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Geschrieben von Kikilotta am 05.01.2013, 10:34 Uhr

Was ist antisemitisch - kann mir das jemand erklären.....?

Erst einmal finde ich die Unterscheidung Antisemitismus und Antijudaismus sehr wichtig, die du glaube ich ein bisschen durcheinanderbringst.

Antijudaismus = Judenfeindlichkeit aus religiösen Motiven
Antisemitismus = Judenfeindlichkeit aus "rassischen" und ethischen Motiven

Also wird bei Antisemitismus primär NICHT wegen dem Glauben verurteilt, sondern wegen anderen - für mich allermeist absolut hanebüchenen - Gründen.

Antisemitismus ist direkt verbunden mit dem Staat Israel und dem Zionismus. Beschäftige dich etwas eingehender mit dem Judentum und du wirst erkennen, dass das Land Israel, der Staat, das Volk untrennbar sind von der Religion, das sind nicht "ganz unterschiedliche Dinge". Das ist ein zentraler (und sehr offensichtlicher) Bestandteil, also ist Kritik an Israel auch meist Kritik am Judentum für die "Betroffenen"

Ich bin aber davon überzeugt, dass der Begriff "Antisemit" zu schnell und zu extrem benutzt wird und finde deine Fragen sehr angebracht. Ich glaube wir sind alle noch immer gebrannte Kinder durch die ganze Shoah. Die ganze Geschichte der Judenverfolgung v.a. im 2 WK ist extrem von Emotionen geprägt. Einerseits bestimmt durch die aussergewöhnlich gute Dokumentation, die in anderen historischen und ebenfalls unglaublich brutalen Ereignissen gefehlt hat - Geschichte wird ja bekanntlich von den Siegern geschrieben (der Völkermord an den Armeniern wird ja noch immer wenig thematisiert, ebenso der Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern). Sicher auch sind Emotionen da, weil so viele Betroffene davon erzählt haben und ihre für uns absolut unfassbaren Erlebnisse berichtet haben. Auch, weil eine gewisse Zäsur an Gewalt massivst überschritten wurde. Die Shoah ist auch extrem in Bezug auf das Judenbild. Meiner Meinung nach wurde die nationalsozialistische Judenvorstellung nicht aufgrund der damals Lebenden Juden gemacht, sondern sie wurde erst konstruiert "der Jude" als Feindbild (da gibt es auch haarsträubende TExte oder Kidnerbücher dazu), welcher dann auf die Juden projiziert wurde. So viele verschiedene Gründe führen dazu, dass wir wohl einfach noch immer sehr vorsichtig und ängstlich sind gegenüber diesem Thema.

Ich bin aber absolut deiner Meinung, dass der Staat Israel nicht kritisiert werden darf. Meinungsfreiheit sollte gewährleistet sein, und das auch auf solche Kritik! Obwohl hoffentlich klar ist, was ich von Holocaustleugnern halte, finde ich es doch sehr heikel "Meinungen zu verbieten", da ist man ein bisschen übersensibilisiert in diesem Thema. Der Staat Israel hat dann für mich nicht mehr viel mit der Shoah zu tun - und da ich mit Gewalt allgemein nicht wirklich viel anfangen kann, muss auch Israel im Nahostkonflikt kritisiert werden. Wie du sagst, die Siedlungspolitik entspricht absolut nicht dem, was ich mir unter Menschenrechten vorstelle!! Alles andere wäre nicht sachlich und zu parteiisch.

Viel mehr als Antisemitismus sehe ich in diesem Konflikt einen Antiislamismus gegenüber Palästina!!!!! Ich finde den nämlich momentan viel viel prekärer, unsere schöne "Religionsfreiheit", aber die meisten Menschen können nicht mal Islam von Islamismus trennen bzw. unterscheiden. Und gerade in diesem Konflikt ist mir wichtig, dass auch dies reflektiert wird...

Liebe Grüsse, Kikilotta

 
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