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Geschrieben von fiammetta am 02.12.2005, 10:03 Uhr

Meine Mutter hat keinen Bock!!!

Hi,

Deine Mutter ist egoistisch und egozentrisch. Gleichzeitig - wobei diese Paarung häufig auftritt - weist sie jede Verantwortung für sich und ihr Leben von sich und suhlt sich stattdessen in lebenslangem Opfertum. Schuld sind immer nur die anderen und sie ist das ach so arme Opfer, dem permanent Unrecht geschieht und das diese böse Welt nur mit Alkohol ertragen kann. Klar, für sie ist das ein einfacher Weg, ist bequem und es geht IHR offenbar auch relativ gut damit. Allerdings arbeitet sie so ihr Umfeld und v.a. Euch Kinder auf. Und genau das ist schuftig, verurteilenswert und zeigt, daß sie wesentlich stärker selbst Täter ist als es ihr Selbstbild zuläßt.
Ich bewundere Euch aufrichtig dafür, daß Ihr alle Euren Weg in dieser überaus vertrackten Ausgangssituation gemacht habt. Leicht war`s allerdings sicherlich nicht und Ihr habt auch alle lebenslange Wunden davongetragen, die Euch immer begleiten werden. Das heißt nicht, daß Ihr Euch nicht davon lösen könnt, aber die Vergangenheit prägt nun einmal den Charakter und die Weltsicht eines Menschen.
Ich gebe Dir nur den Rat, Dich von Deiner Mutter zu distanzieren. Sie ist ein Krafträuber, meinetwegen ein Vampir, der selbst nur nimmt, aber nicht bereit ist zu geben und dafür auch noch Mitleid heischt. Du fühlst Dich hinterher äußerst elend, ausgelaugt, ausgebeutet. Du hast aber Deine Pflicht als Kind schon mehr als abgeleistet. Laß Dich und, in Folge, auch Dein Kind nicht noch stärker emotional aussaugen. Das ganze Leben ist ein gegenseitiger Kompromiß, nur dann funktionieren Beziehungen. Dazu gehört auch, daß jeder die Würde des anderen anerkennt und auch das verweigert sie. Deine Würde ist aber genauso viel wert wie ihre. Schließ mit dem Kapitel "Mutter" ab und leb Dein eigenes Leben. Du hast eine Verantwortung Deinem Kind gegenüber, die eben nicht miteinschließt, daß ihr zum ewigen Leiden verdammt seid.

Zum Abschluß noch ein kleines Beispiel aus dem Leben meines Vaters. Meine Großmutter war eine äußerst mondäne Frau aus reicher Familie, die nach dem Krieg nicht verknusen konnte, daß mein Großvater den bisherigen Lebensstandard trotz seines Jobs (Arzt) nicht halten konnte und sich daher einen neuen, betuchteren Partner suchte. Für diesen gab sie die Erstfamilie auf und damit auch die drei Kinder, die auseinandergerissen und alle in andere Internate gesteckt wurden. Für meinen Vater war das eine solche Tortur, daß er lebenslang unter dieser ewig unterkühlten Atmosphäre, Zurückweisung und völligem Alleingelassenseins im Alter von 10 Jahren zu leiden hatte. Bis er meine Mutter mit 18 kennenlernte, hatte er keine mütterliche Bezugsperson mehr, die ihm zuhörte, ihn unterstütze und betüttelte. Meine Eltern haben den Kontakt noch lange anstandshalber aufrecht erhalten, ihn aber irgendwann abgebrochen. Das war auch gut so, denn dann war dieser Krafträuber endlich ausgeschaltet. Kurz vor seinem Tod besuchte sie ihn aufgedonnert und nur von sich erzählend im Krankenhaus. Für ihn und seine grauenhafte Situation hatte sie keine menschliche Regung übrig. Hätte sie es sich gewagt und wäre zur Beerdigung erschienen, dann hätte ich sie mindestens vom Friedhof gejagt.
Mein Mann hatte einen schizophrenen und manisch-depressiven Vater - erst seit er ENDLICH tot ist, können wir aufleben, weil uns jetzt niemand mehr mittelpunktsüchtig die Kraft raubt, die wir eigentlich zum Leben brauchen, was auch immer wieder unsere Ehe stark belastet hat.

Mach Nägel mit Köpfen - auch um Deines Kindes Willen.

Viel Glück und alles Gute!

Fiammetta

 
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