ADHS - ADS

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Geschrieben von Dezemberbaby2012 am 18.09.2022, 19:28 Uhr

Was machen

Hallo,

bei uns ist eine Smartwatch auch verboten. Obwohl sie ausdrücklich KEINE Abhörfunktion hat. Die Schule argumentiert, das Kind könnte ja jederzeit vom Sekretariat aus zu Hause anrufen. Das hilft mir aber natürlich auf dem Schulweg unheimlich viel.....
Rein rechtlich können sie das Mitbringen/Tragen der Smartwatch eigentlich nicht verbieten, sie können nur verlangen, dass sie in der Schule ausgeschaltet ist. Wir geben ihm die Uhr mittlerweise morgens in die Seitentasche des Ranzens und wenn etwas ist, nimmt er sie heraus und ruft uns an.

Letztens war Waldausflug, da habe ich sie ihm aus Sicherheitsgründen (er hat bei Streit manchmal Weglauftendenzen) ums Handgelenk gemacht, da gab es in der Schule wohl großen Ärger. Beim nächsten Ausflug werde ich das vorher kommunizieren und auf eine Ausnahmeregelung bestehen. Deshalb haben wir auch für dieses Schuljahr erstmals einem Nachteilsaugleich beantragt. Nicht, dass er das notenmäßig sehr nötig hätte, aber mich nervt diese fehlende Flexibilität und ich hoffe, dass ich die Lehrer so noch mehr für die Probleme bei ADHS sensibilisiere. Mit der Klassenlehrerin ist die Zusammenarbeit sehr gut aber jedes Jahr wechseln die Nebenfach-Lehrer und bei denen fehlt oft das Verständnis und er wird einfach für uninteressiert, unselbständig, frech oder schlecht erzogen gehalten.

Zum Thema Förderschule:
Meine eigenen Gedanken zu dem Thema sind folgende. Wenn dein Kind grundsätzlich intelligent und neugierig ist, wäre die Regelschule der richtige Platz für sie. Aber: dort kann/wird es zu Beginn stressig werden. Du musst dir klar sein, dass du zeitweise viel Zeit und Nerven investieren musst. Du bist sozusagen die Privatlehrerin für dein Kind. ADHS-Kinder brauchen tendenziell wesentlich länger für die Hausaufgaben, schaffen oft nicht die Aufgaben in der Schule und müssen die dann zu Hause auch noch nacharbeiten und sie verstehen den Stoff oft nicht so, wie ihn die Lehrer erklären. Ihr Gehirn funktioniert anders, daher benötigen sie eine andere Art und Weise des Stoffvermittelns. Das kann die Lehrerin im Unterricht nicht leisten, weil sie noch den Rest der Klasse zu unterrichten hat. Die gute Nachricht: das kannst du zu Hause nachholen. Und wenn die mit deiner Hilfe vermittelte Basis (Schrifterwerb, grundlegende Rechtschreibung und Grammatik, 1+1/1x1) erstmal sitzt und das Kind dann auch nach und nach gelernt hat, wie man überhaupt lernt, dann kannst du dich immer mehr rausziehen. Anfangs wirst du daneben sitzen müssen, das Kind kleinschrittig anleiten und gute Nerven brauchen.

Einfacher für euch und das Kind (und die Lehrer der Regel-Grundschule......) ist es natürlich, wenn das Kind auf eine Förderschule geht, weil es da weniger gefordert wird. Dort wird es auch wenige oder sogar keine Hausaufgaben geben.

Aber genau das ist eben andererseits auch schon das Problem. ADHS-Kinder sind meist sehr schlau und neugierig, das sind u.a. ihre Stärken. Auf der Förderschule werden sie intellektuell unterfordert. Sie können ihre Stärken nicht ausleben. Das kann sich negativ auf ihr Selbstwertgefühl und ihre Schullust auswirken. Und vor allem: ADHSler sind meist aufgrund ihrer Stärken und Schwächen für solche Berufsbilder ideal, die eine entsprechende Schulbildung verlangen. Maurer, Verkäufer oder Sachbearbeiter sind eher nicht so passend. Meist geht es bei Ihnen ums Tüfteln, Erfinden, kreativ sein, etwas bewegen. Und dafür braucht man in Deutschland meist eine etwas höhere Schulbildung. In 9-to-5-Jobs werden sie als Erwachsene meist nicht glücklich werden. Jetzt könnte man ja sagen, dann holt er halt die Schulbildung später noch nach, wenn es ihm so wichtig ist. Das ist aber eben das zweite Problem: ADHSler haben viel größere Probleme als „Normalos“, sich dann später nochmals zu motivieren, wieder täglich die Schulbank zu drücken.

Und es von einer Förderschule wieder auf eine (der Intelligenz entsprechende) Regelschule zu schaffen, womöglich sogar aufs Gymnasium, ist einfach sehr schwer. Hinzu kommt, dass dein Kind auf der Förderschule ausschließlich mit anderen Kindern, die ebenfalls Förderbedarf haben, zusammen ist. Es fehlen schulische und eventuell auch verhaltenstechnische Vorbilder. Vielleicht wäre eine Förder-Grundschule extra für ADHS ideal, die gibt es aber meines Wissens nicht.

Aus allen diesen Gründen habe ich versucht, mein Kind auf der Regelschule beschulen zu lassen. Und der Erfolg gibt uns bisher Recht. Unser Kind ist (inzwischen) glücklich auf der Schule.

Auch zu bedenken: Es gibt nach der UN-Behindertenrechtskonvention (und anderen Gesetzen) in Deutschland ein Recht auf Inklusion und das gilt nicht nur für blinde oder gehbehinderte Kinder, sondern auch für unsere Kinder. Auch wenn das manchem Schulleiter zunächst nicht klar zu sein scheint.

Mit der Klassengröße hast du Recht. Wir hatten das Glück, dass auf unserer Dorfschule bisher nur 15-20 Kinder in der Klasse waren. Gibt es bei Euch in der Nähe vielleicht eine Montessori- oder Waldorfschule mit kleineren Klassen?

Also ich persönlich würde eine Förderschule wirklich nur im Extremfall in Erwägung
ziehen. Wenn das Kind verhaltensmäßig unbeschulbar wäre (z.B. dauerhaft andere
Schüler schlägt oder mit Sachen um sich wirft). Oder wenn es auf der Regelschule übermäßig leidet.

Aber natürlich muss jede Familie ihren eigenen, für sie passenden Weg finden. Das ist einfach nur meine eigene Sichtweise und Erfahrung, die dir vielleicht bei der Entscheidungsfindung in die eine oder andere Richtung weiterhilft.

Mir wurde hier damals so viel im Forum durch die Erfahrungen anderer geholfen, dass ich einfach ein bisschen davon zurückgeben möchte

Liebe Grüße

Dezemberbaby

 
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