Patchwork - Familien

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Geschrieben von Hase67 am 03.02.2020, 9:20 Uhr

@blue624

Ich bin die letzte, die dir eine Beziehung mit jemandem aus einer anderen Kultur "ausreden" möchte: Ich bin Übersetzerin, Multikulti ist mein tägliches Brot ;-) Das nur vorweg. Ich weiß dadurch aber auch, dass kulturelle Erwartungshorizonte selbst schon zwischen Europäern wahnsinnig unterschiedlich sind und es deshalb zu Konflikten kommen kann - sprachlich, kulturell, familiär...

Das mit dem Vater meinte ich so: Ein Kind hat (bei Adoption und Pflege sowieso, bei Samenspende aber in einigen Fällen auch) das Recht darauf, seinen leiblichen Vater kennenzulernen. Bei einer Samenspende über eine Bank gilt das soweit ich weiß aber erst, wenn das Kind volljährig geworden ist. Umgekehrt kommt es aber für den Samenspender darauf an, welches "Modell" mit ihm vereinbart wurde.
Zumindest hierzulande steht dabei das Interesse des Kindes im Vordergrund. Das Kind ist zum aktuellen Zeitpunkt noch viel zu jung, um etwas mit seinem Vater anfangen zu können. Für das Baby ist ein frühes Kennenlernen vollkommen irrelevant, wenn der Kontakt nicht sehr regelmäßig stattfindet. Ich weiß nicht, was du mit deiner Partnerin und dem Samenspender vorab vereinbart hast (gibt es überhaupt etwas Schriftliches?), aber unabhängig davon, wie merkwürdig sich eure Beziehung als Paar während der Schwangerschaft entwickelt hat, steht der Vater des Kindes, der ja erst mal nur ein Samenspender sein sollte, unter euch Erwachsenen erst an dritter Stelle.

Wenn du jetzt unten anführst, dass er sich auch ein Co-Parenting hätte vorstellen können und es zwischen deiner Partnerin und dir in der Schwangerschaft schwierig war, dann finde ich das eine sehr brisante Konstellation, in der DU zwar alle Fäden in der Hand hältst, aber keine klare Entscheidung triffst. Das Kind wird dadurch zum Zankapfel in eurem unklaren Beziehungsgeflecht. Und das fände ich in der Position deiner Freundin, ganz unabhängig davon, wie persönlich gefestigt oder emotional abhängig sie von dir ist, bedrohlich. Deshalb wäre ich dafür, dem Samenspender erst mal klar zu sagen, dass er bis nach eurem Urlaub warten soll, ihr müsstet euch einfach noch mal miteinander deutlich auseinandersetzen.

Mag schon sein, dass du deine Partnerin schwierig, eigenbrötlerisch, unreif und was weiß ich wie findest und auch sauer bist, weil sie sich dir gegenüber in der Schwangerschaft bescheuert verhalten und dich hängenlassen hat. Aber du hast dich immerhin vorher entschieden, mit ihr gemeinsam ein Kind aufzuziehen, das macht man ja nicht eben mal so. Die Konflikte, die sich jetzt mit ihr ergeben haben, musst du auch mit ihr lösen, vielleicht auch mit Hilfe einer Familienberatung. Das Recht und die Macht hast du zwar auf deiner Seite. Aber wenn du wieder eine Annäherung mit deiner Partnerin möchtest, wirst du nicht drumherum kommen, deinen eigenen Groll zu überwinden und ihre Sichtweise zumindest verstehen und annehmen zu lernen. Von Adoption oder gemeinsamem Sorgerecht o.ä. rede ich noch gar nicht. Aber erst mal von dem inneren Schritt, aus deiner Enttäuschung über ihr Verhalten nicht mehr das Recht abzuleiten, alle Entscheidungen für euch allein zu fällen, nur weil du es kannst. Und dich nicht mehr über sie und ihre Ängste und Bedenken einfach hinwegzusetzen. Der Samenspender kann dann dazu, wenn ihr miteinander eine Lösung gefunden habt. Als Samenspender bezeichne ich ihn bewusst neutral, um dieses Beziehungsdreieck zugunsten von euch beiden Frauen zu gewichten.

 
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