Säuglinge in Kinderwagen und Babyschalen, anstatt sie auf dem Leib zu tragen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, bereiten sie ihren Nachwuchs damit vor auf eine Welt, in der Individualität und Autonomie mehr zählen als das Verschmelzen mit der Gemeinschaft.

Das heißt, die Eltern packen es automatisch richtig an – richtig im Sinne von: angepasst an die Kultur, in der das Kind aufwachsen wird. So wird es fit für die spezielle Ökologie seiner direkten Umgebung.[…]“


Liebe Grüße, Feelix


p.s.: ... Achja, weil hier gerne warme Buchempfehlungen eingestellt werden, hier noch eine -- für alle, die zwischen den Sparrings-„Runden“ ein wenig im Seil hängen und bei einer kleinen Verschnaufpause von "anderen" Müttern entspannen wollen ;-)Es ist (meist) lustig, tut nur ein bißchen weh – und gibt uns allen (Un)Recht. :-)

Lotte Kühn: Supermuttis. München 2008.

 
4 Antworten:

Re: Wegen der Meinungsvielfalt ;-) .... und

Antwort von Stryla am 06.03.2008, 11:31 Uhr

Meine Meinung.



das ist der entscheidende Satz. Jedes Kind ist anders. das mit der Kultur halte ich nur für bedingt richtig, weil es genügend Menschen gibt, die z.B. die südamerikanische Mentalität und Herzlichkeit viel schöner finden und meinen sie sind im falschen Land geboren.

Jedes Kind braucht etwas anderes und von allen Möglichkeiten die es gibt, handelt man, wenn man auf sein Gefühl hört, richtig.

Naja, eigentlich macht immer irgendwas falsch, aber das Gefühl hilft vielleicht mit 70%.

Scherienlassen ist aber m.M. nach nicht in Ordnung. In jeder Kultur trösten Menschen ihre Mitmenschen die in Not sind. Warum sollen Erwachsene getröstet werden und nicht Babys? Natürlich gibt es in jeder Kultur auch diejenigen die kein Mitgefühl haben..typisch Mensch halt.

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Wo ist Satz gebleiben? hier nachtrag :-)

Antwort von Stryla am 06.03.2008, 11:33 Uhr

... Mutter weiß in der Regel, was gut ist fürs Kind’ ....

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Re: Wegen der Meinungsvielfalt ;-) .... und

Antwort von pittiplatsch80 am 06.03.2008, 11:59 Uhr

also ich bin sicher,dass die meisten mütter,denen eine sichere bindung zum kind wichtig ist,das nicht aus dem grund tun,damit das kind später nicht "geschädigt" ist,sondern aus dem grund,weil es allen gut tut und ein vertrauensvolleres und harmonischeres zusammenleben ermöglicht,einfach,weil es gesund ist. ich erziehe mein kind zbsp nicht im hinblick darauf,was in 20 oder 30 jahren ist sondern in erster linie,was mir jetzt richtig erscheint,was ihm jetzt gut tut etc..

ich persönlich mache eher die erfahrung,dass man schon sehr oft erkennen kann,wer liebevolle eltern bzw personen in seiner kindheit hatte (kann ja auch oma gewesen sein oä) und wer nicht...letztere haben oft probleme in der weitergabe an die kinder. (auch nicht anders bei affen,die,die nicht richtig "artgerecht" aufgewachsen sind,konnten ihre eigenen jungen auch nicht richtig versorgen bzw gar nicht..natürlich ist der mensch ja viel schlauer und muss um das überleben des kindes hierzulande zu sichern,nicht so viel tun..)

etwas beschämend ist wohl dieser satz:

**‚Und all die verschiedenen Betreuungsmodelle in der Welt generieren glückliche Menschen’**

aha. na dann ist ja gut. ich hatte bisher nicht so das gefühl,in einer gesellschaft zu leben,die emotional übermäßg gesund und glücklich erscheint,aber viell. ist das nur mein subjektiver eindruck ...


** Es ist die Kultur, die darüber bestimmt, wie der Mensch umgeht mit seinen Babys. So gesehen ist jede als Anpassung entstandene Betreuungsform ‚natürlich’. Denn die Kultur ist die Natur des Menschen**

also wäre ja schreienlassen,klappsen und im 4 h abstand füttern natürlich,weil oma das ja unter hitler so gelernt hat und dann an mutti und die an uns weitergegeben hat mal ganz überspitzt formuliert?
blöd nur,dass der säugling das nicht weiß,dass er leider in der falschen kultur lebt,die sich nach anderen maßstäben als seiner natur richtet.


interessant auch dies:

**Das heißt, die Eltern packen es automatisch richtig an – richtig im Sinne von: angepasst an die Kultur, in der das Kind aufwachsen wird. So wird es fit für die spezielle Ökologie seiner direkten Umgebung.[…]“**


also ich packe es dann auf jeden fall "falsch" an,denn ich will mein kind nicht so erziehen,wie die umgebung ist und es gerne hätte,sondern so,wie es meinem kind gut tut. die kultur,die wir hier haben empfinde ich oft als anonym,einzelgängerisch und gefühlskalt. da hat der artikel schon recht,dass viele eltern hierzulande zbsp dahin erziehen,dass die kinder auch so werden-ellenbogenmentalität,möglichst wenig "abhänig von menschen" sein,materialistisch veranlagt (zbsp spieluhr,teddy und automatische babyschaukel ersetzen arme der mama schon fürs baby etc.),möglichst schnell viel lernen,frühförderung,um später "weiter vorne zu sein",als die anderen. usw.

es ist aber fraglich,ob das alle eltern so wollen . ich zbsp nicht...

das nur meine gedanken,die weder eine forumstendenz ausdrücken sollen noch andere "manipulieren" und auch nicht zur diskussion stehen *lol* einfach nur meine gedanken zur mittagszeit...


glg pitti

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Re: Wegen der Meinungsvielfalt ;-) .... und

Antwort von RR am 06.03.2008, 15:57 Uhr

Hallo
oh, das löst schon wieder Meinungsverschiedenheit aus - denke ich.....

die sichere Bindung - kann zur Mutter, zum Vater - oder zu einer anderen Person sein! Nämlich zur Bezugsperson, sei es dann die Tamu, die Erzieherin, die Oma oder wer sonst halt auch immer fürs Kind da ist. Denn meine SM z. B. erzählte immer dass sie mit meinem jetzigen Mann mal 3 Wochen Kururlaub machte u. den Kleinen (1,5) daheim bei der Oma lies - da sie dachte für den Kleinen wäre das besser. Tja sie kamen heim u. der Kleine versteckte sich hinter der Oma u. sagte zum Oma "Mama" u. brüllte als die Richtige Mama ihn abholen wollte. Noch heute sagt mein Schwager "warum habt ihr micht damals nicht mitgenommen"

Und meinen jetzigen Mann hat sie dann mal mit 4 Jahren alleine 2 Wochen in Kur geschickt. Als er heimkam hat er sie behandelt wie eine Fremde.

Daher denke ich dass sich Kinder auf die jeweilige Situation anpassen u. sich "ihre" Bindungsperson aussuchen. Daher würde ich sagen dass es für das Kind egal ist welche Bezugsperson da ist - wichtig ist dass es eine feste hat im KK-Alter, denn ständige Wechsel wird es weit weniger verkraften.

Ansonsten denke ich liegt es an den Eltern ob sie es betreuen können überhaupt (also zeitmäßig) u. wollen.

Ich selbst habe mich für die Betreuung meines Kindes in den ersten Jahren entschieden da ich nicht möchte dass es eine andere Person "höher" stellt in der Bindung als mich.

Aber das muss jeder selbst wissen.

viele Grüße

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