September 2008 Mamis

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Geschrieben von seestern78 am 20.08.2010, 22:46 Uhr

Problemkind im Kindergarten (etwas lang)

Hallo Ihr Lieben,

wir haben ein wunderbares erstes Kindergartenjahr hinter uns. Jetzt waren Ferien und die großen Kinder, die auf Piet aufgepasst haben, sind in der Schule. Dafür rücken natürlich kleinere Kinder nach. Ein Kind ist neu in der Gruppe und haut, beißt, kratzt die anderen und nimmt Ihnen alles weg. Er hat Piet 2 Tage hintereinander absichtlich im Gesicht gekratzt, so dass er 2x geblutet hat. Die Erzieherinnen haben mich sofort informiert und mir gesagt, dass es nicht wieder vorkommt, dass sie das Kind im Auge haben und die Leiterin über den Jungen informiert ist. Es wird sich bald "was" ändern und es werden "Maßnahmen" ergriffen. Was heißt denn das wohl?

Piet erzählt mir jetzt seit einer Woche folgendes vorm Schlafen gehen: Julien haut, Julien böse, Piet weint. Julien kratzt, Julien haut, Lisa weint, Julien beißt, Lea weint. Einmal kam ich gerade rein als Julien Lea in den Rücken gebissen hat. Es hat Ihr seeehr wehgetan. Die Erzieherin hat Julien auf den Stuhl gesetzt, das wars. Sie war auch allein und hat sich dann um Lea gekümmert. Nun möchte Piet nicht mehr so gerne in die Vormittagsgruppe (nachmittags ist es ok, da ist der Junge zuhause). Wenn er Julien sieht, sagt er gleich Mama Arm, Mama Arbeit Nein. Heute nachmittag musste Piet auf die "stille Treppe", weil er auch anfängt andere Kinder zu hauen und Ihnen den Schnuller wegnimmt. Ich bin der Meinung jetzt hat er sich es abgeguckt. Vorher hat er sowas nie gemacht, er testet jetzt das gleiche wie Julien. Ich möchte schleunigst, dass der Junge damit aufhört, damit Piet nicht länger in dieser Situation ist.

Habt Ihr irgendwelche Ideen, wie man damit umgeht? Am Montag spreche ich erst mit den Erzieherinnen und wenn da nichts konkretes bei rauskommt, gehe ich gleich weiter zur Leiterin. Fällt Euch nochwas ein? Es muss ganz schnell aufhören, damit es nicht noch schlimmer wird.

Gruss Katrin

 
11 Antworten:

Re: Problemkind im Kindergarten (etwas lang)

Antwort von Bubbles am 25.08.2010, 22:46 Uhr

Das ist eine langwierige Angelegenheit. Wir haben auch so ein Kind im Kindergarten und nach einem Jahr (!) wird es jetzt etwas besser, das Kind ist jetzt 3 geworden und spricht besser. Ich habe den Eindruck, mit jedem Wort, das der Junge lernt, haut oder beißt er an dem Tag einmal weniger.

Da ist man schon ein bisschen hilflos, und auch ärgerlich. Richtige Tipps kann ich Dir auch nicht geben. Ich habe meinem Sohn immer erklärt, dass der Kleine sicht halt noch nicht so richtig verständlich machen kann - aber mein Sohn ist halt auch 5 (fast 6) und versteht solche Erklärungen, da wirst Du bei Deinem vermutlich nicht weit kommen.
Wichtig ist eigentlich, den Jungen immer bestimmt, aber trotzdem liebevoll sofort aus der Situation herauszunehmen. Der Stille Stuhl hat bei unserem Fall nie lange geholfen, weil der Junge zwar nach einer Weile brav sitzen blieb, aber meiner Meinung nach nie echt verstanden hat, was er für einen Fehler gemacht hat. Einmal konnte ich beobachten, wie die Oma ihm eins auf die Finger gegeben hat, als er Mira (damals knapp 1 Jahr) ins Gesicht hauen wollte. In der Situation war ich so perplex, dass ich nichts sagen konnte, aber im Nachhinein habe ich den Kleinen sehr bedauert - immerhin weiß ich jetzt, wo er vermutlich gelernt hat, dass Schlagen eine akzeptabele Kommunikationsform ist...

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Re: Problemkind im Kindergarten (etwas lang)

Antwort von Kuscheling am 26.08.2010, 12:53 Uhr

Liebe Katrin,

Gerade habe ich einen langen Text geschrieben und versehentlich gelöscht. Nun habe ich keine Zeit mehr.

Bevor ich alles noch einmal schreibe:
Was willst du bei Erzieherinnen und KiTa-Leitung ansprechen?
Das Problem mit der "stillen Treppe"? Das fände ich sehr wichtig.
oder
Das "Problem" mit dem anderen Kind? Das fände ich als Mutter eines genau solchen "Problem"kindes fürchterlich.

Wie wäre es, wenn du, falls letzteres der Fall ist, die Mutter des Kindes auf einen Kaffee einlädst und erst einmal versuchst, herauszubekommen, wie die so drauf ist?

LG
Maja

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Re: Problemkind im Kindergarten (etwas lang)

Antwort von Andrea&Würmchen am 26.08.2010, 22:34 Uhr

Ja, so etwas ist schwierig. Aber ich muss Dir die Hoffnung nehmen, dass das "Problem" schnell behoben werden kann.

In der Kindergartengruppe von Lotte ist ein Kind, das sich ähnlich verhält. Wenn einer kratzt, beißt, haut, tritt, dann ist das immer er. Aber was können die Erzieherinnen tun? Natürlich reden sie mit ihm und mit den Eltern. Natürlich gibt es "Konsequenzen", aber ob und wann die fruchten, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Nachdem meine Tochter eher die Dulderin ist, habe ich sie tatsächlich ermuntert, sich zu wehren. Was soll ich sonst tun? Die KInder lernen, dass sie sagen sollen, wenn sie etwas nicht möchten. Aber wenn der Junge weitermacht, meine Güte, dann darf sie sich auch wehren. Blaue Flecken, Bissstellen und ausgerissene Haare - tut mir Leid, das geht nicht.

Da Piet natürlich noch recht jung ist, ist es fraglich, inwieweit er Argumentationen versteht und "Maßnahmen" als solche erkennen kann. Und mit 2 ist eben Nachahmung noch das erste Mittel, wenn es ums Lernen geht. Dass er sich da gerade Julien ausgesucht hat, ist nicht schön, aber verständlich. Vermutlich bekommt Julien durch sein Verhalten verstärkt die Aufmerksamkeit der Erzieherinnen - das ist doch toll! Die "stille Treppe" werden die Kinder in dem Alter nicht als solche erkennen und vielleicht ist sie eher Teil des "Spiels" als Strafe...

Aber ich bin der Meinung, dass Kinder (und seien sie noch so klein) eben auch mit solchen Situationen umzugehen lernen müssen. Vermutlich wird es eine Weile dauern, bis er und die anderen Kinder verstehen, dass Juliens Verhalten (ihm selbst und den anderen) mehr Negatives bringt als Positives. In unserem Kindergarten war es dann so, dass der Junge von vielen anderen Kindern gemieden wurde. Als er noch unter drei war, war ihm das schlichtweg wurscht. Jetzt, mit dreieinhalb, bemüht er sich um das Wohlwollen anderer Kinder und wird zusehends sozialer.

Das sind schmerzhafte Momente, sowohl körperlich für die Kinder, die unter dem kleinen Teufelchen leiden, als auch seelisch für die Eltern, die ihre Kinder so traktiert sehen. Aber die Handlungsspielräume sind leider begrenzt...

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei dem Gespräch mit der Erzieherin!

LG,
Andrea

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...

Antwort von Kuscheling am 26.08.2010, 23:22 Uhr

Ich entschuldige mich im Voraus, sollte ich jetzt irgendwie verletzend werden, aber mir geht es halt im Moment nicht so toll.

Ich finde es ungerecht, dieses Kind als Problemkind zu bezeichnen oder als Teufelchen. Was ist denn mit den schmerzhaften Momenten, die dieses Kind erlebt und der seelischen Belastung für die Eltern, deren Kind sich so unsozial verhält. Sofort hat man einen Stempel, steckt in einer Schublade.

Der Sami schubst, wenn er mit anderen Kindern Kontakt aufnehmen möchte. Er haut, wenn er im Sandkasten ein Spielzeug nicht hergeben will. Er beißt, wenn ich ihn tragen will, weil ich einen Termin habe und nicht mehr genug Zeit, um den ganzen Weg in seinem Tempo zu laufen. Er zieht mich an den Haaren. Er hat sich das nirgendwo abgeschaut, er macht das einfach. Noch fehlen ihm die verbalen Fähigkeiten, sich anders auszudrücken, noch weiß er nicht, dass Hauen, Kratzen, Beißen weh tut. Woher denn? Ist er deswegen ein Teufel? Bitte entschuldigt, aber das zu lesen, tut mir weh.

Das Kind ist neu im Kindergarten, wenn ich Seesterns Beitrag richtig gelesen habe, jünger als unsere. Was ist, wenn er noch zu klein für Fremdbetreuung und mit der KiTa-Situation überfordert ist, was, wenn ihm die sprachlichen Fähigkeiten fehlen, sich anders mitzuteilen? Ich bezweifele, ob es sinnvoll ist, auf diese kindlichen, meiner Meinung nach bestimmt nicht böswilligen, Gewaltakte mit einem anderen Gewaltakt (denn nichts anderes ist in meinen Augen die Bestrafung mit der stillen Treppe) zu reagieren.
Und ich bin sehr froh, dass ich Sami nicht in den Kindergarten bringen muss. Ich bin mir sicher, dass er sich ähnlich "problematisch" verhalten würde. Ich täte mich bedanken, wenn sich andere Eltern bei wem auch immer über mein Kind beschweren, falls es, was ich vermute, darauf hinausläuft, ohne dass vorher mal jemand mit mir gesprochen hätte. Was, wenn ich arbeiten muss und mir keine Einzelbetreuung leisten kann. Wo soll ich denn hin mit meinem Teufel?

L(und etwas konfuse)G
Maja

PS: Ich meine das bestimmt nicht böse!

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Re: Problemkind im Kindergarten (etwas lang)

Antwort von seestern78 am 26.08.2010, 23:32 Uhr

Die Woche startete schleppend. Nachdem Piet sich übers Wochenende mit anderen Dingen beschäftigte und alles im Kiga vergaß, wurde er am Montagmorgen von Julien mit einen Gesichtsklatscher begrüßt. Julien hat kräftig in die Hände geklascht, aber leider war Piets Kopf dazwischen. Also absichtlich von Julien so gemacht worden. Da bin ich sofort zur Leiterin und habe gesagt, dass ich mir das nicht länger angucken werde. Sie soll sich was einfallen lassen. Piet ist noch zu klein. Eine Erzieherin an Juliens Seite stellen oder so. Ist mir egal was.

Ab Dienstag verlief alles ruhig. Piet war nicht mehr Opfer von irgendwelchen Ausbrüchen, sondern hatte sehr viel Spaß und ging auch gerne wieder in den Kiga. ZUM GLÜCK. Julien jedoch hat jeden morgen Theater gemacht, Spielzeug weggenommen und war, sagen wir mal jeden morgen "ungemütlich".

@Kuscheling: Die Eltern sind leider selbst überfordert. Bald ist Elternabend, da schaue ich mir die nochmal genauer an.

Piet wird auch größer und wenn er nach seinen Eltern kommt, dann lässt er sich das nicht lange gefallen.

Gruss Katrin

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Re: Problemkind im Kindergarten (etwas lang)

Antwort von Kuscheling am 27.08.2010, 7:26 Uhr

Eine 1:1-Betreuung für das Kind wäre sicher keine schlechte Lösung.

Darüber hinaus bitte ich, den pädagogischen Ansatz, dem eigenen Kind in welcher Form auch immer zu vermitteln, sich (mit Gewalt) zu wehren, bzw. sich etwas nicht gefallen zu lassen (was nach meiner Interpretation auf das Gleiche hinausläuft) noch einmal zu überdenken.

Ich werde noch einmal überdenken müssen, ob ich anderen Kindern und Eltern meinen schlagenden und schubsenden Sami weiterhin zumuten kann oder zukünftig Spielplätze, Krabbel- und Stillgruppe nicht mehr besuche und nicht mehr Zug fahre, bis ich unserem Kind beigebracht habe, sich anders zu verhalten (oder es Sprechen gelernt hat).

LG
Maja

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@Kuscheling

Antwort von Andrea&Würmchen am 27.08.2010, 11:16 Uhr

Liebe Maja,

Du brauchst Dich nicht entschuldigen, denn erstens nehme ich Deine Antwort nicht persönlich und fühle mich auch nicht angegriffen - und zweitens wissen wir ja, dass wir in der einen oder anderen Hinsicht andere Ansichten haben. Daher hatte ich auch mit einer solchen Reaktion gerechnet.

Ich erkenne sehr wohl die Problematik, dass fehlende Sprach- und Ausdrucksmöglichkeiten irgendwie kompensiert werden müssen. Ja, mein Kind will mir etwas mitteilen und wird ärgerlich/sauer/böse/ungeduldig, wenn ich es nicht gleich verstehe. Dennoch werde ich nicht durchgehen lassen, dass Klara mich beißt, haut, kratzt, tritt, das Geschirr und ihren Becher vom Tisch fegt, Spielzeug wahllos herumwirft, etc. Das geht mit 10 nicht, mit 5 nicht - und ebensowenig mit 2 Jahren. Ich habe für vieles Verständnis, aber nicht für alles. Ich habe und werde mein Kind nicht in Watte packen, dazu stehe ich auch. Wenn Klara hier ausflippt und auch nach ruhigen Worten von mir weiterhin schreit/brüllt/tobt, ja, dann geht sie für 2 Minuten in ihr Bett. Mit Ankündigung. Sie kann dort (das schrieb ich bereits in einem anderen Beitrag) jederzeit wieder raus, weil wir Gitterstäbe entfernt haben und auch die Tür selbstverständlich offen bleibt.

Meine Erfahrung mit meinen beiden Kindern und auch den Kindern von Freunden zeigt mir darüberhinaus Folgendes: Es gibt sehr wohl einen Unterschied zwischen "Ich-zeige-meinen-Unmut" und "Ich-hau-jetzt-einfach-zu". Und wenn ich Katrin richtig verstanden habe, trifft bei besagtem Julien wohl eher letzteres zu. Auch wenn Du es vielleicht nicht glauben magst: Ich habe Kinder gesehen, die stehen aus dem Spiel auf, gehen auf ein anderes Kind zu, das keinerlei Kontakt zu ihnen hatte in den letzten Minuten - und kneifen es ins Gesicht. Und gehen seelenruhig zurück, um weiterzuspielen. Wo, bitte, ist da der Grund? Mag sein, dass es irgendwo in der kleinen Seele eine Ursache gibt - sorry, aber ich bin nicht willens, das als Mutter des gekniffenen Kindes zu eruieren...

Ich denke nicht, dass ich vorschnell in Schubladen stecke, aber es fällt doch auf, wenn es bei einigen Kindern gehäuft zu solchen, *räusper*, Kontaktaufnahmen kommt - und bei anderen nie. Klara kann wie gesagt hier zuhause richtig ausrasten. Aber Kontakt mit anderen Kindern nimmt sie auf, indem sie sich neben sie stellt und sie beobachtet. Irgendwann geht sie dann hin und hält dem Kind eine Schaufel oder ähnliches hin und bequatscht es. Entweder sie bekommt eine Reaktion - oder eben nicht. Aber ich glaube, ein Schubsen zur Begrüßung würde ihr jetzt einfach nicht in den Sinn kommen. Was nicht heißen soll, dass das ungewöhnlich ist, wenn ein Kind schubst. Aber vielleicht kann man dem Kleinen ja beibringen, dass man zumindest das andere Kind nur leicht antippt, statt so zu schubsen, dass es auf den Po plumpst...

Du findest es falsch, sich zu wehren? Dann sag mir bitte, was die Alternative ist. Wie ich geschrieben habe: Die Kinder lernen im Kindergarten, dass sie sagen sollen, wenn ihnen etwas nicht gefällt oder sie etwas nicht möchten. Wenn das aber nicht fruchtet? Zur Erzieherin gehen? Die im Zweifel auf 15 Kinder achten muss? Beinahe sinnlos... Sie müssen sich in irgendeiner Form zur Wehr setzen. Und wenn das "Teufelchen" (ich setze es absichtlich in Anführungszeichen, denn ich meine das keineswegs abwertend) die sprachliche Argumentation à la "das tut mir weh" nicht versteht (wovon Du ausgehst), dann geht das nur körperlich. Verhalten zieht Konsequenzen nach sich, das müssen die Kinder lernen. Davon bin ich überzeugt. Solange sich das kräftemäßig auf einer Ebene abspielt (also 4-Jähriger gegen 4-Jährigen,etc.) kann ich daran nichts Schlimmes erkennen.

Es gibt immer Extreme - und eben auch die große Masse, die sich dazwischen bewegt. Wie gesagt, ich halte nichts davon, endlos fürsorglich, besorgt und verständnisvoll zu sein. Wenn ich in Deinem Beitrag lese, dass Sami nicht weiß, dass Beißen, Hauen, ... weh tut - ehrlich, dann verstehe ich das nicht. Als Klara mich beim Wickeln blutig(!) gekratzt und gekniffen hat, da habe ich zurückgekniffen. Ja, in der Tat. Es tat nicht weh, aber es war unangenehm. Nur so konnte ich ihr zeigen, warum ich das nicht möchte. In dem Alter, in dem unsere Kleinen jetzt sind, können sie sehr wohl (zumindest ansatzweise) ihr Verhalten und daraus resultierende Verhaltensweisen anderer abschätzen. Das hat mir eine Psychologin in anderem Zusammenhang bestätigt (ohne dass ich sie gefragt hätte).

Und um mal ein bisschen in die Zukunft zu blicken: Sollte Sami mit 15 im pubertären Hormonchaos stecken und weder sein Zimmer aufräumen noch in angemessenem Ton mit Dir sprechen noch etwas für die Schule tun: Reagierst Du dann auch mit Verständnis? Ausnahmslos? Weil es ja die Pubertät ist, die ihn so sein lässt (so wie es jetzt die fehlende Sprache ist)? Ich hoffe, es vergeht noch viel Zeit, bis wir mit solchen Problemen zu kämpfen haben, aber ich mutmaße ins Blaue hinein, dass ich mir nicht verständnisvoll ("Ach, wir waren doch alle mal so") auf der Nase herumtanzen lassen werde.

Es gibt nun mal Verhaltensweisen, die gehen nicht. Das, was Katrin beschreibt, gehört für mich dazu.

Nix für ungut - so sehe ich das nun mal.

Grüße,
Andrea

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Re: @Kuscheling

Antwort von Kuscheling am 28.08.2010, 13:26 Uhr

Ich kann das nicht wirklich beantworten. Es ist zu komplex.

Ich erziehe gewaltfrei. Damit entfällt für mich die Möglichkeit, mein Kind an den Haaren zu ziehen, damit es weiß, dass das weh tut, ihm mit Konsequenzen zu drohen oder es zu bestrafen.

Ich glaube an den Grundsatz, dass Kinder von Natur aus gute und soziale Wesen sind, die sich in der Regel so verhalten, wie es ihren Eltern gefällt. Sollten sie das nicht tun, dann handeln sie nicht in böser Absicht, sondern weil sie ein Bedürfnis haben, welches stärker ist, als der Wunsch nach (elterlicher) Anerkennung.

Ich bin überzeugt, dass das Kind nur lernen kann, respektvoll mit mir umzugehen, wenn ich immer respektvoll mit ihm (und anderen und mit mir selbst) umgehe und ich bin überzeugt, dass es genau das lernen wird. Daher habe ich keine Angst vor der Pubertät, sondern glaube, dass sich dann meine Bemühungen auszahlen werden. Schließlich gibt es bei einem 15jährigen kaum noch wirksame Strafen.

Natürlich versuche ich, Samis Verhalten zu ändern, bediene mich dabei aber der Induktion oder der persönlichen Sprache. Ich finde es normal, dass mein Kind mit 2 Jahren noch nicht gehauen wurde und kann deine dahingehende Versändnislosigkeit nicht verstehen. Er wird ja auch nicht auf die heiße Herdplatte fassen müssen, sich nicht mit dem Messer schneiden, oder vor ein Auto laufen, um zu lernen, dass diese Dinge schmerzhaft sind, oder?

Ich habe mal einige Zeit in einem Kindergarten der Lebenshilfe gearbeitet. Wir hatten so einen Jungen in der Gruppe, der mitten im Spiel oder im Vorbeigehen die anderen Kinder und die Erwachsenen geschlagen, getreten oder gekniffen hat. Grundlos. So lief das bei ihm zu Hause ab, da gab es von Mama und Papa immer Mal einen kleinen Schlag auf den Hinterkopf oder einen kleinen Tritt in den Hintern. Keine der Erzieherinnen hätte dieses Kind vor den anderen als böse bezeichnet, keiner der anderen Eltern hätte seinem Kind geraten sich zu wehren...man hatte einfach einen anderen Ansatz. (und einen anderen Betreuungsschlüssel - 3:7 - eine Erzieherin auf 15 Kinder geht bei so Kleinen meiner Meinung nach gar nicht, in so eine Einrichtung würde ich unser Kind nicht bringen).

Ich werde dem Sami nicht beibringen, sich zu wehren, schließlich kommt er irgendwann in die Schule und mir bricht jetzt schon der Angstschweiß aus bei der Vorstellung, er könne sich gegen zwei oder drei pöbelnde Viertklässer wehren wollen ... oder soll ich ihm beibringen, sich nur gegen Schwächere/ Gleichstarke zu wehren? Das passt allerdings nicht in mein Erziehungsmodell.

Es ist echt schwierig.
LG
Maja

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Re: @Kuscheling

Antwort von Kuscheling am 29.08.2010, 8:45 Uhr

Vielleicht hast du Lust, bei Dr. Posth zu lesen, was im Stichwortverzeichnis unter Induktion und Aggressivität bei Kleinkindern steht. Besser könnte ich es nicht aufschreiben.

LG
Maja

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Re: @Kuscheling

Antwort von Andrea&Würmchen am 29.08.2010, 21:00 Uhr

Hallo Maja,

ich kenne die Meinung von Dr. Posth (und damit vermutlich die derzeit allgemein gültige in der Psychologie) zu den genannten Themen. Ich habe speziell zu diesen beiden Punkten schon vor einem knappen Jahr einiges in seinem Forum und dem Internet allgemein quergelesen (alles habe ich nicht geschafft), als Klara mit ihren Wutausbrüchen anfing und ich nicht wusste, wie ich darauf reagieren soll.

Ich bezweifle nicht, dass die Psychologie hier die eigentlich "richtigen" Ursachen, Gründe, Folgen und Reaktionen aufzeigt. Aber wenn ich ganz ehrlich bin: Ich kann das im Alltag nur in den seltensten Fällen so leben.

Vielleicht bin ich da irgendwie, hm, "limitiert" in meinem Handlungsspielraum, zu einfach gestrickt in meinen Gedankengängen oder was auch immer. Sicher bin ich froh, wenn ich weiß, woher so ein Wutausbruch kommt. Aber ist es deswegen ok, wenn ein einjähriges Kind seine 3jährige Schwester so traktiert, dass sie blutet und völlig aufgelöst weinend zu mir kommt? Soll ich einer Dreijährigen erklären, dass ihre Schwester sich leider nicht besser ausdrücken kann? Hab ich versucht, führte nur zu nichts außer dem Gewohnten: weiterhin Stress, Streit, Schmerzen, Tränen.

Vielleicht kannst Du das Dilemma ein bisschen nachvollziehen, in dem ich mich befand: nehme ich Rücksicht auf den Entwicklungsstand des jüngeren Kindes und lasse daraus resultierendes aggressiv wirkendes Verhalten "durchgehen" (absichtlich in Anführungszeichen, da mir gerade keine bessere Bezeichnung einfällt), leidet das andere Kind zumindest körperliche Schmerzen. Möchte ich die körperliche Unversehrtheit des älteren Kindes wahren, "beschneide" ich das jüngere Kind in seiner Entwicklung. Und jetzt? Ich habe keinerlei pädagogischen Hintergrund und habe daher aus dem Bauch heraus entschieden, Klara möglichst altersgerecht verständlich zu machen, dass Hauen & Co. weh tut. Ich habe nicht den Eindruck, dass ihr das geschadet hat - aber sie hat verstanden und wehrt sich nun anders, z.B. indem sie schreit. Das ist nervig, tut aber nicht weh. In MEINEN Augen eine Win-Win-Win-Situation (für sie, ihre Schwester und uns Eltern).

Zu Deinen Erfahrungen mit dem Kindergarten der Lebenshilfe möchte ich noch sagen, dass mir der Junge mit dieser Geschichte sehr Leid tut. So ein Hintergrund ist dramatisch. Allerdings kann ich so eine Familienhistorie bei dem Jungen in unserem Kindergarten ausschließen. Seine Eltern sind sehr liebevoll und fürsorglich, kommen beide aus pädagogischen Berufsbereichen. Dass das keine Garantie für einen guten Umgang ist, weiß ich, aber in diesem Fall stimmt wirklich alles. Und dennoch ist dieses Kind aggressiv (gewesen). Du hast sicher auch gelesen, dass Dr. Posth vom "reaktiven Wehren" (wenn ich das richtig in Erinnerung habe) spricht, das bis zu zwei Jahren glaube ich stattfindet. Es ist also natürlich, dass Kinder sich verteidigen. Wenn aber auf der einen wie auf der anderen Seite eine gewisse Grenze überschritten wird, dann habe ich schon den Anspruch, dass mir jemand Wege aus dem Desaster aufzeigt. Und zwar sowohl für die Seite des "aktiven" als auch für die des "passiven" Kindes.

Du hast auf jeden Fall recht: Das Thema ist zu komplex, um es mal eben umfassend und allgemeingültig abzuhandeln. Letzten Endes muss doch jeder für sich selbst entscheiden, ob ihn die Handgreiflichkeiten eines anderen Kindes an seinem eigenen stören oder ob er das vor dem Hintergrund des persönlichen Entwicklungsstandes der Kinder tolerieren und akzeptieren kann. Und da ist die Toleranzgrenze ja nun doch recht individuell.

Grüße,
Andrea

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Ích wollte gar nicht so einen großen Stein ins Rollen bringen

Antwort von seestern78 am 29.08.2010, 22:47 Uhr

Hallo Ihr Lieben,

ich muss nochmal sagen, als 2-3 Jähriger MAL hauen, weil man nicht einverstanden ist, finde ich jetzt nicht unbedingt ungewöhnlich, wenn man noch nicht richtig sprechen kann, aber ständig viele Kinder in einer geschlossenen Gruppe abwechselnd und absichtlich beißen, kratzen, kneifen und hauen, halte ich für sehr unnatürlich. Jeden Morgen ist der kleine Julien in Action und versucht durch Angriffe und Schreien seinen Willen zu bekommen, z. B. das andere Spielzeug zu bekommen, obwohl er schon verstehen sollte, dass es Deins und Meins gibt. Ich meine, seitdem Julien in der Gruppe ist, kann Piet ganz klar und deutlich mit böser Miene MEINS und ICH sagen als würde er sein Leben verteidigen, dabei geht es z. B. nur um ein kleines gelbes Auto.

Vorher brauchte er sich nicht unter 20 Kindern so behaupten, die anderen geben auch mal was ab und beziehen ihn total ein - bis auf Julien, dem fehlt das "soziale" Verhalten total. Da er dies nicht insoweit gelernt hat, wie die anderen Kinder, bräuchte er eine Betreuung mit einem besseren Betreuungsschlüssel oder sollte in eine integrative Gruppe, weil die normale Gruppe seinen Bedürfnissen nicht gerecht werden kann und andere Kinder unter ihm leiden - stündlich.

Gruss Katrin

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