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Geschrieben von Jorinde17 am 06.10.2018, 10:58 Uhr

Etwas zu hohe Erwartungen...

Genau wie Du sagst, geht es ja um zwei unterschiedliche Probleme. Deshalb vielleicht zuerst mal die Sache mit den Ermahnungen und dem Nicht-Zuhören: Ein viereinhalbjähriges Kind ist noch nicht in der Lage, die Gefahren des Straßenverkehrs auch nur annähernd einzuschätzen. Sein Bewusstsein sieht tödliche Gefahren nicht vor. Deshalb ist es jetzt noch Deine Aufgabe, ihm zu sagen: „Stopp. Hier halten wir.“ Es ist zu früh zu erwarten, dass er das schon selbst tut, wenn er die Straße überquert. Nicht einmal sechsjährige Kinder sind schon sicher im Straßenverkehr. Sie lassen sofort alle Vorsicht beiseite, wenn man sie ablenkt.

Kinder kennen auch keine Eile. Eile, die Uhr, Termine sind alles Erfindungen der Neuzeit, sie sind nicht wirklich in unserer Natur angelegt. Ich kenne kein einziges Kindergartenkind, das morgens nicht trödeln würde! Meine Kinder waren genauso, und auch ich war dadurch gestresst. Aber ich konnte es gleichzeitig auch verstehen, denn kleine Kinder interessieren sich nicht für Uhren, und der Sinn von Hetze erschließt sich ihnen noch nicht.

Es könnte vielleicht sein, dass Du generell sehr viel auf Deinen Sohn einredest und ihn zu oft ermahnst. So dass er längst auf Durchzug gestellt hat. Kleine Kinder können sich nur sehr wenige Regeln merken, man denkt da maximal an drei bis vier. Viele Eltern erwarten aber, dass das Kind schon unzählige Regeln versteht und anwendet. Sie werden dann täglich enttäuscht, weil das Kind dies einfach noch nicht leisten kann und die ewigen Ermahnungen irgendwann ignoriert.

Problem 2, die Abwehrhaltung Deines Sohnes, könnte aus all dem resulieren. Seine Abwehr-Gesten klingen, als sei er etwas genervt. Die meisten Kinder haben Phasen, in denen sie weniger verschmust sind. Das Problem ist, dass wir Mütter das ungern respektieren. Wir packen und knuddeln oder küssen das Kind trotzdem, das ist ein starker Impuls. Aber die Folge ist, dass das Kind noch mehr auf Distanz geht, weil ihm das gerade zuviel ist. Meine Tochter hatte auch so eine Phase. Es ist schwer, sich als Mutter dann zurückzuhalten mit Liebesbezeugungen. Du solltest dies aber jetzt eine Zeitlang machen.

Versuche, Deinen Sohn nicht „zwangszubeschmusen“ oder zu umarmen. Warte, bis ER wieder Nähe und Körperkontakt sucht, auch wenn das einige Wochen oder sogar Monate dauert. Biete Nähe an, dränge sie aber nicht auf. Sage ihm ab und zu, dass Du ihn lieb hast, aber nicht andauernd. Wenn Du es ihm abends sagst, ist das natürlich okay. Und wenn er dann antwortet, dass er Dich aber nicht liebt, darfst Du lächeln und sagen: Das macht nichts, ich hab‘ Dich trotzdem immer lieb! Wichtig ist, jetzt nicht gekränkt zu reagieren, bleibe souverän und gelassen.

Als ich mich bei meiner Tochter in ihrer distanzierten Phase zurückgehalten habe, wurde ich damit belohnt, dass sie einige Wochen später wieder von sich aus mehr Nähe gesucht hat. Eine Freundin von mir dagegen hat ihre eigene Tochter, die ungefähr zur gleichen Zeit so „borstig“ war, weiterhin (aus guter Absicht) zwangsbeschmust. Mit dem Ergebnis, dass das Mädchen auf Jahre hinaus die Annäherungen ihrer Mutter abgeblockt hat. Meine Freundin konnte es einfach nicht lassen, die vom Kind gewollte Distanz einfach zu ignorieren, und ihre Tochter wurde immer genervter.

Dein Sohn bräuchte außerdem jetzt viel Papa-Zeit, finde ich: Väter ermahnen nicht ständig, erwarten nicht soviel, haben nicht dauernd Angst um einen und trauen einem auch mal etwas zu. Ihr Körperkontakt ist auch eher lustig-tobend als vermust. Ich glaube, Dein Sohn ist gerade in einer etwas „männlicheren“ Phase, wo er sehr von gemeinsamen Unternehmungen mit dem Papa profitieren kann, er ist gerade nicht so im „Mama-Modus“. Rege Deinen Partner an, am Wochenende Vater-Sohn-Aktionen mit ihm zu machen: Autowaschen gehen, Winterreifen aufziehen, einen Sport-Flugplatz oder richtigen Flughafen besuchen, zu einer Modellbahn-Ausstellung gehen usw. Jungs-Sachen eben.

LG

 
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