Patchwork - Familien

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Geschrieben von Svenni am 26.04.2012, 8:33 Uhr

Andere Sicht!

Hallo,
ich sehe das etwas anders als die übrigen Posterinnen.
Zu mir: Ich habe meine Stieftochter erzogen, seit sie 5 Jahre alt war. Zunächst als Wochenendstiefmutter, später, als sie 11 Jahre alt war, täglich, da sie dann zu uns gezogen ist. Mittlerweile sind mein Mann und ich getrennt, sie lebt bei ihm, ist nun knapp 17. Das Verhältnis zwischen ihr und mir ist nach wie vor gut und innig. In dem Alter gehen die Kids ja auch schon eigene Wege.
Die gemeinsamen Kinder meines Mannes und mir sind nun 10 und 6.
Die Situation war wie bei euch: Sie kam am WE und ich wollte natürlich auch, dass sie sich an "meine" Regeln hält. Das fiel ihr schwer, denn in ihrem Alltag galten komplett andere Regeln. Das begann bei den Ess- und Kleidungsgewohnheiten, ging über unterschiedliche Vorstellungen von Hygiene, Schlafgewohnheiten, "Manieren" usw.
Sie litt, mein Mann litt, ich litt. So ging es nicht! Das war schnell klar. Aber wie dann?
Mir wurde bewusst, dass es nicht ok war, Regeln in "meiner Familie" aufzustellen, die das Kind aus 1. Ehe und ihre Gewohnheiten nicht berücksichtigten. Diesen Spagat zwischen mütterlichem Elternhaus und väterlicher Famile, den konnte sie nicht leisten.
Also mussten wir auf einen Nenner kommen.
Zunächst habe ich aufgehört, ihre Mutter zu verteufeln. Ich habe auch aufgehört, verstehen zu wollen, warum sie so komplett anders handelte, als ich. Stattdessen habe ich mir das Kind angesehen und gekuckt, wo sie steht. Das war der Ansatzpunkt. Beim Essen z.B. habe ich ihr erklärt, warum manche Dinge nicht gut für sie und die Kleine (damals war erst meine Tochter geboren) sind. Ich bin dann mit ihr gemeinsam einkaufen gegangen und wir haben versucht Dinge in den Speiseplan am WE aufzunehmen, die ihr wirklich schmecken und die auch für ihre kleine Schwester ok waren. Z.B. Wackelpudding statt Schokopudding; Wassereis statt Sahneeis; Marmelade statt Nutella; leckere Saftschorlen statt Cola; Vollkorntoast statt Weißtoast etc. Wir haben auch zusammen gekocht, dafür bekam sie ein Kinderkochbuch. Das war ein langer Prozess, aber es hat geklappt: Irgendwann hat sie das Buch mit zu ihrer Mutter genommen und sie haben auch mal zusammen gekocht.
In vielen Bereichen haben wir Kompromisse gefunden, in manchen leider auch nicht. Macht nichts! Von einem Ideal kann man doch in einer solchen Situation eh nicht sprechen, also reicht es, diesem so nah wie möglich zu kommen.
Wir Stiefelternteile müssen verstehen, dass unser Partner sein Kind aus erster Ehe genauso liebt, wie die gemeinsamen Kinder. Manchmal fühlt es sich so an, als liebte er sie sogar mehr und das tut weh. Vermutlich liebt er sie aber nur anders, denn er verbindet mit ihnen Trauer um das, was war; er empfindet Schuldgefühl, da er ihnen nicht die heile Familie bieten kann, die er sich für sie bestimmt gewünscht hat. Habe Verständnis hierfür! Lass´ doch ruhig mal etwas mehr durchgehen, du wirst sehen: Es lebt sich leichter. Warum denn nicht alle zwei Wochen mal ein wenig über die Stränge schlagen? Sei sicher: Wenn die Kleine älter wird, dann werden auch die Probleme "haariger". Gut wäre, wenn du und das Kind bis dahin ein Verhältnis zueinander hättet, das auch wirklich schwierige Zeiten aushält.
Bei meiner Stieftochter war es die Schule, die die Wende brachte. Die nachgiebige Art der Mutter führte dazu, dass Hausaufgaben vernachlässigt wurden. Irgendwann wäre es wichtiger für das Kind gewesen, dass die Mutter Zeit mit ihr verbringt, statt ihr jeden Wunsch zu erfüllen. Das konnte ihre Mutter jedoch nicht leisten. Also zog sie zu uns, nachdem sie lange dafür gekämpft hat.

Das traurige Ende vom Lied? Sie hat zu ihrer Mutter seit 2 Jahren fast gar keinen Kontakt. Ihre Mutter bin ich, so sieht sie das. Gewünscht habe ich mir das so nicht. Aber für sie ist es ok und ich denke, zu seiner Mutter darf man immer zurückkehren, irgendwann macht sie es bestimmt. Solange halte ich die Stellung . Und sie hat ja auch noch ihren wirklich lieben Papa.

Du hast noch einen langen Weg vor dir. Geh´ ihn mit Weitblick, das rate ich dir.

LG Svenni

 
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